Baden-Württemberg: Flüchtlinge widersetzen sich Abschiebung

In der Nacht zum 30. April hatten 150 Flüchtlinge vier Polizisten daran gehindert, einen Mann aus Togo abzuschieben. Sie umringten die Beamten und hinderten sie daran, vom Gelände der Ellwanger Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) für Flüchtlinge zu fahren.
22. Mai 2018 |

„Wir haben laut Nein gesagt!“, sagte Isaiah Ehrauyi, ein Flüchtling aus der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Ellwangen. Die Polizei beugte sich der Übermacht und zog sich zurück.

In den Medien wurde beklagt, dass es ein gewalttätiger Angriff auf die Polizei gewesen sei – an einem Streifenwagen gab es Dellen. Doch niemand wurde verletzt, anders als bei der Großrazzia, mit der die Polizei drei Tage später reagierte: Nicht abgesperrte Türen wurden eingetreten, Menschen seien aus dem Bett gerissen und fixiert worden und nicht nur der Mann aus Togo wurde festgenommen – er wurde mittlerweile nach Italien abgeschoben –, sondern auch vier weitere wegen „tätlichem Angriff“ auf Beamte verhaftet. Im Polizeibericht ist nur von Schwarzafrikanern die Rede, obwohl auch Flüchtlinge anderer Nationen beteiligt waren und sogar in Haft kamen.

Stoppt die Abschiebungen

„Ich dachte, jetzt holen sie uns alle ab“, erzählte Baruohomeh Tamjiku. Viele Flüchtlinge in der LEA haben Angst vor den Dublin-Abschiebungen nach Italien. „Da wartet auf uns schon am Flughafen der Zuhälter mit der dicken Goldkette – wir landen wieder alle auf dem Strich. Und unsere Männer müssen als Tagelöhner schuften und auf der Straße schlafen“, erklärt eine junge Frau.

In der Woche danach gaben die Bewohner_innen der LEA eine Pressekonferenz, um klar zu stellen, dass der Widerstand gegen die Abschiebung ihres Kollegen eine solidarische Aktion war – kein gewalttätiger Angriff. Anschließend formierten sie einen Demonstrationszug, marschierten den drei Kilometer langen Weg an der Bundesstraße entlang vom Camp in die Stadt und skandierten „Stop deportations“. Schon oft sind sie diesen Weg gegangen, so schön wie diesmal sei es aber noch nie gewesen. „Wir sind zusammengestanden“, sagte die 20-jährige Christa Takor.