Tausende auf Demonstration gegen Rassismus in Wien

Ein großer, bunter, junger und zorniger Protestzug bewegte sich heute am 20. März durch die Straßen von Wien. Es ist der internationale Aktionstag gegen Rassismus. Seit den Black-Lives-Matter-Protesten vor einem Jahr ist keine so große Demonstration der Solidarität mehr zu sehen gewesen.
20. März 2021 |

Erleichterung war zu spüren und Freude darüber, dass die Linke auch in Zeiten der Pandemie große Mobilisierungen zustande bringt. Aber das alles hat nicht vergessen lassen, dass die österreichische Regierung Kinder deportieren lässt, die hier geboren sind und Familien, die hier ihren Lebensmittelpunkt haben. Deshalb haben dieses Mal auch Schülerinnen das Geschehen geprägt. Neben der Plattform für eine menschliche Asylpolitik, haben Jugend-steht-auf und Schulen Gegen Abschiebungen sowie das Black Voices Volksbegehren mit Unterstützung zahlreicher anderer Organisationen zu der Demonstration aufgerufen.

Seit der Abschiebung der in Österreich geborenen 12-jährigen Tina und ihrer kleinen Schwester Lea nach Georgien, und von Sona und ihrem Bruder Ashot nach Armenien kommen die Schüler_innen nicht zur Ruhe. Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass sie in einem Land leben, in dem so etwas möglich ist. Wenn die Gesetze solche Behandlung von Menschen ermöglichen, „dann stimmt eben etwas mit den Gesetzen nicht“, so Theo Haas, der Schulsprecher des Gymnasiums Stubenbastei, das von Tina besucht wurde. Die Schülerinnen fordern, dass ihre Freund_innen zurückkehren dürfen, die generelle Aussetzung von Deportationen und auch eine Änderung des Staatsbürgerschaftsgesetzes. Es kann ja nicht sein, dass Menschen die hier zur Welt gekommen sind, nicht dieselben Rechte genießen, wie alle anderen „Eingeborenen“.

Zeitgleich mit diesem großartigen Protest für eine solidarische Welt haben sich Protestzüge der so genannten Corona-Demos durch die Straßen bewegt. In deren Internetforen wurde Stimmung gegen „die Linken“ gemacht, aber es kam zu keinem direkten Aufeinandertreffen.

Auftakt und Schlusskundgebung war am Karlsplatz. Die Leute lauschten mit großer Begeisterung den Reden der Schüler_innen und der anderen Aktivist_innen. Es gab Tanzeinlagen und musikalische Auftritte, unter anderem von Kid Pex alias Petar Rosandić, einem Organisator der Hilfsarbeit von SOS-Balkanroute für die an der bosnischen Grenze feststeckenden Flüchtlinge. Junge muslimische Sprecherinnen der Muslimischen Jugend Österreich und der Dokumentationsstelle Islamfeindlichkeit & antimuslimischer Rassismus und die Sprecherinnen des Black Voices Volksbegehren haben deutlich gezeigt, dass Black-Lives-Matter kein Einmalereignis war, viel eher der Auftakt zu mehr Selbstermächtigung (Empowerment) der von Rassismus Betroffenen.

Ein Höhepunkt der Demonstration war die Passage des Volkstheaters, wo ein Teil des Ensembles vom Balkon herab Texte von Jacques Derrida, Mithu Sanyal und Paul B. Preciado las. Ein wunderbarer Beitrag zu diesem Aktionstag, wie alle fanden. Es gab stürmischen Applaus der über 3000 vorbeiziehenden Menschen.

Wer einen Teil der Atmosphäre dieser Bewegung kennenlernen will, kann sich die „Say it loud“-Gespräche mit den führenden Jugendaktivist_innen ansehen.

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