Cornershop – England is a garden

Leo Kienmandl präsentiert jeden Monat seine Musiktipps in der Serie „Sounds for Rebels“
21. April 2020 |

1997, am Höhepunkt der Britpop-Welle, hatten Cornershop mit dem Fatboy Slim-Remix ihres songs „Brimful of Asha“ ihren größten Hit. Niemand sollte sich aber von der bei oberflächlicher Betrachtung fröhlichen Mischung aus Dancefloor und indisch angehauchter Hippie-Musik täuschen lassen: Nur vordergründig träumt Sänger Tjinder Singh von der fernen indischen Heimat und der Sängerin Asha Bhosle, in Wahrheit verarbeitet er das rassistische Klima in das er hineingeboren wurde und die politischen Hassreden, die britische Arbeiter gegen die Einwanderer aufstacheln sollten. Das soeben veröffentlichte neue Album „England is a Garden“ kehrt nicht nur musikalisch zu diesen Wurzeln zurück sondern ist auch inhaltlich wie in den Anfangstagen voller historischer und kultureller Referenzen. Jene Band, die 1992 Morrissey-Poster vor der EMI-Zentrale am Manchester Square in aktionistischer Weise verbrannte um gegen dessen rassistische Aussagen zu protestieren, klingt 2020 psychedelisch wie ehedem, verwendet neben der fast omnipräsenten Flöte vielfältige Percussions und  Keyboards und baut gesprochene Schnipsel, kurze Instrumental-Skizzen und Sound-Collagen in das Gesamtkunstwerk ein.

Der wortspielerische Song „No Rock: Save In Roll“ setzt sich mit der Musikentwicklung auseinander. Cornershop referieren darauf, wie Black Sabbath im „Black Country“ bei Birmingham den Heavy Metal aus der Taufe hoben – und klingen dabei wie T Rex die gemeinsam mit Velvet Underground jammen. Ganz anders ist es bei „The Holy Name“ gelagert: Der einfache Stomper erinnert mit seinen hymnischen Vibes ein wenig an „Yellow Submarine“. Das Stimmen- und Effektgewirr in Verbindung mit den genial einfachen Harmonien lässt das Album mit dem gleichen lebensbejahenden Gefühl ausklingen, das schon „When I Was Born for the 7th Time“ (1997) auszeichnete.

Webauftritt: www.cornershop.com