Der Antisemitismus sitzt in Österreich in der Regierung

Die nach dem Naziliederbuch-Skandal von der FPÖ eingesetzte „Historikerkommission“ wird die deutschnationalen Burschenschaften nur als „Teilaspekt“ behandeln. Kein Wunder, sonst würde offensichtlich, dass in Österreich der Antisemitismus in der Regierung sitzt.
10. Oktober 2018 |

Seit ihrer Gründung spielen die deutschnationalen „Burschenschaften“ und ähnliche Organisationen („Landsmannschaften“, „Corps“, …) eine zentrale Rolle in der FPÖ. FPÖ-Vizekanzler Strache ist Mitglied der „Vandalia Wien“ und vier seiner fünf Stellvertreter sind Burschenschafter. 20 von 33 Mitgliedern des Bundesvorstands gehören deutschnationalen Verbindungen an und 21 von 51 Abgeordneten im Parlament.

Der Buchautor Hans-Henning Scharsach (Stille Machtergreifung: Hofer, Strache und die Burschenschaften) fällte ein vernichtendes Urteil: „Antisemitismus zählte von Anfang an … zu den Wesensmerkmalen der deutschnationalen schlagenden Burschenschaften.“

Arierparagraph

Bis heute sind in den deutschnationalen Korporationen „Arierparagraphen“ als „Abstammungsprinzip“ in Kraft, die Jüdinnen und Juden von der Mitgliedschaft ausschließen. Dieses Prinzip wird stolz verteidigt – zuletzt im Jahr 2011, als 14 österreichische Burschenschaften (unter anderem die „Libertas“, die „Olympia“ und die „Teutonia“) im Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) mit anderen rechten Elite-Korporationen eine „Erklärung zum volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“ unterzeichnete. Darin protestierte man „gegen jede Bestrebung, die Abstammung als notwendige Voraussetzung deutscher Volkszugehörigkeit allgemein oder in Einzelfällen für entbehrlich zu erklären“.

Holocaustleugner

In den FPÖ-nahen Zeitungen Aula und Zur Zeit wurde unter anderem behauptet, dass „Massenvergasungen mittels Zyklon B“ technisch gar nicht möglich gewesen wären. Der Holocaust und die sechs Millionen Ermordeten wurden als „Mythos“ und „Dogma“ verhöhnt. Die Aula diffamierte die 1945 befreiten Häftlinge des Konzentrations­lagers Mauthausen als „Massenmörder“, „Landplage“ und „Kriminelle“. Die Aula ist außerdem rechtskräftig wegen Verbreitung der „Auschwitzlüge“ verurteilt.

Blaue Kornblume

Faschismus in der Regierung: Eine Analyse der FPÖ-Strategie

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Bei Angelobungen im Parlament trugen die FPÖ-Abgeordneten die blaue Kornblume, die für Scharsach ein „Symbol des Judenhasses“ war und ist. Sie war bereits Parteiabzeichen der Alldeutschen des Burschenschafters Georg von Schönerer. Nach ihrem Verbot 1933 diente den Nazis in Österreich die Kornblume als Ersatz für das Hakenkreuz.

Die Ideologie ist weiter lebendig: Noch 2009 erklärte der nunmehrige FPÖ-Klubchef im Parlament, Walter Rosenkranz („Libertas“), im von Martin Graf herausgegebenen Buch 150 Jahre Burschenschaften, der studentische Antisemitismus habe seinen Grund in der Tatsache, dass „überdurchschnittlich viele Juden Hörer an den Universitäten waren“.