Nein zur Ware Mensch: Freie Bildung für Alle!

Wer kennt das denn nicht? Erstes Semester, frisch an der Universität, man kommt voller Erwartungen auf eine neue Form des Lehrens und Lernens. Man ist neugierig auf kritische Theorien, man will das System verstehen und Alternativen entwickeln, man will etwas verändern. Aber dann stellt die alltägliche universitäre Realität alles auf den Kopf.
10. Dezember 2018 |

Dieser Artikel ist Teil der Serie Warum wir bei den ÖH-Wahlen antreten!

Vor der Universität erwarten dich gleich zu Studienbeginn Banken, um ein Studentenkonto zu eröffnen, Gratis dies, Gratis das… gib uns deine Daten, konsumiere dich zum vollständigen Studierenden. Kauf dir ein X, kauf dir ein Y, bezahle für diesen privaten Kurs zu „wissenschaftlichem Schreiben“ oder geh in jenen privaten Aufbaukurs. Kauf dich ein.

Nach den ersten Einführungsvorlesungen, gibt’s den Studienplan, nach dem sich deine nächsten sechs Semester richten sollten. (Brauchst du länger, kommt das im Lebenslauf nicht so gut). Also reinackern, ECTS-Punkte sammeln, Kurse besuchen, nur um sich für den nächsten Kurs einschreiben zu können. Voraussetzungsketten bilden die vorgeschriebenen Pfade zum Studienerfolg. Bulimie-Lernen vom Feinsten, um bei den Multiple-Choice-Prüfungen ja genug Punkte zu bekommen.

Im Kapitalismus wird alles früher oder später zur Ware. Bildung ist keine Ausnahme. Darum wird nur mehr jenes Wissen vermittelt, das kapitalistisch verwertbar ist. Der neoliberale Kapitalismus, der seit Mitte der 1970er-Jahre in Europa Fuß gefasst hat und sich seit den 1980er-Jahren auch in Österreich durchsetzt, beschleunigte diese Entwicklung. Der Mensch selbst wird zur Ware, Studierende werden zur Ressource Humankapital degradiert.

Die Studierendenbewegung verhinderte bislang die flächendeckende Einführung von Studiengebühren. Foto: Arthur Summereder

 

Mit dem sogenannten „Bologna-Prozess“ wurde der bisherige Höhepunkt dieser Entwicklung erreicht: Der universitäre Raum wurde zu einem Ausbildungsbetrieb für Humankapital für die Wirtschaft umgebaut. Durch Bologna können noch schneller halbfertige Akademiker_innen auf den Arbeitsmarkt geschwemmt werden, die auch noch billiger zu haben sind als früher.

Doch es gibt Alternativen: In den 1960er-Jahren stellten sich Studierende weltweit gemeinsam diesem Raub des universitären Freiraums entgegen und holten sich vorübergehend die Universität zurück. Als eine Generation politischer Studierender, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst war, stritten sie für eine freie Universität. An diese Kämpfe wollen wir anknüpfen.

Wir stehen für eine selbstbestimmte und kritische Universität! Eine Universität, die sich nicht dem Diktat der Ökonomie unterwirft, das gerade von der österreichischen Bildungspolitik exekutiert wird! Wir fordern mehr Mitspracherecht bei den Lehrplänen! Wir fordern mehr Mitspracherecht der Studierendenvertretung bei der Organisation des Studiums!

Wir fordern eine Universität, an der es nicht um ECTS-Punkte, sondern um kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich und wissenschaftlich relevanten Themen geht! Wir fordern mehr Raum für politischen Diskurs und Organisation an der Universität! So eine Universität können wir weder am Reißbrett entwerfen noch über schlichte Wahlkampagnen oder Verhandlungen durchsetzen. So eine Universität kann nur durch den konkreten Kampf gegen den jetzigen Zustand erreicht werden. Wir brauchen Proteste, Besetzungen, Streiks – dafür treten wir an.