To change everything, we need everyone!

Sebastian, Aktivist bei System Change, Climate Change, argumentiert in einem Leserbrief für eine antikapitalistische Ausrichtung der Klimagerechtigkeitsbewegung.
7. Oktober 2019 |

Am 20. September war ich für eine Stunde auf der Straße bei dem Event von Fridays for Future in meinem Bezirk. Zu einem fühlte ich mich etwas demotiviert, als ich die geringe Anzahl sah. Auf der anderen Seite hat das Event mich motiviert, da viele der Teilnehmer*innen noch nie für den Klimaschutz auf den Straßen waren, wenn nicht sogar überhaupt ihr erstes Mal für etwas auf die Straße gegangen sind. Insgesamt gab es an dem Tag in Österreich für den Klimaschutz über 750 lokale Events.

Mit dem Gefühl ging ich zum Earth Strike am 27. September. Es wurde anderes als erwartet. Ich traf Freunde am Hauptbahnhof. Bis 5 vor 12 blieb der Platz am Hauptbahnhof überschaubar. Nach dem offiziellen Beginn strömte immer mehr Menschen auf den Platz und auch als wir losgingen wurde der Demozug immer bunter mit Sprüchen, Banner und Menschen. Ein gutes Gefühl kam in mir auf. Schon allein unser Zug (unter dem Thema „Wirtschaft“) erreicht die Anzahl an Menschen, die ich für den ganzen Tag erhofft hatte. Am Karlsplatz war es dann nur noch ein buntes Meer an Menschen, die sich zusammen Richtung Heldenplatz aufgemacht haben.

Während des Weges kam es mir so vor, dass die jungen Klimastreiker*innen eine andere Sprache sprechen als die Klimagerechtigkeits- und die anti-kapitalistische Bewegung. Am meisten viel es mir bei den Sprüchen auf, die entweder nur von der einen oder anderen Gruppe gerufen wurde. Das Herz der jungen Menschen schlägt für Klimaschutz, doch für Klimagerechtigkeit und den Einhalt der Klimakrise bedarf es mehr. Zusammen kamen alle Gruppen und Anwesend bei: „What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now!“

Es war ein wirklich buntes Treiben, tolle Stimmung und viele junge Menschen. Zwei spontane Bannerdrops gab es auf dem Weg vom Hauptbahnhof zum Heldenplatz. Beide mit Kritik am Kapitalismus und dem Märchen über grünes Wachstum. „Wie könnt ihr es wagen?“Was wahrscheinlich anspielt auf den Auftritt von Greta Thunberg beim UN-Climate Summit in New York: #Howdareyou?!?

Die Bewegung ist am Wachsen, was ich seit dem ersten Klimaprotest im April sehe. Im April haben wir es geschafft, dass Umweltorganisationen Klimaschutz und Klimagerechtigkeit vermehrt auf ihrer Agenda hatten. Diesmal waren diese Themen auch auf den Agenden der Parteien. Dies ist auch dringend notwendig in Anbetracht der Dringlichkeit. Es ist aber auch nur der Anfang. Unsere Forderungen an die Politik und der Wirtschaft müssen auch wachsen. Als nächstes brauchen wir klare Maßnahmen und Resultate, die uns zeigen, dass wir als Gesellschaft einen neuen Weg eingeschlagen haben. Ein weiter wie bisher können wir uns nicht mehr leisten, weder wirtschaftlich, ökologisch noch sozial!

Insgesamt war es für mich und der Klimabewegungen in Österreich ein wirklich gelungenes Event als Abschluss der „Week for Future“. Es war generations- und sektorenübergreifend. Jung wie Alt sowie Schüler*innen, Studenten*innen, Unternehmer*innen, Gewerkschafter*innen und Geistliche nahmen teil. Anlehnend an dem Leitspruch: To change everything, we need everyone! Nichts weniger ist notwendig, um einen lebenswerten Planeten für uns Menschen und allen weiteren Tieren und Pflanzen zu erhalten.

Sebastian

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