Die Grünen Umfaller

Noch vor den Wahlen stimmten grüne Aushängeschilder noch klar angriffige Töne gegenüber Kurz' ÖVP an. Nur wenige Tage nach der Wahl begann die Relativierungswelle.
12. November 2019 |

Mit dieser türkisen Schnöseltruppe geht es sicher nicht.“ Dieser Sager von Werner Kogler war quasi ein „Match Winner“. Schließlich hassen die meisten, oder zumindest die linken Grünwähler den Kurz und seine Schnöseltruppe wirklich abgrundtief. FPÖ verhindern und Kurz abstrafen, das waren neben Klimaschutz die wichtigsten Wahlmotive für solche Menschen. Beruhigend wirkte da zusätzlich, was der linke Flügel vom Gespenst einer schwarz-grünen Koalition hielt.

Birgit Hebein, man darf sie getrost zur „Black Block“-Fraktion der Grünen zählen, war völlig unmissverständlich, was die gemeinsame Sache mit Sebastian Kurz und Truppe anbelangt: „Ich habe keine Vorstellung, wie Türkis und Grün zusammenkommen könnten – weder beim Klimaschutz, noch bei der Rechtsstaatlichkeit, noch bei der Kinderarmut.“ Oder: „Momentan fehlt mir die Fantasie dazu, noch dazu, wenn ich an die ganzen Spendenskandale denke.“ „Wenn ich an Kurz denke, denke ich mir, er sollte mal was arbeiten, ich meine so eine normale Arbeit abseits von Politik.“ Das war doch eine gute Ansage, damit hat sie doch dem Kurz die Tür vor der Nase zugeknallt, sollte man meinen.

Und Vorsicht: die linken Grünwähler werden kaum verzeihen, wenn die Grünen jetzt mit den Türkisen einen auf Harmonie machen. Im Interview gestand Hebein ein, dass nur mehr der rechte Flügel mit ihr spricht. In der U-Bahn wird sie dauernd von Menschen angequatscht, die sagten: „Es wäre sehr gut, wenn ihr mitregiert und Verantwortung übernehmt.“ Ohje, kann es ein, dass diese Schulterklopfer gleich die ganze Parteiführung nach rechts rücken? Hebein lässt Böses ahnen: „Das bestärkt uns in dem Bemühen, Gemeinsamkeiten zu finden und gemeinsame Wege zu beschreiten“, mit Sebastian Kurz wohl gemerkt.

Auf keinen Fall sind die Wähler_innen so flexibel, wie Spitzenpolitikerinnen. Für die scheint es ganz einfach. Sigrid Maurer meinte noch im Juli: „Mit dieser türkisen ÖVP, mit Kurz, das stelle ich mir äußerst schwierig vor.“ Anfang September an diese Aussage erinnert, antwortet sie ganz professionell: „Jetzt ist nicht mehr Wahlkampf.“ Also gut, auf Antipathie ist also kein Verlass. Aber wie stehts mit den Kernthemen, der Sachpolitik?

Niemand glaubt, dass die ÖVP mit den Industriellen so umspringen wird, wie die Grünen mit dem linken Teil ihrer Basis. Die werden den Bau der Dritten Piste am Flughafen Schwechat (das klimaschädliche Projekt Österreichs schlechthin) weiter verfolgen, egal mit wem sie koalieren. Wenn die Grünen das mittragen, dann sind sie von allen guten Geistern verlassen, dann haben sie sich an historischen Verbrechen mitschuldig gemacht.

Ich bin ja sehr froh, dass ich kein Grünwähler bin. Wehe die Grünen gehen mit der Kurz Schnöselpartie ins Bett. Da möchte ich nicht beim Frühstück danach dabei sein.