Blaue Einzelfälle kehren heim ins Reich … der FPÖ

Es kommt manchmal aber doch vor, dass FPÖ-ler aus ihrer Partei ausgeschlossen werden. Wenn das passiert, lobt sich die FPÖ, wie konsequent sie gegen „Ausrutscher“ vorgeht. Doch viele der in Ungnade Gefallenen werden nach einiger Zeit wieder in die Partei geholt.
25. November 2015 |

Aus der FPÖ wegen rechtsradikaler Aussagen ausgeschlossen zu werden ist relativ schwierig. Dafür reicht es nicht einmal, verzweifelte Flüchtlinge, die übers Mittelmeer kommen, mit dem Lied „Eine Seefahrt die ist lustig…“ lächerlich zu machen (Christian Höbart). Selbst die strafrechtliche Verurteilung von Susanne Winter reichte nicht aus, um aus der FPÖ ausgeschlossen zu werden. Dazu kam es erst nach einem öffentlichen Aufschrei, weil sie ein antisemitisches Postings geliked hatte.

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Wir erinnern uns wahrscheinlich alle noch an Andreas Bors, Bezirksobmann der FPÖ Tulln. Von diesem war ein Foto aufgetaucht, auf dem er mit erhobenem rechtem Arm posiert. Bors erklärte seine Pose damit, dass dieses Bild in einer Silvesternacht beim Singen von Rapid-Liedern aufgenommen worden sei. Trotz dieser kreativen Entschuldigung wurde er von der FPÖ beurlaubt, so zumindest die FPÖ-Story. Strafrechtlich wurde das Ganze nicht verfolgt, weil das Foto 2006 aufgenommen wurde und der Fall somit verjährt ist.

Keine Einzelfälle

Laut Profil-Recherche hat Andreas Bors mittlerweile, nicht einmal ein Jahr nach der Beurlaubung, alle seine Ämter wieder inne. Eigentlich war er nie ganz weg von der FPÖ. Schon eine Woche nach Aufgabe seiner Ämter, soll er an einer Versammlung einer freiheitlichen Ortsgruppe teilgenommen haben. Fälle wie Bors kommen in der FPÖ häufig vor:

  • Als Stefan Gotschacher, langzeitiger Sprecher der Wiener FPÖ, auf Facebook unter anderem ein Zitat aus einem Waffen-SS-Lied verbreitete („Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu“), wurde er aus der FPÖ ausgeschlossen. Gotschacher wurde vom Vorwurf der Wiederbetätigung von einem Geschworenengericht freigesprochen. Mittlerweile ist er wieder Pressereferent der Wiener FPÖ.
  • Heimo Borbely, Obmann der FPÖ Lichtenwörth, postete im Mai 2013 den Artikel „Türken dürfen Kinder vergewaltigen“ und beschwerte sich über die „arschkriecherische“ und „verschissene“ österreichische Justiz. Borbely wurde rechtskräftig verurteilt und legte alle seine Ämter nieder. Trotzdem kandidierte er bei den Gemeinderatswahlen im Jänner 2015 und sitzt mittlerweile wieder für die FPÖ im Ortsparlament.

Gesinnungsgemeinschaft FPÖ

Die Liste verstoßener und wieder aufgenommener FPÖ-ler ist noch deutlich länger. Offensichtlich handelt es sich nicht um ein Versehen.

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Die FPÖ sendet eine klare Botschaft an ihrer Mitglieder: Wenn der öffentliche Druck zu groß wird, distanzieren wir uns vielleicht von euch, aber wenn Gras über die Sache gewachsen ist, haben wir immer einen Platz für euch. Man ist ja schließlich eine Gesinnungsgemeinschaft.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.