Freiwillige in Spielfeld: „Wir kochen an einem starken Tag fünf Tonnen“

„The Welcoming Organization“ (TWO) ersetzt seit Monaten die Arbeit des Staates. Sie kocht rund um die Uhr Essen für Flüchtlinge in Spielfeld und Traiskirchen. Neue Linkswende hat mit David Kreisl über das beeindruckende Engagement der Helfer_innen gesprochen.
13. November 2015 |

Neue Linkswende: Was macht „The Welcoming Organization“ (TWO) genau?

David Kreisl: TWO kocht für Flüchtlinge. Das ganze basiert auf drei Punkten. Sauberes Wasser für die Menschen, warmes Essen für die Menschen und unbürokratisches Handeln. Darauf sind wir ausgerichtet.

Wie wurde die Organisation ins Leben gerufen? Was war eure Motivation?

Wir haben uns zuerst in Traiskirchen bei dem damals noch berühmten „kochenden Inder“ getroffen. Ich würde sagen, wir haben uns aus der Notwendigkeit heraus gegründet. Wir dachten, wir können am besten helfen, wenn wir Flüchtlingen Essen zu Verfügung stellen.

Ihr scheint sehr unbürokratisch organisiert zu sein. In Spielfeld wird ja wirklich durchgehend gekocht, wieso funktioniert das so gut?

Die Stütze und das Rückgrat der ganzen Organisation sind unsere freiwilligen Helfer_innen. Wir haben schnell gemerkt, dass die allerdings auch einmal müde werden. In bestimmten Regionen wie Traiskirchen packt die ganze Gemeinde mit an. Über unsere Netzwerke können wir immer genügend Helfer_innen finden, die auch eine Großküche schmeißen können. Wir nutzen das Cateringservice von Gursharan Hundal und Sabine Winkler. Die beiden haben große Netzwerke und viele Kontakte, die uns sehr geholfen haben.

In den letzten zwei Monaten sind die Flüchtlingszahlen stark angestiegen. Ist es schwerer für euch geworden die Logistik aufrechtzuhalten?

Gefühlsmäßig gibt es eine sehr große Solidarität, aber es laufen sich halt schon auch Dinge ein bisschen tot, wenn man merkt, dass man die Aufmerksamkeit verliert und der „Hype“ nachlässt. Anderen Netzwerken, die uns sehr gut unterstützt haben, sind mit dem Ende der Sommerferien einfach die Student_innen ausgegangen sind, das war natürlich auch für uns spürbar. Dadurch, dass wir uns nur auf eine Sache konzentrieren, kommen wir allerdings gut zurecht.

Teilweise haben wir schon ein logistisches Problem, besonders weil wir nie über Informationen verfügen, wie viele Flüchtlinge am nächsten Tag kommen. Es können morgen 10.000 sein oder es kann morgen keiner kommen. Das ist alles schon dagewesen. In letzter Zeit hatten wir eine irre Frequenz, weil auch der Standort Spielfeld dazukam. Das ist auch für uns eine neue Größenordnung. Wir haben Leute direkt vor Ort, die genauso wie wir komplett eigenständig die Initiative ergriffen haben. Diese haben ein komplettes Lager in Wagna bei Spielfeld aufgebaut. Sie haben dort Unglaubliches geleistet. Wir haben sicher bis zum heutigen Tag 20 bis 30 Tonnen an Nahrungsmitteln geliefert bekommen und wieder ausgegeben. Wir kochen an einem starken Tag fünf Tonnen.

Seid ihr neben Spielfeld noch immer in Traiskirchen?

Ja, wir haben in Traiskirchen die „mobile Küche 1“. Die wird von Ed Moschitz (ORF-Redakteur, Anm.) super organisiert. Diese Küche ist ein integratives Projekt. Dort kochen Flüchtlinge gemeinsam mit Freiwilligen. Das funktioniert sehr gut. Einmal kochen die Flüchtlinge Speisen aus ihrer Heimat und am nächsten Tag gibt’s vielleicht Apfelstrudel. Daneben haben wir zwei Großküchen, eine in Spielfeld und eine in Traiskirchen.

Wir haben zwei Abgabestellen für Sachspenden eingerichtet. Eine ist in Wagna und eine in Traiskirchen in der Großküche. Wir haben auch einige Großspender, doch weit mehr als die Hälfte der Spenden sind nach wie vor aus privater Hand.

Interview mit Train of Hope: Flüchtlingshilfe am Hauptbahnhof

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Alles, was ihr kocht, stellt ihr selbst zur Verfügung. Bekommt ihr Unterstützung vom Staat?

Wir haben als TWO überhaupt keine staatliche Unterstützung. Wir haben gewisse Vereinbarungen mit dem einen oder anderen Bürgermeister, der uns unterstützt, aber Geld bekommen wir von keiner staatlichen Organisation. Das warme Essen gibt es momentan nur wegen unserer freiwilligen Helfer_innen. Und das funktioniert gut.

Ihr seid die einzige private Organisation die in Spielfeld ist. Wie sieht eure Zusammenarbeit mit dem Innenministerium aus? Gibt es Probleme?

Im Moment gibt es keine Zusammenarbeit. Wir würden uns sehr wünschen, dass sich vielleicht mal jemand im Staatsapparat überlegen würde, uns finanziell zu unterstützen. Es geht um die Menschen und um sonst nichts. Wir enthalten uns auch jeder politischen Äußerung, wir wollen den Menschen helfen. Wir sehen uns nicht in der Situation politische Probleme zu lösen wir sehen uns als die helfende Hand vor Ort und wollen den Menschen sauberes Wasser und warmes Essen zur Verfügung stellen.

Die TWO ist auf Spenden angewiesen. Hier kannst du sie unterstützen: Verein TWO, IBAN: AT06 2020 5010 0002 6227, BIC: SPBDAT21XXX, Sparkasse Baden
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.