FPÖ und Identitäre: Die heimlichen Waffenbrüder

Von wegen Identitäre hätten bei der FPÖ nichts verloren! Die FPÖ-Spitze und die Führer der Identitären sind Waffenbrüder und den Reglements der deutschnationalen Burschenschaften verpflichtet.
8. April 2019 |

Die Debatte um die Verbindungen der FPÖ mit den Identitären scheint die Freiheitlichen zu spalten – Anlass war die Spende von 1.500 Euro des Nazi-Terroristen Brenton Tarrant, der im neuseeländischen Christchurch 50 Muslim_innen ermordete, an den Chef der österreichischen Identitären, Martin Sellner.

Bundeskanzler Sebastian Kurz forderte eine öffentliche Distanzierung der FPÖ von den Identitären, was einige Funktionäre halbherzig befolgten. Der oberösterreichische FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner behauptet, es bestehe bereits genügend Distanz zu den Identitären und er sieht außerdem „keine Gemeinsamkeiten“ mit ihnen. Wer sich bei den Identitären engagiert, sagt er, kann nicht gleichzeitig FPÖ-Mitglied sein. Der Grazer FPÖ-Chef und Vizebürgermeister Mario Eustacchio hingegen zeigt kein Verständnis für „die Hysterie“ und sieht keinen Grund, sich von den Identitären zu distanzieren.

Laut Rechtsextremismus-Experte Bernhard Weidinger kann man die Distanzierungsversuche der FPÖ nicht ernst nehmen, dahinter steckt lediglich strategisches Kalkül. Wenn sich freiheitliche Politiker von Sellner abgrenzen, dann nicht, weil sie seine Ideologie ablehnen, sondern, um die Öffentlichkeit zu blenden: In Wahrheit haben sie ein und dieselben Ansichten und Ziele. Sie teilen dasselbe rechtsextreme Programm.

Die Verbindungen lassen sich schwer leugnen, da die Kader der Identitären wie viele blaue Politiker aus dem Milieu der deutsch-völkischen Burschenschafter kommen. Sie sind ihren deutschnationalen Burschenschaften verpflichtet und nach ihrem Selbstverständnis Waffenbrüder und keine Feinde!

Durch Ideologie vereint

Der Autor Hans-Henning Scharsach zeigt in seinem Buch Stille Machtergreifung deutlich die Verbindungen zwischen FPÖ und den Identitären mit den Burschenschaften auf. Martin Sellner stammt aus der Burschenschaft Olympia. Die Olympia gilt als die extremste der rechtsextremen Burschenschaften. 1961 wurde sie für 12 Jahre aufgelöst, weil sie Nazi-Terroristen beherbergte.

Prominente Mitglieder haben Bombenanschläge in Südtirol mit zahlreichen Toten verübt. Führende Neonazis, wie Gottfried Küssel, stammen aus der Olympia und zentrale FPÖ-Politiker, wie Robert Nemeth, der Klubdirektor der Freiheitlichen Parlamentarier. Und eben Alexander Markovics und Martin Sellner, die Führer der Identitären. Solche Verflechtungen sind nichts Ungewöhnliches. Auch andere Kader der Identitären, wie Patrick Lenart und Sellners Brüder Thomas und Georg sind „Korporierte“. Bei der FPÖ sieht es nicht anders aus: Strache, Hofer, Gudenus, Haimbuchner, Landbauer usw. – alles Burschenschafter!

Da sie Waffenbrüder sind, sind sie auch den Reglements der Burschenschaften verpflichtet. Sie halten immer noch an großdeutschen Ideen fest, wie der Reinhaltung der arischen „Herrenrasse“. Sie befolgen den Arier-Paragraphen, der Juden und „Andersrassige“ ausschließt. Nur wer deutsch ist, also „deutsche Abstammung“ hat, kann zu ihnen dazu gehören. Sie nennen es halt nicht mehr Arier-Paragraph, sondern Abstammungsprinzip. Nach innen halten sie stolz an Nazi-Traditionen fest, nach außen tarnen sie sich.

Identitäre als PR-Aktion

Die neurechte Strategie haben die Identitären von der französischen „Génération identitaire“, eine Nachfolgeorganisation der „Unité radicale“, die 2002 wegen eines Attentats auf den französischen Präsidenten Chirac verboten wurde. Scharsach argumentiert, dass der 2012 gegründete Ableger aus Österreich von den Burschenschaften zu einer PR-Aktion geformt wurde, die versucht, mit jugendlichen und rebellischen Parolen ihre rechtsextremen Inhalte zu verbreiten.

Auch wenn Identitäre offiziell den Nationalsozialismus ablehnen, beziehen sie sich auf antidemokratische Publizisten der Weimarer Republik, darunter auch Vordenker des Nationalsozialismus, wie Carl Schmitt, welcher der „Kronjurist des dritten Reichs“ genannt wird. Renaud Camus verfasste „Der große Austausch“, das Standardwerk der Identitären, das von Martin Semlitsch ins Deutsche übersetzt wurde. Letzterer trat im März bei einer Konferenz auf, bei der offen neonazistische und antisemitische Redner zu Gast waren. Die Identitären sind die Achillesferse der faschistischen Bewegung in Österreich. Auf die muss man einschlagen!