Bilal. Als Illegaler auf dem Weg nach Europa

Autor: Fabrizio Gatti. Verlag: Kunstmann, 460 Seiten, Gebundene Ausgabe 24,90 Euro.
23. Juli 2016 |

Bilal ist ein Illegaler, unterwegs auf einer der berüchtigten Transitrouten vom Senegal über Mali und Niger durch die Sahara nach Libyen und weiter zur Insel Lampedusa. Bilal ist Fabrizio Gatti, der sich als Migrant unter die anderen gemischt hat, um zu erleben, was sie erleben, und davon zu erzählen. Von Dakar zieht er mit dem Flüchtlingsstrom in die Sahara, auf klapprigen Lastwagen durchqueren sie unter unvorstellbaren Entbehrungen die Wüste.

Es ist ein Reisebericht aus der Hölle: über einen tausende Kilometer langen Schreckensweg voller Gefahren, Erniedrigungen und Misshandlungen, der in Europa meist in einer Art von Sklaverei endet. Der moderne Menschenhandel entlang des großen Trecks ist auch ein brutales, hochprofitables Geschäft.

Verständnis schaffen

Wie immer die Freiheitskämpfe in Libyen enden: Die Odyssee der Arbeitssklaven hat gerade erst begonnen. Fabrizio Gatti ist, als Augenzeuge und Schriftsteller, ihr Chronist geworden. Gatti, Journalist beim Corriere della Sera, inzwischen Chefreporter des Espresso, hat unter falschem Namen bereits als illegaler Erntehelfer, in Obdachlosenquartieren, einer Strafanstalt sowie im Mafia- und Drogenmilieu gelebt und recherchiert. Dreimal wurde er während seiner Reportagen inhaftiert. 2007 erhielt Gatti den Europäischen Journalistenpreis; für Bilal wurde er mit dem Premio Terzani ausgezeichnet.

Durch die haargenaue und lebensnahe Beschreibungen Gattis, fühlt man sich mittendrin im Geschehen statt nur darüber zu lesen. Beim Lesen entwickelt man extreme Emotionen als wäre man gerade in diesen schrecklichen Situationen. Gatti schafft es dieses Buch als eine gelungene Mischung aus Roman und Dokumentation hervorzubringen, was das Lesen sehr flüssig macht und einen kaum aufhören lässt. Um die erschreckenden Verhältnisse, die sich vor allem in Afrika abspielen, verstehen zu können, sollte man dieses Buch gelesen haben.

Australische Flüchtlingslager: „Fabriken für psychische Erkrankungen“

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Es schafft es, uns die Ansichten der Flüchtlinge näher zu bringen und (hoffentlich) größeres Verständnis gegenüber diesen Menschen zu haben. Auch wenn das Erscheinungsdatum knapp sechs Jahre zurück liegt, ist es aktueller denn je!

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.