Globale Rekordtemperaturen sind unzweifelhaftes Zeugnis der Klimakrise

Über 20 Grad im Sommer in der Antarktis. Das wärmste Jahr in Europa. Der heißteste Jänner seit Beginn der Aufzeichnungen vor 141 Jahren weltweit. Der ungebremste Ausstoß von Treibhausgasen befeuert unzweifelhaft die Klimakrise. Wir sollten die Fakten den Klimaleugnern um die Ohren hauen und sie so in die Defensive drängen.
14. Februar 2020 |

Die Forschungsstation Marambio auf Insel Seymour im Weddell-Meer am nördlichsten Punkt der Antarktis hat am 9. Februar eine Rekordtemperatur von 20,75 Grad Celsius gemessen. Der brasilianische Bodenwissenschaftler Carlos Schaefer kommentierte die außergewöhnlichen Wärme seit Beginn der Messungen im Jahr 1961: „Noch nie hat es in der Antarktis eine so hohe Temperatur gegeben.“ Bereits am 6. Februar wurde auf der benachbarten argentinischen Station Esperanza 18,3 Grad gemessen, wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) bekannt gab.

Das sind besorgniserregende Nachrichten. Denn neue Daten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) deuten darauf hin, dass der Westantarktische Eisschild in der Geschichte instabiler war als bisher gedacht (hier der Original-PNAS-Artikel). Wir steuern in der Klimakrise geradewegs auf Bedingungen zu, wie sie zur letzten Warmzeit vor 120.000 Jahren geherrscht haben, warnt das Forscherteam um Stefan Rahmstorf. Sie mahnen einmal mehr die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius ein.

Aktuelle Bilder der Satellitenmission Sentinel der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) zeigen aktuell das Abrutschen (Kalben) eines 300 Quadratkilometer mächtigen Eisberges des Pine-Island-Gletschers ins Meer vor der Westantarktis (siehe Video oben). Der Eisberg hat die Größe der Insel Malta. Das Gletschersystem macht rund zehn Prozent des Westantarktischen Eisschildes aus. Sollte dieser Eispanzer abschmelzen, könnte der Meeresspiegel um drei Meter ansteigen.

Außergewöhnlich warmer Jänner

Zeitgleich meldete die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), dass der Jänner 2020 global gesehen der heißeste seit Beginn der Messaufzeichnungen vor 141 Jahren war. Die weltweite Temperatur lag 2,05 Grad über dem Durchschnitt im gesamten vorigen Jahrhundert. In Europa lagen die Temperaturen im Jänner 3,1 Grad über dem Durschnitt der Jahre 1981-2010, in manchen Regionen in Ost- und Nordeuropas sogar über 6 Grad, gab der Copernicus Climate Change Service (C3S) bekannt.

2019 war Auswertungen des Copernicus-Klimawandeldiensts zufolge das wärmste Jahr in Europa seit Beginn der dieser besonderen Messserie im Jahr 1979. Global war es das zweitwärmste Jahr. Copernicus-Direktor Jean-Noël Thépaut sagte zur Präsentation der Daten: „Die letzten fünf Jahre waren die fünf wärmsten in den Messaufzeichungen, das letzte Jahrzehnt war das wärmste. Das sind unbestritten alarmierende Zeichen.“ Eingefleischte Klimaleugner wollen diese Zahlen nicht hören. Wir werden sie nicht überzeugen, sollten ihnen aber die Fakten um die Ohren hauen und sie so in die Defensive drängen.

Lufttemperatur in zwei Meter Höhe im Jahr 2019, relativ zum Durchschnitt 1980-2010. Graph: C3S

Globale Lufttemperatur, berechnet auf 60-monatigem Durchschnitt, in zwei Meter Höhe (links) und berechnete Veränderung gegenüber vorindustriellem Zeitalter (rechts). Graph C3S

Globale CO2-Konzentration nach Satellitenmessungen, monatliche Auflösung 2003-2019. Die jährlichen Mittel sind rot eingetragen. Graph: C3S

15.-17. Mai 2020: Antikapitalistischer Kongress  „Marx is Muss".
 Programm | Sprecher_innen | Anmeldung | Facebook  
 
Veranstaltungstipps:
 
 ■ Freitag, 15. Mai, 17:15-18:30 Uhr: Klimanotstand – Der aktuelle Stand der Wissenschaft.
Mit: David Heuser, Doktorand der Erdwissenschaften, Universität Wien, Aktivist bei System Change, not Climate Change, im Bündnis klimaprotest.at und Linkswende jetzt
 
 ■ Samstag, 16. Mai, 17:00-18:15 Uhr: Kapitalismus zähmen oder stürzen? Was Systemwandel bedeutet.
 Mit: Ulrich Brand, Professor für Internationale Politik, stv. Leiter des Instituts für Politikwissenschaft, Universität Wien und Martin Empson, führendes Mitglied der Socialist Workers Party (SWP), Großbritannien