Blauer Spitzenkandidat und Neonazi-Freunde auf FPÖ-Kornblumenball

Der listige Wechsel der FPÖ vom Nazi-Symbol der blauen Kornblume auf das „Edelweiß“ bei der Parlamentsangelobung währte nur kurz. Der niederösterreichische FPÖ-Spitzenkandidat zur Landtagswahl, Udo Landbauer, hat den Ehrenschutz für den „Kornblumenball“ der FPÖ-Hollabrunn übernommen, und trifft sich öffentlich mit Freunden von gewaltbereiten Rechtsextremen.
3. Januar 2018 |

Die demokratische Maske der FPÖ verrutscht erneut. Es war ein taktisches Manöver, um die Öffentlichkeit vor dem wahren gefährlichen Charakter der FPÖ zu täuschen: bei der jüngsten Angelobung trugen die FPÖ-Mandatare nicht mehr die Kornblume, sondern das scheinbar harmlose Edelweiß. Führende FPÖ-Politiker haben nun den Ehrenschutz für den „34. Kornblumenball“ der FPÖ-Hollabrunn am 6. Jänner übernommen: der FPÖ-Spitzenkandidat zur Landtagswahl, Udo Landbauer, der blaue Nationalratsabgeordnete Christian Lausch und der freiheitliche Klubobmann im niederösterreichischen Landtag, Gottfried Waldhäusl.

Unter dem „Symbol des Judenhasses“ (Hans-Henning Scharsach), der blauen Kornblume, treffen sich führende FPÖ-Politiker mit Freunden der Neonazi-Organisation „Identitäre Bewegung“ und der „Partei des Volkes“ zum Tanz.

Neonazis und FPÖ

Ernst-Christian Suttner, FPÖ-Gemeinderat in Göllersdorf, hat auf Facebook zum Ball zugesagt und seine Sympathie für die Neonazis der „Identitären Bewegung Österreich“ kundgetan. Die Identitären, in deren Führungsebene sich „amtsbekannte Neonazis befinden“ (Urteil des Verfassungsschutzes), griffen 2016 mit Teleskopschlagstock und Quarzhandschuhen unbewaffnete Antifaschist_innen an und überfielen kurz darauf die Theatervorführung „Die Schutzbefohlenen“ von Flüchtlingen im Audimax der Universität Wien. FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache ließ sich zusammen mit Suttner fotografieren (Bild liegt der Redaktion vor).

Verbindungen gibt es auch zur rechtsextremen „Partei des Volkes“ (PDV). Ballgast Rafael Zeschek, FPÖ-Parteiobmann in Göllersdorf, ist auf Facebook mit dem PDV-Obmann Thomas Kirschner befreundet. Auf Facebook bezeichnete Kirschner Graz als „Stadt der Volkserhebung“ – diesen Ehrentitel verlieh Hitler Graz im Juli 1938.

Am Ball nimmt weiters Johannes Moser teil, Obmann des Vereins „Rot Weiß Rote Patrioten“. Moser war Redner auf jener PDV-Kundgebung vor dem Bundeskanzleramt am 21. November 2015 (auch davon liegen uns Fotos vor), auf der PDV-Sprecher Wolfgang Pestl die Teilnehmer dazu aufrief, sich Waffen „gegen die Terroristen“ zu besorgen. Moser posierte auf diesem rechtsextremen Aufmarsch mit Pestl für ein gemeinsames Foto. Brisant: Auch FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer ließ sich gemeinsam mit Moser ablichten (die Bilder liegen uns ebenfalls vor).

Freiheitliche attackieren

Ihre nachweislichen Verbindungen zum Faschismus sind die Schwachstelle der Regierung und der FPÖ. Die Freiheitlichen können bei der niederösterreichischen Landtagswahl am 28. Jänner schweren Schaden nehmen, wenn ihr diese Verbindungen in Neonazi-Kreise immer wieder vorgehalten werden.

Udo Landbauer ist selbst Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft „Germania Wiener Neustadt“. Christian Lausch soll 2003 als Justizwachebeamter Kolleginnen am Hintern begrapscht, Porno-Emails verschickt und mit Aufforderungen zu Gruppensex belästigt haben. Das Disziplinarverfahren im Justizministerium wurde wegen „Verjährung“ eingestellt, die betroffenen Frauen sind vom Dienst ausgeschieden oder wurden versetzt (anscheinend erkundigte sich die FPÖ-Gewerkschaft AUF, wie man die Anzeigerin versetzen könne).

Details und Belege in der Veranstaltung und im Buch Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften von Hans-Henning Scharsach.