Pa Salieu – Send Them to Coventry

Leo Kienmandl präsentiert jeden Monat seine Musiktipps in der Serie „Sounds for Rebels“
10. März 2021 |

„Jemanden nach Coventry zu schicken”, ist eine englische Redewendung, die so viel wie absichtliche Ausgrenzung bedeutet – ein Synonym für die Erfahrungen, die Pa Salieu Gaye in seiner Jugend machen musste, nachdem seine Eltern aus Gambia in die britische Industriestadt Coventry gezogen sind. Dementsprechend handeln die 15 Tracks des Ende 2020 veröffentlichten Mixtapes Send them to Coventry vom Alltag in einer Betonblocksiedlung, von Freundschaft und Familie, von Gewalt, Ausgrenzung und Rassismus. Im Oktober 2019 wurde Pa Salieu angeschossen und überlebte einen Treffer in den Kopf. „Look, my name is Pa and I’m from Hillset, bust gun, dodge slugs, got touched, skipped death“, so beschreibt er diese Erfahrung in dem Song „Block Boy“.

Pa Salieu macht sich zum Sprachrohr für eine Generation marginalisierter junger Menschen die keine Stimme haben, sehr eindrücklich etwa in „Frontline“. Nicht zuletzt deshalb wurde er von der BBC zum musikalischen Shootingstar des Jahres gekürt: in der Umfrage zur Aktion Sound of 2021 liegt Pa Salieu an erster Stelle – und wohl zurecht. Nicht nur, dass sich sein harter Rap vom üblichen Einheitsbrei durchaus abhebt und sowohl mit melodischen Einsprengseln als auch rhythmischen Ausflügen in Break-Beat- und Afro-Beat-Gefilde überrascht – nein, er zeigt mit dem beinahe versöhnlichen Ausklang namens Energy (mit Gastsängerin Mahalia Burkmar) auch einen Ausweg. Zumindest für einen Augenblick scheinen all die zuvor beschriebenen Konflikte und Verluste vergessen. Zu einer leichtfüßigen Melodie, die auch von Coldplay stammen könnte, fragt Pa Salieu: „Why you keep wastin’ your energy?“ und ruft damit zur Selbstermächtigung auf und beschwört die Zuversicht.

www.pasalieu.com