Flüchtling erzählt: „Polizisten behandelten uns wie Verbrecher!“

Politiker_innen und Boulevardmedien behaupten gerne, wie gut es Asylwerber_innen in Österreich nicht geht, aber kaum einer macht sicht die Mühe, mit den Menschen auch einmal zu reden. Faisal Khan (Name zum Schutz der Person geändert) beschreibt in seinem Leserbrief den Polizei- und Behördenrassismus, mit dem er täglich konfrontiert ist.
25. April 2017 |

Ich und meine Freunde sind Fußball spielen gegangen und hatten nur Sportbekleidung an. Als wir auf dem Weg nach Hause zurück in die U-Bahn-Station gingen, wollte ich mich von allen verabschieden, weil es Zeit war zu gehen. Plötzlich standen zwei Polizisten hinter uns und wollten unsere Ausweise sehen. Wir waren vier Personen und sie haben alle unsere Taschen ausgeleert und uns an die Wand gestellt und abgetastet. Wir wurden vor allen Leuten wie Verbrecher behandelt.

Es war das einzige Mal, dass ich meinen Reisepass nicht dabei hatte und meine Freunde vergaßen auch ihre Reisepässe zu Hause. Ich hatte meine anderen Dokumente alle dabei: Krankenversicherungskarte, Monatskarte der Wiener Linien, Bankomatkarte… Auf allen diesen Karten stehen meine persönlichen Daten und die zeigte ich alle her. Die Polizisten telefonierten auch immer wieder um die Daten zu überprüfen. Der Polizist sagte es wird kein Problem sein, dass wir keine Reisepässe dabei haben, weil wir genug andere Dokumente hätten.

Erst nach einer Stunde ließen uns die Polizisten endlich nach Hause gehen.

Eine Woche danach hatte ich einen Brief bekommen: Ich sollte eine Strafe von 50 Euro zahlen, weil ich mich vor einer Woche geweigert hätte, meinen Reisepass zu zeigen.

Ich habe meine Freunde gefragt, ob sie auch wie ich diese Strafe bekommen haben, sie bekamen aber keine. Ich habe mich geärgert und mich danach erkundigt, bei Freunden, meiner Beraterin und gebildeten Menschen. Diese halfen mir eine Beschwerde zu schreiben.

Erst nach einer Stunde ließen uns die Polizisten endlich nach Hause gehen. Eine Woche danach hatte ich einen Brief bekommen: Ich sollte eine Strafe von 50 Euro zahlen, weil ich mich vor einer Woche geweigert hätte, meinen Reisepass zu zeigen.

Die Antwort darauf war wirklich unhöflich und es stand, ich muss sie natürlich trotzdem bezahlen. Ich beschwerte mich erneut darüber, denn ich wollte, dass entweder die Strafe reduziert wird oder, dass ich in Raten bezahlen kann, weil ich damals nicht alles bezahlen konnte.

Nach einem Monat bekam ich eine noch schlimmere Strafe (so etwas ist mir noch nicht untergekommen). Erhöht um 15 Euro, weil ich mich nochmal beschwert habe. Es stand auch, dass ich entweder die alte Strafe plus 15 Euro bezahlen muss, oder Freiheitsstrafe von 10 Stunden absitzen. Ich war verärgert darüber und lieh mir von einem Freund das Geld aus, um diese merkwürdige und rassistische Strafe zu bezahlen.

Auf dem Weg nach Europa hatte ich schwierige Tage gehabt und ich sagte damals meinen Freunden: „Wenn wir Österreich erreichen, dann kümmern sie sich natürlich um uns.“ Aber ich sah das nicht. Ich besuchte hier allein einen Deutschkurs, eine Unterkunft fand ich auch für mich allein. Wenn ich zum AMS gehe, bekomme ich schlechte Laune, weil sie mich nicht unterstützen. Ich versuche immer, mein Deutsch zu verbessern zu Hause, in der Bibliothek, weil meine Schule im Sommer beginnt. Ich muss mich dafür vorbereiten.

Rishan Mustafa 
Flüchtling aus Syrien

Flüchtlinge aus unserer Mitte sprechen am antikapitalistischen Kongresses Marx is Muss von 5. bis 7. Mai im Wiener Amerlinghaus. Das gesamte Programm findest du hier.
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.
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