Peter Oren: Anthropocene
Die Folk-Szene wird gelegentlich als Ansammlung traurig-wehleidiger Barden mit dicken Brillengestellen belächelt, doch gerade im Trump-Zeitalter kommt „erdiger“ Musik mit eindringlich vorgebrachten Anliegen wieder eine besondere Bedeutung zu. Das vorliegende, bereits zweite Album des aus Indiana stammenden Peter Oren stellt dies eindrucksvoll unter Beweis. Der New Music Express zählt ihn zu den „most incredible voices“ des Jahres 2017, er selbst sieht sich als Künstler und Aktivist: „There’s no separating art from reality“, heißt es dazu auf Peter Orens Website.
Die in der Tat beeindruckende und sonore Stimme erinnert an den legendären kanadischen Singer-Songwriter Gordon Lightfoot und auch die oftmals sehr reduzierten Arrangements mit Gitarre und zurückhaltendem Streichquartett stehen in der „klassischen“ Folk-Tradition, doch ist Peter Orens Stil auf dem aktuellen Album „Antropocene“ subtil, weich und verschwimmt bisweilen. Gelegentliche Ausflüge in staubige Blues-Gefilde („Throw down“) und effektvoll eingesetzte Slide-Gitarren („Canary In A Mine“) lassen „Anthropocene“ insgesamt in gefälligem Licht erscheinen, auch wenn es inhaltlich um nicht mehr und nicht weniger geht als die Zerstörung und das Chaos, das der Mensch während der relativ kurzen Zeitspanne, in der er auf den Planeten Einfluss nahm, heraufbeschworen hat.
Und – anders als es im eingangs erwähnten Bild erscheint – dieses Album ist kein dezenter Aufruf, für eine bessere Welt zu singen und zu beten, sondern ein musikalisches Manifest, nämlich aufzustehen und diese bessere Welt einzufordern, ehe es zu spät ist.