Dallas Shooting: Eine Krise für Black Lives Matter?

Während eines Protests gegen die Ermordung von zwei Schwarzen durch die Polizei eröffnete ein Scharfschütze das Feuer auf Sicherheitskräfte in Dallas. Obwohl sich der Attentäter selbst von der Protestbewegung „Black Lives Matter“ distanzierte, versuchen Medien und Behörden sie für die Tat verantwortlich zu machen.
12. Juli 2016 |

Am 5. und 6. Juli werden in den USA binnen 48 Stunden zwei Schwarze vor laufender Kamera, von Polizisten ermordet. Alton Sterling, und Philando Castile, reihen sich in eine lange Kette rassistisch motivierter Polizeigewalt ein. Black Lives Matter (BLM) organisierte am Tag darauf Märsche, unter anderem in Dallas (Texas).

Dieser verläuft friedlich, doch um circa 21:00 Uhr fallen plötzlich Schüsse. Aufnahmen zeigen, wie Aktivist_innen marschieren, doch dann ganz plötzlich auseinander laufen. „Zuerst dachten ich, die schießen auf uns“, meint eine Demonstrantin. Schnell wird jedoch klar, ein Scharfschütze schießt gezielt auf Polizisten. Fünf Beamte werden getötet und elf verletzt, bevor der Attentäter von einem SWAT-Team mit einem Bombenroboter in die Luft gesprengt wurde.

Black Lives Matter reagiert

In den letzten drei Jahren wurden laut „Mapping Police Violence“ mehr als 1.000 Schwarze durch die Polizei getötet. Der Attentäter Micah Johnson (25) gab an, sich für die Polizeimorde rächen zu wollen, und war mit BLM unzufrieden. Johnson war Afghanistan-Veteran.

Auf ihrer Website nimmt BLM dazu Stellung: „Schwarze Aktivisten haben die Stimme erhoben um die Gewalt zu beenden, nicht um sie zu eskalieren. Die Taten eines Einzelnen einer ganzen Bewegung anheften zu wollen, ist unverantwortlich.“ Fest steht, „schwarz sein“ in den USA bedeutet, man kann jederzeit, bei einer Verkehrskontrolle oder am Weg zum Supermarkt, von der Polizei getötet werden. Wen wundert es also, wenn blaue Uniformen zunehmend als Bedrohung wahrgenommen werden?

Schadet Dallas der Bewegung?

Obwohl BLM sich distanziert, und Johnson nie Mitglied war, werden beide medial miteinander in Verbindung gebracht. Seit man sich 2013 formiert hat, kämpft man gegen ein verzerrtes Medienimage an. Der Slogan „Black lives matter“ wurde kritisiert und die Bedeutung bewusst verdreht. Man beschuldigt die Bewegung, Stimmung gegen Polizisten zu machen. Der legitime Aufschrei nach einem Ende der Polizeigewalt und Kritik am profitorientierten Gefängnissystem der USA werden bewusst erstickt.

„Black Lives Matter“: Größtes Einkaufszentrum der USA belagert

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Aktivist_innen stehen vor einer großen Herausforderung: Die Tat wird mit der Bewegung in Verbindung gebracht und kann als Totschlagargument benutzt werden. BLM jedenfalls scheint auch in Zukunft nicht vorzuhaben, die Straße zu meiden. Am Samstag den 9. Juli, gab es wieder Proteste in Atlanta, Washington, Miami und Florida, an denen Tausende teilnahmen.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.