„Es reicht! Wir nehmen die Zukunft jetzt in unsere Hand!“

Über 20.000 Menschen beteiligten sich am 29. November am vierten weltweiten Klimastreik in Wien. Tausende weitere protestierten in Bregenz, Graz, Linz und in anderen Städten in ganz Österreich und forderten den sofortigen Ausstieg aus fossilen Energieträgern.
29. November 2019 |

Um genau Fünf vor Zwölf läuteten am 29. November vor der Zentrale der OMV in der Wiener Krieau, dem größten Klimasünder Österreichs, die Alarmglocken. Rund 20.000 Menschen waren dem Aufruf von Fridays for Future zum Klimastreik am „Black Friday“ gefolgt. Nicht nur Schüler_innen waren dieses Mal gekommen, sondern Menschen aus allen Altersschichten und auffallend viele Studierende. Sie forderten lautstark das unmittelbare Ende der Förderung fossiler Energieträger.

Besonders regte auf, dass der fossile Gigant OMV in den letzten Wochen versuchte, die Öffentlichkeit mit billigen Tricks von den Öl- und Gasbohrungen vor der Küste Neuseelands abzulenken. Aktivist_innen von Greenpeace und Fridays for Future haben daraufhin ein Versorgungsschiff der OMV im Hafen von Timaru besetzt. Antonia Bittmann, Aktivistin von Fridays for Future, sagte vor der OMV-Zentrale in Wien: „Es reicht! Wir nehmen die Zukunft jetzt in unsere Hand und fordern den schnellstmöglichen Ausstieg aus Öl und Gas!“


Karin Wilflingseder vom Verein StudentInnenkinder am Uni-Campus Wien war mit ihrer Kindergartengruppe dabei. Sie sagte gegenüber Linkswende jetzt: „Unsere Kindergartenkinder waren schon beim letzten globalen Streik dabei und wollten unbedingt wieder. Die Initiative ging diesmal von einem 4,5-Jährigen aus. Er hat den Eltern zugehört und gefragt, ob wir eh wieder gehen.“ Ein eigenes „Babies for Future“-Block begeisterte Teilnehmende wie Anrainer_innen, die dem Demozug applaudierten.Von der OMV-Zentrale ging es über den Praterstern vor das Umweltministerium.

Mahnruf der Wissenschaft

Der Streik folgte einer jüngsten Serie von aufsehenerregenden Veröffentlichungen der Wissenschaft. Eindringlich forderten erst in dieser Woche weltweit führende Klimaexperten wie Hans Joachim Schellnhuber und andere in einem Kommentar im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature eine radikale Abkehr vom marktwirtschaftlichem Denken in der Klimakrise: „Keine wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse wird uns helfen. Wir müssen unseren Lösungsansatz für das Klimaproblem verändern.“

Der Emission Gap Report des UN-Umweltprogramms forderte gleichermaßen einen „radikalen Wandel“. Die Unterzeichner_innen des Pariser Klimaabkommens müssten 2020 ihre versprochenen Beiträge zur Emissionsreduktion verfünffachen,andernfalls würden es und nicht mehr gelingen, die Erderwärmung auf 1,5°C zu beschränken. Klimaforscher Gottfried Kirchengast vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Grazwiederholte in der gleichen Dringlichkeit vor dem Umweltministerium seine Forderung vom „Earth Strike“ im September: Wir müssten uns endlich „aus der fossilen Gefangenschaft befreien“, und zwar „ernsthaft und gerecht“.

Protest zur OPEC-Tagung

Es geht direkt weiter mit Protesten. Anlässlich der Tagung der OPEC, der Organisation der erdölexportierenden Länder, in Wien, rufen Fridays for Future, das Klimavolksbegehren, #aufstehn, Linkswende jetzt und zahlreiche weitere Organisationen am 6. Dezember zur Demo „Fossiles Zeitalter beenden“ auf. Dies ist der Auftakt zu einer Serie von Massenaktionen, die die Welt noch nicht gesehen hat. Lena Schilling von Fridays for Future und Aktivistin bei Linkswende jetzt sagte auf der Schlusskundgebung des Klimastreiks: „Wir werden 2020 so lange Aktionen umsetzen, bis der Druck groß genug ist. 2020 muss das Jahr sein, in dem die Emissionen für immer sinken.“