Die FPÖ ist weit rechts, ohne Einschränkungen!

Vertreter_innen der SPÖ behaupten allen Ernstes, die FPÖ unter Strache habe sich zum Besseren gewandelt – und meinen damit, dass man eine rot-blaue Koalition ins Auge fassen dürfe. Abgesehen davon, dass diese Rückgratlosigkeit von SPÖ-Chef Kern seiner Partei massiv geschadet hat und jetzt schon Stimmen kostet, ist es komplett falsch.
3. Juli 2017 |

Die FPÖ von heute ist eine konsequente Weiterentwicklung der FPÖ unter Führung ihres ersten Obmanns, dem SS-Mann Anton Reinthaller. Die FPÖ wurde 1955 gegründet und war ein Zusammenschluss der Freiheitspartei, einer Formation des ehemaligen NSDAP-Ministers und SS-Brigadeführers Anton Reinthaller und des Verbands der Unabhängigen (VdU).

Täuschung und Tarnung

Der VdU ist von zum Teil schwer belasteten Nazi-Verbrechern im Kriegsverbrecherlager Glasenbach gegründet worden. In der Partei gab es immer Elemente, die nicht einsehen wollten, dass man sich nicht offen zum Nationalsozialismus bekennen durfte, und solche, die eine Tarnung der NS-Treue verinnerlicht hatten. Es gab sogar Liberale in der Partei, die so naiv waren, zu glauben, die alten Nazis könnten gezähmt und müssten in Nachkriegsösterreich toleriert werden.

Die alten Nazis nutzten diese Liberalen als Strohmänner für die Partei und setzten sie auch als solche ein. Viktor Reimann und Herbert Krauss waren solche Strohmänner für die „Ehemaligen“ im VdU und wurden nach der Gründung der FPÖ gnadenlos abserviert. Aber ohne sie hätte der VdU keine Akzeptanz gefunden. Tarnung war und ist überlebensnotwendig für die Partei der Deutschnationalen in Österreich.

Widerspenstige Ewiggestrige

Zu jenen, die sich nicht tarnen wollten, zählte Norbert Burger. Er war Olympia-Burschenschafter und gründete 1952 den Ring Freiheitlicher Studenten (RFS). 1967 gehörte er zu jenen „Ehemaligen“, die es nicht ertragen konnten, dass die FPÖ mit der SPÖ unter „dem Juden“ Bruno Kreisky kooperierte. Er trat aus und gründete die 1967 die Nationaldemokratische Partei (NDP).

1987 musste Jörg Haider in einem profil-Interview einräumen, dass es unter der NS-Diktatur ein Massenmord an Jüdinnen und Juden stattgefunden hatte. Die Nationalen reagierten empört. „Um die Wogen zu glätten“ organisierte NDP-Chef Norbert Burger 1987 im Haus des strammen Rechtsextremen Otto Scrinzi ein Treffen mit Kriemhild Trattnig und Jörg Haider, bei dem es zur Aussprache kam. Burger berichtete darüber: „Haider hat sich von den Aussagen im profil-Interview distanziert und weitgehend unsere Positionen eingenommen.“

1988 wurde Burgers NPD vom Verfassungsgerichtshof wegen „Verstoßes gegen die Bestimmungen des Staatsvertrages und des Verbotsgesetzes“ verboten. In der Zeit verliebte sich Strache in Burgers Tochter Gudrun und war sieben Jahre lang mit ihr liiert.

Die flexiblen Scheinliberalen

Nur selten erfahren wir, wie sehr sich die Positionen von FPÖ-Politikern unterscheiden, je nachdem wo sie getätigt werden – im Kreis der Gleichgesinnten oder in aller Öffentlichkeit.

Das pseudo-liberale Aushängeschild der FPÖ, Norbert Hofer, wurde im Wahlkampf um die Präsidentschaft in die Enge getrieben und relativierte den Grundsatz seiner Burschenschaft Marko-Germania, die österreichische Nation sei eine „geschichtswidrige Fiktion“, die nach 1945 „in den Gehirnen der Österreicher festgepflanzt“ worden sei.

Hofer versuchte im Duell mit Van der Bellen davon abzulenken: „Hier liegt offenbar eine bewusste Fehlinformation vor. Meine Verbindung, bei der ich Ehrenmitglied bin, hat die österreichische Nation niemals abgelehnt, und Sie werden keinen diesbezüglichen Punkt in den Statuten finden. Ich halte diese künstliche Aufregung für einen reinen Anpatzversuch im Zuge des Wahlkampfs.“

Keine Ausrede gut genug

Das konnte von Deutschnationalen natürlich nur als Verrat verstanden werden und Hofer bemühte sich beim Akademikerball 2017 seine Gesinnungsgenossen zu beschwichtigen. Er trat dort mit den deutschen Farben Schwarz-Rot-Gold auf seiner Schärpe auf und meinte pathetisch: „Ich trage diese Fahne! Und ich trage sie mit Stolz!“

Die FPÖ an Sozialpolitik zu messen, verharmlost sie

Die FPÖ an Sozialpolitik zu messen, verharmlost sie

Bei so viel Unehrlichkeit ist es schwer zu sagen, wie weit sich die FPÖ unter Strache nach rechts bewegt hat. Die Taktik des Tarnen und Täuschens hat die FPÖ seit ihrer Gründung verfolgt und man muss schon sehr naiv sein, wenn man ihre offizielle Rhetorik für bare Münze nimmt. Aktuell hat die FPÖ allerdings keine liberalen Strohmänner an ihrer Spitze, sondern nur stramme Deutschnationale. Es gibt also keine Entschuldigung dafür diese Partei zu verharmlosen.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.