Protomartyr – Ultimate Success Today

Leo Kienmandl präsentiert jeden Monat seine Musiktipps in der Serie „Sounds for Rebels“
2. September 2020 |

Protomartyr klingen auf ihrem fünften Album „Ultimate Success Today“ einmal mehr dunkel und düster. Dies ist zum einen natürlich ihrer Heimat Detroit geschuldet, Prototyp einer Stadt, die für den Niedergang des US-amerikanischen Traums steht, zum anderen möglicherweise der Midlife-Crisis von Sänger Joe Casey. Vieles an diesem Album klingt wie ein finales Statement. Protomartyr schauen auf zehn Jahre Bandgeschichte zurück und lassen offen, ob es eine Fortsetzung geben wird. Der Widerspruch aus Albumtitel, der turbokapitalistisches Management-Neusprech zitiert und einem braven Esel auf dem Cover, sagt indes schon alles über die Spannungsfelder aus, in denen sich dieses Masterpiece bewegt.

Nie waren Protomartyr so fulminant zwischen den Stilen unterwegs wie hier. Bereits der Opener „Day Without End“ zitiert mit seinen Hi-Hats-Rhythmus Isaac Hayes’ „Shaft“ und driftet dann in ein unheilvoll anschwellendes Crescendo samt jaulendem Free-Jazz-Saxofon. Melancholischer Post-Punk a’ la Joy Division („June 21“) trifft auf Prog-Rock mit wütenden Vocals von Joe Casey („Michigan Hammers“) – hier lassen die kanadischen Art-Rocker Rush grüßen! Besondere Leckerbissen bzw. Anspieltipps sind die Single-Auskoppelung „Processed by the boys“ – ein Song, der sich kritisch mit Donald Trumps Einwanderungspolitik auseinandersetzt – und gegen Albumende „Bridge and Crown“, ein beinahe optimistisches Stück: auch einmal das Schöne sehen, und sei es noch so rar.

Es bleibt zu hoffen, dass Protomartyr die Pandemie-bedingt abgesagte Tournee nachholen werden und diesem Album ein weiteres folgen wird. Der nachdenkliche Ausklang des quasi Titelsongs „Modern Business Hymns“ schreit förmlich danach!

https://www.protomartyrband.com