Norbert Hofer: „Deine Heimat braucht dich jetzt“, Deutscher!

Der stramm deutschnationale Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer wirbt mit Plakaten „Deine Heimat braucht dich jetzt“ und der Nazi-Propagandaparole „Europa der Völker“. Rechtsextreme schwören dem Burschenschafter der „Marko-Germania Pinkafeld“ in Online-Foren die Treue.
4. April 2016 |

„Das deutsche Volk ist auf der Straße zum Volkstod schon ein beträchtliches Stück fortgeschritten“, schrieb der deutschnationale Burschenschafter Werner Kuich 2009. Die Burschenschafter, so Kuich, würden die Verantwortung tragen, die „geistige und biologische Substanz des deutschen Volkes zu erhalten“. Kuichs Bundesbruder, der FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer, scheint dies wörtlich zu nehmen. Zig FPÖ-Plakatständer „Deine Heimat braucht dich jetzt“ verschandeln derzeit das öffentliche Bild.

Der Frage, ob das „deutsche Volk“ durch Einwanderung „zerstört“ werde, widmete sich vor kurzem auch das rechtsextreme FPÖ-nahe Magazin „Zur Zeit“. Highlight der Ausgabe: Ein Interview mit Norbert Hofer, der über die Entlassung der Regierung sinnieren darf, wenn sie „der ungezügelten Völkerwanderung“ nicht Herr werde. Sonst drohe die Vernichtung des Sozialstaats. Weiter hinten im braunen Blatt erfreut sich der deutsche Leser an einem Portrait des Nazi-Helden und „Wüstenfuchses“ Erwin Rommel.

Mit Odin und Vaterland

Sein Heimat-Verständnis plauderte Hofer jüngst ganz unverhohlen aus. Als seinen persönlichen Freund und Lieblingsmaler nannte er „Odin“ Wiesinger. Zu dessen Portraits zählen ein Olympia-Burschenschafter, der vor einer großdeutschen Karte mit Österreich, Deutschland, Südtirol, Tschechien und Teilen Polens posiert, Burschenschafter in Kampfmontur und Figuren der nordischen Mythologie. Unter Deutschnationalen besonders beliebt – der keltische Gott Odin.

Als eine der zentralen Positionen im Wahlkampf nannte Hofer das „Europa der Vaterländer“. Neonazis bezogen sich immer wieder auf diesen Begriff. Die NPD veranstaltete unter Motto „Fest der Völker – Für ein Europa der Vaterländer“ rechtsextreme Festivals mit Neonazis aus der ganzen Welt. Zu den Gästen zählten Nick Griffin von der britischen BNP oder der portugiesische Faschist Mário Machado, der 1995 wegen des Mordes an einem Schwarzen zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde. „Fest der Völker“ geht zurück auf Leni Riefenstahls Nazi-Propagandafilm  von 1936.

Germania Pinkafeld

Für „Ehre, Freiheit, Vaterland“ wirbt Hofers Burschenschaft Marko-Germania Pinkafeld ganz unverschämt auf der offiziellen Homepage der Stadtgemeinde Pinkafeld. In ihren Grundsätzen bekennt sich die Burschenschaft zum „Anrecht“ eines jeden Volkes „auf sein Vaterland und seine Heimat“. Hofers Germania-Kamerad Rolf Rücker beschwört die „ausdrückliche Verpflichtung“ jedes Burschenschafters, sich „für die freie Entfaltung des deutschen Volkstums einzusetzen und dabei alle Teile des deutschen Volkes zu berücksichtigen.“

„Unbeschadet“ ihres Bekenntnisses zum Staat Österreich sehe die Burschenschaft „das deutsche Vaterland unabhängig von bestehenden staatlichen Grenzen.“ Konsequenterweise „lehnt die Burschenschaft die geschichtswidrige Fiktion einer ‚österreichischen Nation‘ ab“, die seit 1945 „in den Gehirnen der Österreicher festgepflanzt“ worden sei.

Neonazis für Hofer

Kein Wunder, dass Rechtsextreme Norbert Hofer wählen würden. Christian B. findet die Rückkehr von Adolf Hitler „geil“ und wünscht sich von Hofer auf dessen Facebook-Seite den Einsatz von Soldaten, um einmal „richtig durchzugreifen“. Arnold M., Fan der neofaschistischen „Identitären“ und von Pegida, wirbt in der Gruppe „PRO FPÖ“ für Hofer: „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Männer!“ Im Facebook-Unterstützungskomitee für Hofer tummeln sich prominente Rechtsausleger von Pegida Österreich und NPD-Unterstützer.

Norbert Hofer (FPÖ): Ein Präsident für alle „Teutschen“

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Vor diesem Hintergrund wirkt Hofers Plakatkampagne („Aufstehen für Österreich – Deine Heimat braucht dich jetzt“) wie ein billiger Abklatsch der berüchtigten NPD-Schulhof-CD. Darauf singt die rechtsextreme Liedermacherin Annett: „Steh auf, du deutsches Volk, hast viel schlimmes Leid hinter dich gebracht. Es ist deine Heimat, dein Land, dein Tod – Deutschland braucht dich jetzt in seiner Not!“

Protest gegen die FPÖ in Floridsdorf am Montag, 18. April, 17:30 Uhr: Die FPÖ plant am Montag, 18. April, einen weiteren rassistischen Aufmarsch gegen Flüchtlinge. Die Plattform für eine menschliche Asylpolitik und die Offensive gegen Rechts rufen zum Gegenprotest. Treffpunkt ist bei der U6-Station Floridsdorf.
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.