Revolutionäre Frauen: Assata Shakur
Für mehr als 40 Jahre stand Shakur auf der FBI Liste der meistgesuchten Terrorist:innen Amerikas. Doch das Vermächtnis ihres revolutionär-kommunistischen Kampfes gegen white supremacy und das rassistische Staatsgebilde der USA wird uns noch lange nach ihrem Tod inspirieren.
Geboren wurde Assata Shakur im Jahr 1947 in New York unter ihrem „Sklavennamen“ JoAnne Deborah Bryon, den sie später im Rahmen ihrer Politisierung an der Universität gegen ihren selbstgewählten afrikanischen Namen austauschte. Ihre Kind- und Jugendzeit verbrachte sie im „Deep South“, einer Region im Süden der USA, in der die Geschichte der Sklaverei besonders stark ihre kulturellen wie ökonomischen Furchen hinterlassen hat. Schon früh wurde Shakur von ihrem sozialen Umfeld für die Niederträchtigkeit der Ideologie der weißen Überlegenheit sensibilisiert, die in den USA in den Nachkriegsjahren ihr Unwesen trieb.
Doch konkrete Politisierung erfuhr sie erst in den 1960er Jahren im Kontext der weitreichenden Opposition gegen den Vietnam-Krieg. Entfremdet durch die perfide antikommunistische Propaganda der USA und ihrer westlichen Verbündeten radikalisierte sich die junge Studentin rasch:
„Man bringt uns von klein auf bei, gegen Kommunisten zu sein … Nur ein Narr lässt sich von anderen sagen, wer seine Feinde sind.“
Ihr aktivistisches Engagement in der Anti-Kriegsbewegung und anderen Gruppierungen führte sie im Jahr 1970 schließlich zur Harlem Abteilung der Black Panther Party (BLP), einer sozialistisch-revolutionären Bewegung, die sich im Nachfeld der Ermordung des Bürgerrechtlers Malcolm X gegründet hatte. Für die Organisation war sie an mehreren Universitäten in den USA aktiv. Im Rahmen der BLP kämpfte sie für Gerechtigkeit für rassistisch diskriminierte Schwarze in den USA. Praktisch äußerte sich das in ihren frühen aktivistischen Jahren etwa in der Arbeit mit benachteiligten Kindern aus schwarzen Nachbarschaften im Rahmen der Sozialprogrammen der Black Panthers.
Zu einem späteren Zeitpunkt brach Shakur mit den Black Panthers, unter anderem aufgrund interner Streitigkeiten und zunehmender Frequenz staatlicher Attentate auf Mitglieder. Anschließend schloss sie sich der militanteren marxistisch-leninistischen Untergrundorganisation „Black Liberation Army“ (BLA) an, die ihren Fokus stärker auf den bewaffneten Kampf für die Befreiung und Selbstbestimmung schwarzer Menschen in den USA lenkte.
Als im Mai 1973 im Rahmen eines Schusswechsels bei einer Verkehrskontrolle sowohl ein Bulle als auch ein BLA-Revolutionär ums Leben kamen, wurde Shakur festgenommen und für den vermeintlichen Mord an einem Polizisten zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine aus dem Gefängnis geschmuggelte Tonbandaufnahme zeigte jedoch, dass auch die Inhaftierung das Feuer der Revolution in ihrem Herzen nicht zu löschen vermochte:
„Ich habe den Reichen, die von unserer Armut profitieren, den Politikern, die uns mit lächelnden Gesichtern anlügen, und all den hirnlosen, herzlosen Robotern, die sie und ihr Eigentum schützen, den Krieg erklärt.“
Nur wenige Jahre später wurde sie durch einen Trupp der Black Liberation Army aus der Haft befreit und floh ins Exil nach Kuba, wo sie bis zu ihrem Tod weiterhin ungebrochen als ein Sprachrohr des antirassistischen Widerstandes fungierte.