Unsere Erde braucht Sozialismus

Der Begründer der Evolutionstheorie Charles Darwin sagte einmal: „Ein Mensch, der nur eine Stunde verschwendet, hat die Bedeutung des Lebens nicht begriffen.“ Wenn wir die Bedeutung des Lebens verstehen wollen, sollten wir uns seine faszinierende Geschichte anschauen, was für ein unglaublicher Glücksfall es war, dass ein Planet wie die Erde entstand, sich dort Leben bilden und über Milliarden Jahre weiter entwickeln konnte, sodass es schließlich Millionen von Arten hervorbrachte, darunter auch uns Menschen.
29. April 2015 |

Der Blick in die faszinierende Vergangenheit der Erde kann uns am besten vor Augen führen, wie bedeutungsvoll dieses Zusammenspiel von Erde und Leben für die nächsten Jahrmillionen sein könnte, wie bedeutungsvoll ein nachhaltiger Umgang mit der Natur ist. Schließlich wollen auch wir nicht unsere Zeit verschwenden, sondern intelligent einsetzen.

Ein besonderer Planet

Obwohl Leben in nahezu jeden Bereich der Erde vorgedrungen ist, konnten außerhalb der Erde bisher keine Spuren von Leben gefunden werden. Die Bildung von Leben in der uns bekannten Form scheint Produkt der Erde selbst zu sein, bzw. Produkt spezieller Bedingungen der Erde. Was macht die Erde so besonders?

In der Milchstraße befinden sich über 100 Milliarden Sterne, vielleicht besitzen auch einige andere von ihnen Planeten, auf denen es höheres Leben gibt. Für die meisten ist dies jedoch sehr unwahrscheinlich, denn nicht überall in der Milchstraße sind die Bedingungen für Leben so optimal wie bei uns. Im inneren Teil der Milchstraße befinden sich sehr viele heiße Gase und sehr viel radioaktive Strahlung, in ihren äußeren Bereichen gibt es keine schwereren Elemente, die für unser Leben notwendig sind. Hinzu kommt, dass viele Sterne mehr Masse als die Sonne haben und daher schneller verbrennen, viel zu schnell, als dass die Entwicklung höheren Lebens auf der Erde möglich gewesen wäre. Es bleiben sicher noch einige Sterne übrig, die Planeten mit Leben beherbergen könnten, diese müssten allerdings noch viele weitere besondere Bedingungen erfüllen.

“Das Leben muss sich aus unbelebtem Material gebildet haben.”

Die Planeten, welche die Sonne umkreisen sind sehr unterschiedlich, aber auf keinem von ihnen existiert Leben. Die Erde hat in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung.

Zum einen hat sie genau die richtige Größe. Die großen äußeren Planeten, wie Jupiter oder Saturn, besitzen durch ihre Größe eine wesentlich größere Schwerkraft als die Erde. Dadurch können sie auch die leichten Gase Wasserstoff und Helium, die 99% der Masse unseres Sonnensystems ausmachen, binden. Diese Planeten bestehen daher zum Großteil aus diesen Gasen. Würde ein Raumschiff versuchen auf dem Jupiter zu landen, würde es tausende Kilometer in die Gaswolke einsinken, bis der Druck so groß wäre, dass sich Helium und Wasserstoff verfestigen und das Raumschiff wahrscheinlich längst zerstört wäre. Ein unmöglicher Ort für Leben. Glücklicherweise ist die Erde auch nicht zu klein, denn dann wäre ihre Schwerkraft zu schwach, um überhaupt Gase halten zu können und die Erde hätte keine oder nur eine sehr geringe Atmosphäre. Die Atmosphäre spielt eine entscheidende Rolle für Leben.

Stromatolith: Das, durch Bakterienmatten entstandene, Gestein ist das älteste Zeugnis für Leben auf der Erde. (c) Didier Descouens (Wikimedia-Commons)
Stromatolith: Das, durch Bakterienmatten entstandene, Gestein ist das älteste Zeugnis für Leben auf der Erde. (c) Didier Descouens (Wikimedia-Commons)

Die nächste Besonderheit ist die chemische Zusammensetzung der Erde. Bei der Bildung des Sonnensystems wurden nicht alle chemischen Elemente gleichmäßig verteilt. Die Erde besitzt beispielsweise relativ viele radioaktive Elemente. Was zunächst lebensfeindlich klingt, sorgt unter anderem dafür, dass das Erdinnere heiß und die Erde geologisch so aktiv ist. Ohne die geologischen Gesteinskreisläufe wären die chemischen Bedingungen auf der Erdoberfläche und in der Atmosphäre gänzlich andere und Leben hätte sich nie entwickeln können. Die Hitze im Inneren der Erde ermöglicht auch die Strömungen des äußeren Erdkerns, die das Erdmagnetfeld erzeugen. Das Erdmagnetfeld schützt die Erde vor geladenen Teilchen aus Sonnenwinden, die, wenn sie ungehindert auf die Erde treffen würden, für Leben sehr gefährlich wären und vermutlich jedes Leben auf dem Land unmöglich machen würden.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen, ist eine entsprechende Temperatur, genauer gesagt Temperaturen, bei denen Wasser flüssig ist, also zwischen 0°C und 100°C, denn für jedes Leben auf der Erde war und ist flüssiges Wasser eine Lebensgrundlage. Für die Wärme auf der Erdoberfläche ist die Sonne verantwortlich und der richtige Abstand zu ihr. Die Venus, der nächste, der Sonne nähere Planet, hat eine Durchschnittstemperatur auf der Oberfläche von +464°C, der Mars, der nächste von der Sonne weiter entfernte Planet, eine durchschnittliche Oberflächentemperatur von -55°C. Die Erde liegt dazwischen mit +15°C im Durchschnitt. Der Abstand zur Sonne ist dafür allerdings nicht alleine verantwortlich.

“Die Evolution ermöglichte nicht nur das Vordringen in neue Lebensräume, sondern sorgte auch dafür, dass das Leben bis heute erhalten blieb.”

Der Planet Merkur liegt noch näher an der Sonne als die Venus und ist trotzdem kühler. Woran liegt das? Der Merkur hat fast keine Atmosphäre. Seine Oberfläche kann die Wärme ungehindert ins All abstrahlen, während die Venus eine sehr dichte und ausgedehnte Atmosphäre besitzt, welche die Wärme wieder auf die Venus zurück wirft, weshalb diese heißer ist, als der Merkur. Dieser sogenannte natürliche Treibhauseffekt führt auch zur Erwärmung der Erde. Ohne diesen wäre die Erde im Schnitt nur -18°C anstatt +15°C warm, die Ozeane wären größtenteils mit Eis bedeckt.

Die Temperaturen auf der Erde sind also für flüssiges Wasser genau richtig. Glücklicherweise besitzt die Erde wesentlich mehr Wasser als die benachbarten Planeten Venus und Mars. Woher das viele Wasser kommt, ist nicht geklärt. Vielleicht von Asteroideneinschlägen, vielleicht durch Vulkane aus dem Inneren der Erde (das immer noch voller Wasser ist). Aber ohne diesen besonderen Wasserreichtum der Erde hätte sich Leben vielleicht überhaupt nicht und sicher nicht in dieser Vielfalt entwickeln können.

Das Rätsel Leben

Die Entstehung des Lebens selbst stellt allerdings eines der größten, wenn nicht das größte, ungelöste Rätsel der Wissenschaft dar. Viele Theorien wurden entwickelt, doch keine konnte eine zufriedenstellende Antwort geben.

In der Antike und im Mittelalter ging man davon aus, dass Leben ständig spontan aus unbelebter Materie entstehe, worin Aristoteles neben der Fortpflanzung eine weitere ständige Quelle neuen Lebens sah. Allerdings konnte schon im 19. Jahrhundert eindeutig gezeigt werden, dass sich Leben nicht spontan aus unbelebtem Material bilden kann und diese Erkenntnis hat sich seither weiter verhärtet. Folgerichtig formulierte 1864 der berühmte Chemiker Louis Pasteur den Grundsatz: „Alles Lebende entsteht aus Lebendem.“ Für das erste Leben überhaupt kann dieser Grundsatz jedoch nicht gelten, weil vorher kein Leben da war, aus dem es hätte entstehen können. Es muss sich aus unbelebtem Material gebildet haben. Es scheinen daher vor etwa 3,5 bis 4 Milliarden Jahren an bestimmten Orten auf der Erde so spezielle Bedingungen geherrscht zu haben, dass dort Leben aus nicht lebendem Material entstehen konnte. Was waren das für Bedingungen? Es gibt dazu zahlreiche Theorien, manche davon vielversprechender, andere weniger, aber zufriedenstellend ist bis heute noch keine von ihnen.

Der chemische Bauplan, der dabei entstand, war jedenfalls so genial, dass er immer weiterentwickelt und für nahezu jeden Ort auf der Erde angepasst werden konnte: Evolution war möglich. Dabei lieferte die Erde unterschiedlichste Lebensräume, aber auch das Leben selbst formte die Erde massiv mit und bildete Lebensgrundlage für neue Lebensformen.

Zusammenspiel Erde und Leben

Ein besonders schönes Beispiel stellt hierfür die Eroberung der Landflächen dar. Das Leben entstand in den Meeren. Damit das Land und damit auch der Lebensraum der Menschen erschlossen werden konnte, mussten Erde und Lebewesen gut zusammenspielen. Die Erde ist der geologisch aktivste Planet des Sonnensystems. Gäbe es keine geologische Aktivität, wäre die gesamte Erdoberfläche gleichmäßig von einem etwa 2,5 km tiefen Meer bedeckt. Durch die Aufspaltung der Erdkruste in verschiedene Platten und deren Bewegungen zueinander konnten Kontinente geformt und Gebirge aufgefaltet werden, die weit über die Wasseroberfläche hinausragen.

Sonnenwärme­kraftwerke erzeugen umweltfreundliche Energie
Sonnenwärme­kraftwerke erzeugen umweltfreundliche Energie.

Da Wasser lebensnotwendig ist, musste auch Wasser auf diese Landflächen transportiert werden. Dazu verhalf die Atmosphäre, die Wasserdampf aufnehmen und über den Landflächen wieder abregnen lassen kann. Es gab nun Landflächen mit Flüssen, Bächen und Grundwässern, doch Leben war dort trotzdem noch nicht möglich. Die Sonnenstrahlung war im schädlichen UV-Bereich viel zu intensiv. Glücklicherweise entwickelten Lebewesen die Produktion von Sauerstoff durch Photosynthese. Der Sauerstoff bot nicht nur Lebensgrundlage für viele neue Lebensformen (auch wir brauchen bekanntlich Sauerstoff zum Atmen), sondern sorgte auch für die Ozonschicht, welche die UV-Strahlung verringern kann und somit für bessere Lebensbedingungen an Land sorgte. Es vergingen noch einige hundert Millionen Jahre bis schließlich vor etwa 400 Millionen Jahren Pflanzen auf das Land vordrangen und somit Nahrung für weiteres Leben bieten konnten. Ein neuer Lebensraum war erobert, ein Lebensraum, der heute eine Vielzahl Lebensformen beherbergt, darunter auch den Menschen.

“Wir dürfen keine Zeit verschwenden, meinte Darwin, wenn wir die Bedeutung des Lebens begriffen haben.”

Die bereits angesprochene Evolution des Lebens ermöglichte nicht nur das Vordringen in neue Lebensräume, sondern sorgte auch dafür, dass das Leben bis heute erhalten blieb. Schon mehrmals führte der Einschlag von Meteoriten zu Massenausterben, doch das Leben konnte sich immer wieder neu entfalten, bis sich schließlich vor etwa 160.000 Jahren der moderne Mensch entwickelte (das erste Leben entstand schon vor ca. 3,8 Milliarden Jahren). Man kann Bibliotheken über die Vielseitigkeit des Lebens füllen, das sich über die Millionen Jahre entwickelt hat, aber auch alleine über die Millionen Arten, die derzeit den Planeten bevölkern und wer weiß, was die Zukunft der Erde noch Faszinierendes hervorbringen kann.

Kampf gegen Kapitalismus

Wir dürfen also keine Zeit verschwenden, meinte Darwin, wenn wir die Bedeutung des Lebens begriffen haben. Ich möchte dem hinzufügen: Wer verstanden hat, dass es möglich ist, die Existenz der Menschheit auf dem Planeten so zu gestalten, dass sie nachhaltig mit der Natur harmoniert, sollte all seine Energien darauf verwenden, Kapitalismus zu überwinden. Wenn wir uns die jetzige Welt vor Augen führen, dann ist offensichtlich, dass solch ein nachhaltiges Miteinander zwischen Mensch und Natur anders aussehen muss. Beispielsweise sollten wir die fossilen Brennstoffe unter der Erde lassen, wenn wir nicht das Klima irreversibel beeinflussen wollen, stattdessen wird alles Mögliche dafür getan, immer mehr Erdöl, Erdgas oder Kohle aus dem Boden herauszuholen und zu verfeuern. Die Liste der Dinge, die wir anders machen sollten, ließe sich lange fortsetzen. Das Richtige zu tun, wird uns im Kapitalismus unmöglich gemacht. Wir sind von der Gestaltung der Wirtschaft und des Zusammenlebens erfolgreich entfremdet.

Damit die Natur noch weitere faszinierende Lebensformen hervorbringen kann, müssen wir sie vor dem Kapitalismus retten
Damit die Natur noch weitere faszinierende Lebensformen hervorbringen kann, müssen wir sie vor dem Kapitalismus retten.

Dieses Wirtschaftssystem, das sich rein an Profiten orientiert, steht im krassen Widerspruch zur Fortsetzung der Entwicklung des Lebens auf der Erde und gehört daher auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen. Was wir stattdessen brauchen, ist ein System, in dem die Bedürfnisse der Menschheit über dem Streben nach Profit stehen, also ein System, in dem demokratisch geplant werden kann, wie nachhaltige Energieversorgung aussehen kann, die Nahrungsversorgung gedeckt wird, Lebensräume erhalten bleiben usw., denn technologisch haben wir dazu die Möglichkeiten. Nichts anderes ist Sozialismus. Dieser Name wurde auf brutalste Weise missbraucht, bedeutet allerdings nichts anderes als diese demokratische Verwaltung und Planung unserer Fähigkeiten zur Befriedigung unserer Bedürfnisse. Solange wir im Kapitalismus leben, sollten wir unsere Energien dafür aufwenden, diese demokratische Kontrolle zu erlangen und die Mächtigen von ihren Thronen zu stoßen. Solange wir unsere Fähigkeiten dem Streben nach Profiten unterordnen müssen, ist unsere Zeit mehr als verschwendet. Sorgen wir dafür, dass damit Schluss ist. Um den Herrschenden die Macht streitig zu machen, braucht es den Aufbau von Massenbewegungen. Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir uns dazu organisieren, denn eher wird Kapitalismus unsere Existenzgrundlage vernichten, als dass der freiwillig verschwindet.

David Heuser, langjährig politisch aktiv, spricht am antikapitalistischen „Kongress Marx is Muss“ und studiert Erdwissenschaften an der Uni Wien. Weitere Infos: www.marxismuss.at
Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.