Schreckliche Zustände bei Spargelbetrieben

Wie geht es den Ernte-Helferinnen und Helfern, die mit so viel Tamtam von der Regierung mit Sonderflügen und Zügen während des Lockdowns aus Osteuropa nach Österreich gebracht wurden?
28. Juli 2020 |

Frau A., eine Arbeiterin aus Rumänien hat ihren Arbeitstag um sechs Uhr früh begonnen, erzählt sie den Mitarbeiter_innen der Gewerkschaftsinitiative Sezoneri, und geendet hat er oft erst um 21 Uhr. Sie hat mehr als 70 Stunden in der Woche gearbeitet, beim Spargelbetrieb Sulzmann in Mannsdorf an der Donau im Marchfeld. 837 Euro sollte sie für einen Monat harte Arbeit nur erhalten, sie habe aber 408 Stunden gearbeitet. 45 Euro wurden ihr für die Übermittlung des Arbeitsvertrags nach Rumänien per Fax abgezogen. 500 Euro seien für die Verpflegung einbehalten worden. 150 Euro für die Unterkunft, die so schrecklich war, dass sie im Auto schlafen wollte, aber dafür war es zu kalt. Die Wände waren schimmlig, auf den Matratzen krabbelten Käfer, die Frau A. gefilmt hat. Die Fotos der Unterkunft, in der bis zu 11 Menschen schlafen mussten, gingen viral. Auf Nachfrage des Standard meint der Anwalt der Familie in einer schriftlichen Stellungnahme, dass die „Vorwürfe in ihrer Gesamtheit unrichtig und im Ergebnis ehrenrührig sind.“

„Solche Arbeitsbedingungen sind nicht der Einzelfall, als der sie gerne dargestellt werden“, erklärt Cordula Fötsch von der Sezonieri-Kampagne. Die Arbeitgeberin von Frau A., Frau Sulzmann rechtfertigt sich (offenbar in Erwartung von Verständnis): „Sie wollte nicht arbeiten und wollte acht Euro die Stunde.“ Tatsächlich stehen laut Kollektivvertrag Erntehelfern 8,66 Euro pro Stunde zu, das sind 7,07 netto. Ohnehin ein kriminell niedriger Lohn. Frau A., die jetzt vor Gericht von der Gewerkschaft unterstützt wird: „Ich hätte gerne, dass wir besser bezahlt werden, dass wir nicht so ausgebeutet werden wie jetzt, nicht so viele Stunden und ohne Pause arbeiten müssen, nicht erniedrigt werden.“