Die Politik von Star Wars: Mehr als actionreiche Fantasy

Mit großem PR-Getöse kommt derzeit mit „Star Wars VII – Das Erwachen der Macht“ die neueste Schlacht im „Krieg der Sterne“ in die Kinos. In dem naiv wirkende Kino-Epos lassen sich aber sehr wohl politische Motive finden.
25. November 2015 |

George Lucas hatte sich 1977 sehr bewusst dafür entschieden, eine actionreiche Fantasy-Story zu drehen und keine tiefgründige, gesellschaftliche Utopie zu entwerfen wie es später etwa mit „Blade Runner“ geschah. Er holte einerseits Science Fiction und Fantasy aus dem Schmuddel-Bereich in die Massenkultur, andererseits gilt „Star Wars“ vielen neben „E.T“ als der Beginn der Verkindlichung des Kinos, als Anfang einer Tendenz, Filme hauptsächlich für ein sehr junges Zielpublikum zu produzieren. Gleichzeitig war „Star Wars“ das erste große „Franchise“, was bedeutet, dass mit „Zubehör“ wie Action-Figuren, „Sekundärliteratur“ usw. mehr Geld gemacht wurde, als mit den Filmen selbst.

Die „dunkle Seite“ der Politik

Alleine schon von der Bildgestaltung her wecken die weiß-gepanzerten Sturmtruppen und der sinistre Meister der dunklen Seite der Macht Darth Vader, beziehungsweise sein Nachfolger im „Erwachen der Macht“ Assoziationen zum Faschismus. Massenszenen gemahnen an den Nürnberger Parteitag bzw. an Leni Riefenstahl. Dass diese Soldaten Klone sind und alle zu einer „Rasse“ gehören, erinnert an die Arierzuchtprogramme der SS.

Während sich die Rebellen-Allianz als bunt zusammengewürfelte Truppe darstellt, in der alle „Rassen“ zusammen arbeiten.Die Kämpfer_innen der Rebellenallianz in „Star Wars VII“ sehen mehr als je zuvor wie antifaschistische Partisan_innen aus. Auf der anderen Seite klingt alleine schon der im Englischen unübliche Begriff „Stormtrooper“ auffällig nach der „Sturmabteilung“ der Nazis, abgekürzt SA.

Darth Vader

Die Entwicklung von Anakin Skywalker zu Darth Vader ist nicht nur eine physische Veränderung, sondern vor allem eine weltanschauliche. Anakin Skywalker kommt immer mehr zu der Erkenntnis, dass die Demokratie des Senats ineffektiv sei, tendiert immer mehr zu den autoritären Plänen des Kanzlers Palpatine (dem späteren Imperator). Als „Auserwählter“ distanziert sich Anakin von den anderen Jedis, folgt seinem Machthunger (bzw. der dunklen Seite der Macht) und weckt die Erinnerung an einen realen Menschen, der sich für auserwählt hielt, Adolf Hitler.

Ein Funken Hoffnung: Letzten Endes überwiegen die guten Seiten in Darth Vader. © Theos Little Bot (Wikimedia Commons)
Ein Funken Hoffnung: Letzten Endes überwiegen die guten Seiten in Darth Vader. © Theos Little Bot (Wikimedia Commons)

Der Massenmord an den Einwohner_innen von Luke Skywalkers Heimatplaneten Tatooine, die Vernichtung ganzer außerirdischer Rassen durch den „Todesstern“ sind als Referenzen an den Vernichtungswillen des Nationalsozialismus zu verstehen. Gleichzeitig reflektiert der „Todesstern“ die Angst vor der ultimativen Bombe, die 1977, als der erste Teil herauskam, die Welt noch beherrschte. Darth Vaders Wutausbrüche gegenüber seinen Untergebenen, die er bei Bedarf auch gleich selbst mittels Telekinese ins Jenseits befördert, erinnern wiederum an Stalin.

Gut-Böse-Dualismus

Die Jedis, das Ying zum Yang der bösartigen Sith-Lords, spielen eine seltsame Rolle als übermächtige Beschützer der Demokratie. Von niemandem gewählt, geadelt durch ihre selbstlose Philosophie und überlegene Kampfkraft lassen eigentlich auch sie bei aufrechten Demokrat_innen die Alarmglocken schrillen.

Der Dualismus in Star Wars hat nichts dialektisches, sondern bezieht seine Inspiration eher aus fernöstlichen Philosophien, die durchaus kriegerische Aspekte haben können, wie dem Zen-Buddhismus, daneben kommen christliche Motive zum Tragen (indem sich etwa „das Böse“ physisch manifestiert und die Siths sehr „teuflisch“ aussehen).

Planetare Befreiung

Kapitalismuskritik, wenn auch sehr verkürzt, lässt sich noch am ehesten im Wirken der hinterhältigen Handelsallianz feststellen, zu viel sollte man aber nicht in einen derartigen Film hineininterpretieren. So eine Kritik wäre auch wenig glaubwürdig, steht doch hinter „Star Wars“ seit neuestem der erzkonservative Disney-Konzern. Sehr wohl ein Thema ist hingegen die Frage von nationaler Befreiung, beginnend mit Prinzessin Leyas Kampf gegen das Imperium, dem Widerstand von Lando Calrissian gegen imperiale Truppen in der „Stadt in den Wolken“ bis zum Ringen der putzigen Ewoks um die Freiheit ihres Planeten.

Science Fiction war immer ein Bereich, in dem gesellschaftliche Tabus gebrochen wurden.

Gar nicht schlecht behandeln die „Star Wars“-Filme die inneren Widersprüche sowohl bei den (von dunkler Seite unterwanderten) Aufständischen als auch innerhalb der zentralen Machtstrukturen, wo Krieg zur Aushöhlung der Demokratie führt. Ungelöst scheint die Problematik, inwieweit intelligente, ihrer selbst bewusste Roboter mit Sklaven gleichzusetzen sind und ob sie je den Aufstand wagen werden.

Tabubruch und Bigotterie

Science Fiction war immer ein Bereich, in dem gesellschaftliche Tabus gebrochen wurden, als Beispiel sei hier nur der erste Fernseh-Kuss im Jahr 1968 zwischen einem Weißen und einer Schwarzen in der „Star Trek“ Originalserie erwähnt.

2015, in „Star Wars VII“ wurde eine Hauptrolle mit dem schwarzen Briten John Boyega besetzt. Amerikanische Rechte haben deshalb einen Boykott-Aufruf gegen den Film gestartet, die krude Argumentation dahinter: Der jüdische Regisseur J.J. Abrams sei Teil einer „anti-weißen“ Verschwörung, die „kulturellen Marxismus“ und Multikulturalismus propagiere, um die Weißen auszurotten. Unter Hashtags wie „BoykottStarWarsVII“ oder „White genozide“ wird rassistisch gegen den Film gehetzt. Damit ist der Beweis erbracht, dass die Dummheit der Rechten mindestens genau so riesig ist wie „eine weit, weit entfernte Galaxis.“

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.