Farid Hafez: Mein Name ist Malcolm X

Das Leben eines Revolutionärs. Linker Lesetipp. Verlag Al Hamra, 100 Seiten, 9,90€
13. August 2015 |

Fünfzig Jahre ist es mittlerweile her, dass die Ikone der schwarzen Befreiungsbewegung Malcolm X ermordet wurde. Bis zum heutigen Tag lebt sein revolutionärer Geist ungebrochen. Rapper wie Tupac Shakur und Immortal Technique, schwarze Nationalisten, muslimische Gemeinden und revolutionäre Linke beziehen sich alle auf die Ideen von Malcolm X.

Der Politikwissenschafter Farid Hafez – bekannt für seine Standhaftigkeit in öffentlichen Auseinandersetzungen mit Islamfeinden – verfasste ein Buch über Leben und Werk des Revolutionärs und macht es einer neuen Generation zugänglich.

Revolutionärer Führer

Die amerikanische Gesellschaft zur Zeit Malcolms war furchtbar rassistisch. Schwarze Menschen waren mit Staatsrassismus, Polizeischikanen, Rassentrennung und rassistischen Terrorgruppen wie dem Ku Klux Klan konfrontiert. Schwarze versuchten möglichst einem weißen Schönheitsideal zu entsprechen. Und die Ghettos in denen sie lebten, konnte man mit den Schauplätzen der dritten Welt vergleichen.

Als im April 1957 ein unbeteiligter Glaubensbruder Malcolms in einem Handgemenge verwundet und zum Polizeirevier gebracht wurde, war es Malcolm, der eine Einlieferung in Krankenhaus mit der Polizei aushandelte. Dem Marsch zum Krankenhaus schlossen sich immer mehr schwarze Passant_innen an. Die Aktion ging durch die Medien und Malcolm wurde zu einem nationalen Sprachrohr der Schwarzen.

Islam

„Jeder kann sagen: Ich bin kein Rassist, aber der Islam…“

„Jeder kann sagen: Ich bin kein Rassist, aber der Islam…“

Malcolm predigte oft gegen den „weißen Teufel“ und vertrat anfangs die „Nation of Islam“, eine schwarze, religiöse Gemeinschaft, die sich auf dem Islam bezog. Doch mit der Bewegung radikalisierte auch er sich und fing an, im Kapitalismus das wahre Problem zu sehen. Besonders in seinen letzten Wochen und Monaten wandte sich Malcolm immer mehr sozialistischen Ideen zu, bevor er ermordet wurde.

Hafez zeigt Malcolms Werdegang vom Problemkind zum Kleinganoven, vom Prediger bis hin zum Revolutionär. Im Vordergrund steht dabei Malcolms Kampf gegen Rassismus und seine persönliche Beziehung zum Islam.

Antirassistische Bewegung

Hafez‘ Sichtwei­se ist sehr interessant und lesens­wert. Dennoch überschattet die Person Malcolm an vielen Stellen die großartige Bewegung, die ihn hervorbrachte und die er auch heute noch für uns vertritt. Das Buch zeigt, wie auch religiöse Ideen, in diesem Fall der Islam, antirassistisch und antikapitalistisch gedeutet werden können. Es sollte jeden religionsfeindlichen Linken zum Umdenken anregen.

Malcolms Erbe ist heute aktueller denn je: In den USA verfügt ein durchschnittlicher weißer Haushalt über 16 Mal soviel Geld wie ein Schwarzer. Schwarze haben ein doppelt so hohes Risiko, von der Polizei getötet zu werden als Weiße, während 45 Prozent der Gefängnisinsassen schwarz sind, bei einem Bevölkerungsanteil von gerade mal 13 Prozent.

Das Buch ist erhältlich über die Website des Verlags Al Hamra.
Farid Hafez ist Politikwissenschafter an der Universität Salzburg, Herausgeber des Jahrbuchs für Islamophobieforschung und Buchautor: Islamophober Populismus: Moschee- und Minarettbauverbote österreichischer Parlamentsparteien (2009), From the Far Right to the Mainstream: Islamophobia in Party Politics and the Media (2012). Folgen kann man Farid Hafez auf Twitter @ferithafez und seinem Blog www.faridhafez.com

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.