Greta mobilisiert erfolgreich für die Natur

Auf Plastiksackerln zu verzichten, wird uns als Beitrag gegen den Klimawandel verkauft. Aber steckt nicht mehr dahinter? Sabine Weninger-Bodlak schreibt in ihrem Leserinnenbrief wie die Gretasche Welle sie ergriffen hat.
17. September 2019 |

Gestern (4. September 2019) war ich nach längerer Zeit wieder einmal beim Hofer einkaufen. Ich meide Supermärkte, versuche Versorgung regional am Hof und beim Wochenmarkt. Da sehe ich doch in der Gemüseabteilung Sackerl, die aus Maisstärke sind und verrotten. Wunderbar. Sie kosten drei Cent. Daneben, neben den herkömmlichen Sackerln ist ein Schild angebracht: Verzichten Sie der Umwelt zuliebe auf diese Plastiksackerln.

Wo soll ich anfangen? Ich lebe in einer Welt, wo es Menschen gibt, die im Alter von 12 Jahren 15 Kilogramm wiegen. Auf einem Planeten mit Siebenmilliardensiebenhundertzweiunddreissigmillionenvierhundertachtzigtausendsechshundert und noch irgendwas Mitmenschen. Davon leben eine ganze Menge ausgegrenzt. Soll heißen: nicht in ihrer Heimat, in der sie gerne wären. Haben nichts zu essen, keinen Zugang zu sauberem Wasser, keine Jobs, werden geächtet, weil sie schwul sind, verdienen zu wenig, obwohl sie arbeiten, oder werden blöd angemacht über einige Poster in Onlineforen, weil sie sich für die Umwelt einsetzen.

Ok, das ist nur die eine, die da Bewegung zustande gebracht hat. Diese Bewegung hat der, der die Regierung platzen hat lassen, bestimmt damals vor seiner Wahl gemeint. Jetzt weiß er, wie Bewegung aussieht. Ich nenne es die „Gretasche Welle“. Es geht nämlich meines Erachtens a) um Bewusstwerdung b) Bewusstsein und c) Aktionsveränderung.

Bei der Umweltthematik und ich rede nicht von Klimawandel. Das ist nur eine Folge davon, wie die Menschheit in den vergangenen 200 Jahren mit der Natur umgegangen ist. Es wäre im übrigen auch eine Befriedigung meines Gehirns, die Begrifflichkeiten Natur und Umwelt im richtigen Kontext zu verwenden.

Die Gretasche Welle hat doch tatsächlich den Planeten überschwemmt. Die Dinos hatten es leicht. Das Aussterben ging relativ schnell und es war wohl nicht ihre eigene Schuld. Diese Gnade wird der Menschheit verwehrt bleiben. Haben wir auch nicht verdient, meine ich. Wir werden wohl langsam dahinsiechen. Die einen schwitzend bis zum Kreislaufkollaps, die anderen verhungernd oder verdurstend.

Der Amazonas brennt für Ackerland, sein Präsident verharmlost Klimawandel. Ich bin so froh, dass wir schon so viele Produkte haben, wo draufsteht: ohne Palmöl. Davor wusste ich gar nicht, dass es wo drinnen war. Ehrlich. Ich bin auch nur ein Mensch. Was ging für ein Aufschrei durch das Land, als Böhmermann von Debilen in Österreich gesprochen hat? Wie debil sind die Herrschenden und „Mächtigen“ auf diesem Planeten, wenn sie meinen, sie könnten uns – die denkende, fühlende und handelnde Klasse, ich nenne das jetzt den Betamenschen – noch länger verarschen?

Die Greta mobilisierte erfolgreich für die Natur. Wir haben gesehen, es ist möglich. Das bedeutet für mich, da ist noch mehr möglich, auf diesem Planeten. Es stellt sich mir wieder einmal die Frage: Gemeinsam oder gegeneinander? Eine globale Bewegung gegeneinander stelle ich mir äußerst unschön vor. Vor allem, das Danach.

Sabine Weninger-Bodlak

Leser_innenbriefe spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider