Sophie Scholl

Wird über Widerstand im Dritten Reich gesprochen, fällt schnell der Name Sophie Scholl. Als Mitglied der Weißen Rose, einer heldenhaften studentischen Widerstandsgruppe, demonstrierte sie, was es bedeutet, allen Gefahren trotzend gegen das NS-Regime zu kämpfen.
22. Februar 2020 |

Die 1921 geborene Sophie Scholl wuchs mit ihren fünf Geschwistern in einem liberalen Haushalt in Baden-Württemberg auf. Schon früh wurde ihr von ihren Eltern vorgelebt, wie wichtig es ist, für seine eigenen Ideale einzustehen: Sophie Scholls Mutter Magdalena war sehr religiös. Der Vater, Robert Scholl, ein württembergischer Politiker, verweigerte bereits 1914 wegen seiner pazifistischen Überzeugung den Kriegsdienst. Dennoch wurde sie in ihren frühen Jahren, wie ihr älterer Bruder Hans, von der Nazibewegung mitgerissen, war Mitglied im Bund Deutscher Mädel und engagierte sich in Jungmädel-Gruppen.

Doch im Gegensatz zu vielen anderen Gleichaltrigen wich ihre Begeisterung für den Nationalsozialismus allmählich einer kritischen Haltung. Sophie Scholl begann zu zweifeln, sah sie doch diese Überzeugungen im Widerspruch zu den christlichen und humanistischen Werten ihrer Erziehung. Sie versuchte, dem Reichsarbeitsdienst zu entgehen und begann 1942 in München Philosophie und Biologie zu studieren. Von der Idee, sofort zu heiraten und dem Führer unzählige Kinder und zukünftige Soldaten zu gebären, hielt sie wenig.

Weiße Rose

Durch ihren Bruder Hans konnte sie Kontakt zu anderen Studierenden aufnehmen, denen der Nationalsozialismus ein Gräuel war, und sie fühlte sich bestärkt. Die beiden Geschwister schlossen sich der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose an, zu denen ebenfalls Christoph Probst, Willi Graf, Alexander Schmorell und Professor Kurt Huber gehörten.

Die Ulmer Studentin Susanne Hirzel, die durch Sophie Scholl an den Aktionen beteiligt war, erinnerte sich: „Sie hat gesagt, ich muss etwas machen, sonst bin ich mitschuldig. Und sie hat mir erzählt, dass sie vorhaben, Flugblätter zu drucken, und diese Flugblätter wollten sie verteilen.“ Zwischen den Jahren 1942 und 1943 verteilte die Weiße Rose sechs Auflagen von Flugblättern. Der Inhalt appellierte an das Gewissen und den Gerechtigkeitssinn anderer Studierender und rief zum Widerstand gegen das NS-Regime auf.

Das dritte Flugblatt stellt klar: „Viele, vielleicht die meisten Leser dieser Blätter sind sich darüber nicht klar, wie sie einen Widerstand ausüben sollen. Sie sehen keine Möglichkeiten. Wir wollen versuchen, daß ein jeder in der Lage ist, etwas beizutragen zum Sturz dieses Systems. […] Wir haben keine reiche Auswahl an solchen Mitteln, nur ein einziges steht uns zur Verfügung – der passive Widerstand. Der Sinn und das Ziel des passiven Widerstandes ist, den Nationalsozialismus zu Fall zu bringen, und in diesem Kampf ist vor keinem Weg, vor keiner Tat zurückzuschrecken, mögen sie auf Gebieten liegen, auf welchen sie auch wollen.“

Es wird Sabotage auf allen möglichen Ebenen gefordert, wie in Rüstungs- und kriegswichtigen Betrieben (was alles andere als passiver Widerstand ist). Die jungen Kämpferinnen dürften nie von den tatsächlichen Sabotageaktionen und sogar Streiks der Belegschaften gegen das NS-Regime erfahren haben. Ausreden galten nicht, denn „nichts ist eines Volkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique ‚regieren‘ zu lassen.“

Entdeckung und Hinrichtung

Das letzte Flugblatt wurde der Weißen Rose zum Verhängnis. Ein Hausmeister der Universität erwischte die Geschwister Scholl beim Verteilen und lieferte sie der Gestapo aus. Der Plan der Nazis, aus der Verurteilung einen Schauprozess zu machen, ging nicht so einfach auf. Sophie Scholl knickte vor Gericht nicht ein.

Der damalige Gerichtsreferendar Leo Samberger erinnerte sich, dass ihre Antworten stets ruhig und gefasst waren. Am 22. Februar 1943, vier Tage nachdem die Gruppe aufflog, wurden sie zum Tode verurteilt. Sophie Scholl war nur 21 Jahre alt, als sie mit dem Fallbeil hingerichtet wurde. Selbst am Tag ihrer Hinrichtung verzagte sie nicht: „So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln.“

Die sechs Mitglieder haben ihre Überzeugungen und ihren Mut schließlich mit dem Leben bezahlt. Die Geschichte vom Widerstand der Weißen Rose soll allen Zuversicht geben, die auch heute noch gegen Rassenwahn, Ungerechtigkeit und Faschismus kämpfen. Denn, wie Sophie Scholl in der Vernehmung gegenüber der Gestapo sagte: „Das Gesetz ändert sich. Das Gewissen nicht.“