Wasp Network

Dieser Film auf Netflix erzählt eine wenig bekannte Geschichte des vom US-Staat gesponserten Terrors, ohne die kubanische Castro-Regierung zu romantisieren
7. Juli 2020 |

Wasp Network ist ein Spionagefilm mit einem Stachel, der inmitten der Sonne, des Elends und des Lasters von Kuba und Miami in den 1990er Jahren spielt. Er basiert auf einer wahren Geschichte – und weder „centrist dads“ (konservative Sozialdemokraten) noch die professionellen Kubafans der Linken werden mit der Art und Weise, wie er erzählt wird, zufrieden sein.

Zwei kubanische Piloten, Rene Gonzalez und Juan Pablo Roque, entkommen von der Insel. Rene stiehlt einen Doppeldecker und fliegt nach Florida. Der draufgängerische Luftwaffenmajor Juan schwimmt zum von den USA besetzten Guantanamo Bay und wird zum Deserteur. Die kubanische Polizei stattet bald Renes Frau Olga (Penelope Cruz) einen Besuch ab. Sie kämpft mit Sparmaßnahmen, Nahrungsmittelknappheit und Stromausfällen – und wie sie vor ihrer Tochter verbergen kann, dass Rene ein Verräter ist.

Das ist eine der Stärken von Wasp Network. Einfühlsame Szenen und gut ausgearbeitete Dialoge drehen sich um den persönlichen Preis, den die verschiedenen Figuren zu zahlen haben. In der Erzählweise wird nicht einfach zwischen „gutem Kerl“ und „bösem Kerl“ unterschieden. Trotzdem kann man nicht anders als, „Erwischt, Yankee“ zu denken, wenn ein kubanischer Jet drei Flugzeuge von Exilkubanern abschießt, die versuchen, Flugblätter über Havanna abzuwerfen. Der Film spielt mitten in der „Sonderperiode“ Kubas, als Flüchtlinge versuchen, auf behelfsmäßigen Flößen zu fliehen, und soziale Unruhen brodeln. 1959 stürzte eine nationalistische Revolution unter der Führung von Fidel Castro den von den USA unterstützten Diktator Fulgencio Batista. Die Superreichen, Kasinobesitzer, Gangster und Bosse flohen nach Miami, wo sie ihre Rache planten.

Angesichts der US-Sanktionen, der drohenden Invasion und der Isolation verbündeten sich Castro und die neue herrschende Clique mit dem stalinistischen Russland. Sein Zusammenbruch im Jahr 1991 hatte verheerende Folgen für die Kubaner.
Erfrischenderweise zeigt Wasp Network die Proteste und Aufstände vom August 1994. Gewöhnliche Kubaner bekamen die Gelegenheit selbst aktiv zu gestalten, anstatt nur die Wahl zu haben, ob sie sich auf die Seite von Castro oder den Batista-liebenden Banditen in Miami schlagen wollen.
Als Rene und Juan in die USA gelangen, tauchen sie ein in die Welt der kubanischen Emigrationspolitik und des Drogenhandels. Die Gruppen in Miami hoffen, die kubanische Wirtschaft durch terroristische Anschläge auf Urlaubsorte lahm zu legen.

1997 heuert der CIA-Agent und Exilkubaner Luis Posada Carriles (Tony Plana) den ahnungslosen Raul Cruz Leon an, um Bomben zu legen. Leon wird gefasst, und Dutzende andere Pläne werden vereitelt. Die genaue Rolle, die Rene und Juan bei all dem spielen, ist nicht so, wie sie auf dem ersten Blick scheint. Der Tempowechsel, wenn die Wendung nach etwa der Hälfte des Films offenbart wird, hätte wesentlich reibungsloser verlaufen können. Aber es ist immer noch ein guter Film über ein wenig bekanntes Kapitel der Geschichte.

Übersetzung aus dem Englischen von Marina Käfer.
Der Artikel erschien zuerst auf socialistworker.co.uk