Ghostpoet: Dark Days and Canapés

Leo Kienmandl präsentiert jeden Monat seine Musiktipps in der Serie „Sounds for Rebels“.
12. September 2017 |

Obaro Ejimiwes viertes Album als Ghostpoet klingt um einiges trostloser als sein Vorgänger. Geblieben ist jedoch der gitarrenlastige und organisch klingende Bandsound. Der britische Musiker und Sänger Ghostpoet ist so etwas wie ein „Urban Storyteller“, eine Mischung aus Tricky und Leonard Cohen. Die Trip-Hop-Anleihen sind diesmal nicht zuletzt auch durch die Mitarbeit von Massive Attack-Mastermind Daddy G erklärbar. Produziert wurde „Dark Days and Canapés“ von Leo Abrahams, bekannt durch seine Arbeit mit Brian Eno. In jedem Fall ist dieses Album sowohl poetisch als auch politisch mehr als relevant.

Ghostpoet dazu in einem Interview: „Wir gehen durch dunkle Zeiten. Und bei den Canapés geht‘s um das Gegenteil – den kleinen Teil der Leute, die ein viel besseres Leben führen und regelmäßig Canapés essen.“ Dementsprechend behandeln die Texte Themen wie Erderwärmung, Armut und Einwanderung (Anspieltipp: „Immigrant boogie“, knüpft musikalisch nahtlos an den Vorgänger „Shedding Skin“ an; Textzitat: „I was dreaming of a better life… I can’t swim and water’s in my lungs… Oh let us in“).

In dem Song „Freak show“ behandelt Ghostpoet modernes Konsumverhalten, indem Menschen glauben, Produkte kaufen zu müssen, um glücklich zu werden. Dieser Song, aber auch „Trouble + Me“ lassen musikalisch durchaus Erinnerungen an Radiohead wach werden. Von Kritikerseite wurde Ghostpoet eine gewisse Hoffnungslosigkeit vorgeworfen, die sich durch „Dark Days and Canapés“ zieht, aber das Album hat gerade dann seine stärksten Momente, wenn sein Protagonist politisch explizit zur Sache geht.

www.ghostpoet.co.uk

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.