So macht man das AMS kaputt

Olga Weinberger ist Aktivistin, absolviert zurzeit einen Berufsorientierungskurs im FiT-Programm ("Frauen in Handwerk und Technik") und berichtet von den Auswirkungen der massiven Kürzungen der Regierung beim AMS
18. Oktober 2018 |

Du kannst alles erreichen, wenn du es nur willst.“ „Wenn du nur hart genug arbeitest, wirst du es schon schaffen.“ Mich überkommt ein fürchterlicher Brechreiz, wenn ich solche Floskeln höre, und der Drang, irgendetwas kaputt zu machen. Solche Dinge bekomme ich gesagt, wenn ich Leuten aus meinem Umfeld erzähle, dass ich die Ausbildung, die ich seit Jahren unbedingt machen wollte, aus finanziellen Gründen abgesagt habe (trotzdem ich aufgenommen wurde und es an diesem Kolleg keine Studiengebühren gibt). Und Ja, ich habe alle Möglichkeiten ausgelotst, und Nein, ich kann es mir nicht leisten, diese Ausbildung zu beginnen.

Jetzt sitze ich stattdessen im FiT-Programm des AMS. Bei FiT („Frauen in Handwerk und Technik“) werden Frauen gefördert, einen Beruf in einem technischen Bereich zu erlernen, wo der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt. Und gerade dieser und viele andere Bereiche sind von den massiven Kürzungen der Regierung beim AMS betroffen.

Man merkt in den Kursen, dass die Trainerinnen mächtig wütend und zornig sind auf die Regierung, und das zu Recht. Unzählige Kolleg_innen wurden einfach so gekündigt. Es werden Gruppen zusammengelegt, somit können sich Trainer_innen nicht mehr auf die einzelnen Personen konzentrieren und müssen unbezahlte Arbeit in ihrer Freizeit erledigen.

Viele Kurse, Förderungen und Ausbildungsmöglichkeiten wurden gestrichen. Unsere Trainerinnen raten uns immer dazu, möglichst bald eine Ausbildung anzufangen, weil bei der jetzigen Regierung weiß man ja nie. In den Kursräumen hängen ausgedruckte Flyer von der GPA-Demo gegen die AMS-Kürzungen, die am 14. September stattgefunden hat.

In meinem Kurs sitzen absolut fantastische, hochintelligente, kompetente und selbstbewusste Frauen. Viele von ihnen sprechen mehrere Sprachen, haben gute abgeschlossene Berufsausbildungen und jahrelange Berufserfahrung. Einige haben drei, vier, fünf oder sechs Kinder, sind Alleinerzieherinnen, müssen mit Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe auskommen und schaffen es trotzdem, ihr Leben halbwegs zu meistern. Dass diese Frauen keine Jobs bekommen, liegt nicht daran, dass sie nicht hart genug dafür gekämpft haben oder zu faul waren.

Häufige Gründe, warum sie nicht genommen werden: weil sie aus anderen Ländern kommen, weil sie Kopftuch tragen, weil ihre Ausbildung hier in Österreich nicht anerkannt wird und am meisten, weil sie Kinder haben. Eine Botschaft an die Leute, die dann kommen mit „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.“: Bitte haltet den Mund und demonstriert lieber mit uns gegen die schwarz-blaue Regierung!

Olga Weinberger
Aktivistin

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