Intifada: Der Ruf nach Freiheit

Die Intifada, was im Arabischen „sich erheben“ oder „sich auflehnen“ heißt, ist ein Ausdruck des Widerstandes gegen Unterdrückung und Besatzung. Die Aufstände der Palästinenser:innen waren entscheidende Meilensteine des Widerstands gegen die israelische Besatzung und haben internationale Aufmerksamkeit und Solidarität erregt. Die Intifada war ein organisierter und friedlicher Aufstand gegen systematische Ungerechtigkeit. Der zivile Ungehorsam, wie Streiks, Boykotts und Demonstrationen, zeigt den entschlossenen Widerstand der Palästinenser:innen gegen die Besatzung.
2. August 2024 |

Der Widerstand der Palästinenser:innen gegen die britische Mandatsmacht und die zionistische Bewegung ist tief in der Geschichte verwurzelt. Das beste Beispiel dafür ist die arabische Revolte von 1936-1939. Diese Revolte war eine Reaktion auf die zunehmende jüdische Einwanderung und den damit verbundenen Vertreibungen von palästinensischen Bauern. Die Bevölkerung reagierte mit Streiks, Boykotts und bewaffneten Auseinandersetzungen. Trotz der brutalen Niederschlagung durch die britischen Behörden zeigte die Revolte die Entschlossenheit der Palästinenser:innen, ihre Rechte und ihr Land zu verteidigen. Dieser Kampf setzte sich in verschieden Formen fort und erreichte in den Intifadas neue Höhepunkte.

Die Erste Intifada

Die Ursachen der ersten Intifada sind vielfältig. Sie ging mit einer jahrzehntelangen israelische Besatzung, Landenteignung, Siedlungsbau und einer militärischer Präsenz einher, welche die Existenz tausender Palästinenser:innen vernichtete. Dazu kamen wirtschaftliche Schwierigkeiten, politische Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit. All das gipfelte in einer immer größer werdenden Unzufriedenheit und Frustration in der palästinischen Bevölkerung.

Neben den Protesten organisierten sich die Palästinenser in sogenannten Volkskomitees. Sie spielten eine bedeutsame Rolle bei der Aufrechterhaltung der Mobilisierung.

Der ultimative Auslöser für die erste Intifada ereignete sich am 8. Dezember 1987. Ein israelischer Panzer rollte über zwei palästinensische Taxis, dabei starben vier Palästinenser (wovon drei aus dem Flüchtlingslager Dschabaliya stammten). Dieses Verbrechen löste massenhafte Proteste und spontane Unruhen aus. Die wachsende Wut und das Gefühl der Ohnmacht gegenüber der israelischen Besatzungspolitik fanden ihren Ausdruck in einem breiten Aufstand der Bevölkerung. Dieser breitete sich rasch und unaufhaltsam aus. Täglich fanden Demonstrationen statt, doch das erfolgreichste Mittel beim Protest war der kollektive Boykott israeli­scher Produkte. Palästinensische Händler:innen weigerten sich, die Steuer an die israelischen Behörden zu überweisen, genauso kauften die Palästinenser:innen keine israelischen Produkte mehr. Das werfen von Steinen auf Panzer (wird auch als „Krieg der Steine“ bezeichnet) und das Errichten von Barrikaden wurden zu bedeutungsvollen Handlungen des palästinensischen Widerstandes. Diese Aktionen wurden meist von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Die Bilder von israelischen Soldaten, die den Arm eines Kindes wie einen Zweig über einen Steinbrocken abbrechen, haben weltweit für Entsetzung gesorgt und die Brutalität der israelischen Besatzung verdeutlicht.

Neben den Protesten organisierten sich die Palästinenser in sogenannten Volkskomitees, die diese Aktionen ausführten, diese spielten eine bedeutsame Rolle bei der Aufrechterhaltung der Mobilisierung.

Das gescheiterte Oslo-Abkommen

Am 13. September 1993 unterzeichneten Yasser Arafat und der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin die „Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung“ (Oslo I).
Die Punkte des Abkommens umfassten: Erstens, dass Israel und die PLO sich gegenseitig anerkennen. Zweitens, die Einrichtung einer palästinensischen Selbstverwaltung in Gaza und Jericho. Drittens, die Vereinbarung wirtschaftlicher Kooperationen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Palästinenser:innen.

Die Verhandlungen und das Abkommen brachten Hoffnung auf eine langfristige Lösung des Konflikts, doch vergeblich.

Viele Palästinenser:innen fühlten sich verraten, besonders von der Fatah. Diese oft als korrupt und zu nachgiebig gegenüber den israelischen und westlichen Interessen angesehene Führung hat die Hoffnung vieler Palästinenser:innen enttäuscht.

Viele Palästinenser:innen fühlten sich verraten, besonders von der Fatah. Diese oft als korrupt und zu nachgiebig gegenüber den israelischen und westlichen Interessen angesehene Führung hat die Hoffnung vieler Palästinenser:innen enttäuscht. Der Friedensprozess wurde als Ausverkauf der palästinensischen Rechte und Interessen wahrgenommen.
Viele der Probleme, wie der Status Jerusalems, die Siedlungspolitik und das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge wurden in der Vereinbarung nicht gelöst. Der damalige israelische Chefverhandler Yossi Beilin gab 30 Jahre nach dem Abkommen zu, dass Israel an keiner Lösung interessiert war.

Al Aqsa Intifada

Die zweite Intifada begann im September 2000 und dauerte fünf Jahre. Sie war geprägt durch eine intensivere Gewalt als die Erste. Der Auslöser war der Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Sharon auf dem Tempelberg in Jerusalem. Der Besuch wurde von den Palästinenser:innen als Provokation empfunden und führte zu massiven Protesten.
Die israelische Antwort auf die zweite Intifada war härter und brutaler; Israel tötete gezielt führende palästinensischen Kämpfer, Politiker und Zivilisten. Sperranlagen und Checkpoints wurden errichtet. Diese Maßnahmen gaben vor, die Sicherheit Israels erhöhen, jedoch führten sie zu erheblichen menschlichen Opfern auf beiden Seiten und verschärften die humanitäre Krise in den besetzten Gebieten.
Die zweite Intifada war geprägt von der Enttäuschung über das Oslo-Abkommen, viele sahen die Verhandlungen als gezielte Ablenkung an, da sie keine Fortschritte bei der Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates erreichten. Sie spiegelte die Frustration und die Wut der Palästinenser:innen wider, die sich durch den weiterhin bestehenden Siedlungsbau, die Zerstörung von Häusern und die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit bedrängt fühlten.

Insgesamt war die zweite Intifada ein Ausdruck des tief verwurzelten Konflikts und der andauernden Besatzung, der das Leben der Palästinenser:innen nachhaltig prägte.

Selbstmordattentate waren auch Ausdruck einer zunehmenden Schwermut, und das Ergebnis einer verzweifelten Suche nach internationaler Aufmerksamkeit für ihre unerträgliche Notlage.

Aufstand für Gerechtigkeit

Unsere Haltung sollte Solidarität und uneingeschränkte Unterstützung für das Selbstbestimmungsrecht und die Freiheit der Palästinenser sein. Dabei ist es wichtig, die Ursachen des Konflikts, insbesondere den Einfluss des Imperialismus und wirtschaftliche Interessen, die zur Unterdrückung beitragen, anzuerkennen und aktiv zu bekämpfen. Die Geschichte des palästinensischen Widerstands zeigt, dass Fortschritt und Gerechtigkeit nicht durch Kompromisse mit imperialistischen Mächten erreicht werden können. Die bedingungslose Unterstützung für den Kampf der Palästinenser:innen sind daher unerlässlich, um die Wurzeln der Unterdrückung zu bekämpfen und eine gerechte Lösung für ein freies Palästina zu erreichen. Dies erfordert eine weltweite Bewegung gegen Kapitalismus und Imperialismus, die als Basis für echte Gerechtigkeit und Befreiung, sowohl für die Palästinenser als auch für andere unterdrückte Völker dienen soll.