Ausstellungs- und Buchtipp: Der junge Hitler. Prägende Jahre eines Diktators

Die Ausstellung Der junge Hitler macht einen Ausflug ins Landesmuseum St. Pölten allemal wert. Das Buch zur Ausstellung von Hannes Leidinger und Christian Rapp gehört allerdings zu jeder Literatursammlung, die zu den Themen Nationalsozialismus oder moderner Faschismus angelegt wird.
21. Oktober 2020 |

Es behandelt Hitlers Jugendjahre ganz besonders ausführlich, geht aber dankbarerweise auch auf die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ein. Hat er sich in den Schützengräben radikalisiert? Nicht maßgeblich, sein Mythos vom heldenhaften „Grabensoldaten“ war selbstgezimmert, von ehemaligen Kameraden wird er als Etappenschwein bezeichnet. Nach Kriegsende schwankt er noch zwischen verschiedenen Ideologien, er wurde Vertrauensmann seines mehrheitlich den „Linken zugewandten Regiments.“ Erst im Sog der deutschen Konterrevolution geht er scharf nach rechts.

Schon in seiner Jugend scheut er jegliche ernsthafte Auseinandersetzung mit Politik und Hintergründen. Karl May und Richard Wagner sind für ihn wirklicher als das Leben. Deutschnationalismus ist schon für den jungen Schüler die einzige Sichtweise zur Welterklärung. Antisemitismus und antislawischer Rassismus sind in seinem Umfeld omnipräsent. Das sind die wenigen ideologischen Werkzeuge, die er besitzt, und er benutzt sie fortan konsequent. Das Buch ist mit einer sympathischen Portion Verachtung für diesen Menschen geschrieben. Die Krisen der Zwischenkriegszeit haben ihn zu einer historischen Persönlichkeit dieses grausamen Ausmaßes gemacht. Wirkliche Talente hatte er so gut wie keine.

Die Ausstellung läuft bis 24. Jänner 2021.