St. Vincent: Masseduction
Bereits Ende 2017 erschien das fünfte Album der US-amerikanischen Sängerin und Multi-Instrumentalistin Anne Erin Clark alias St. Vincent (benannt nach einer Textstelle in einem Nick Cave-Song), und beinahe wäre es in der Flut an Veröffentlichungen untergegangen, wären da nicht einige ausgesuchte Live-Auftritte auf europäischem Boden wie zuletzt in Bratislava beim Pohoda-Festival.
Kämpferische Posen und provokante Ansagen wie „I am a lot like you (boys), I am alone like you (girls)“ – zitiert aus dem aktuellen Album „Masseduction“ – weisen sie als feministische Pop-Performance-Künstlerin aus. Ihre Musik ist eine Mischung aus Electronica und Indie-Rock, sphärischen Beats mit kantigen Gitarrenriffs, die sie permanent mit ihrer selbst designten Gitarre verfremdet.
St. Vincent erinnert dabei an Prince oder Kate Bush, setzt ihre Themen aber mit mehr Zynismus um. Da geht es im aktuellen Album um das amerikanische Gesundheitssystem, das Tabletten gegen alles verschreibt, oder Hollywoods Jugend- und Schönheitswahn („Los Ageless“), ein weiterer Anspieltipp ist die Ballade „New York“. St. Vincent wirkt etwas weniger unterkühlt als beispielsweise Janelle Monae, der sie punkto Virtuosität und Songwriting durchaus ebenbürtig ist. Zu ihren Vorbildern zählen aber auch Curt Cobain, David Bowie und David Byrne, mit letzterem hat sie gemeinsam ein Album aufgenommen.
Ein Massenpublikum scheint St. Vincent mit dieser Veröffentlichung (noch) nicht zu erreichen, aber nach dem Grammy für das 2014er-Werk „St. Vincent“ als „Best Alternative Album“ markiert „Masseduction“ die Transformation von einer Heldin der New Yorker Indie-Szene zur möglicherweise nächsten „Queen“ des Art Pop.