US-Waldbrände: Das ist ein Klimanotstand

Eine menschliche und ökologische Katastrophe wütet im Westen der USA. Durch Winde geschürte Waldbrände inmitten einer Rekordhitze haben Tausende von Häusern zerstört und mindestens 25 Menschen getötet.
17. September 2020 |

Nach Angaben des National Interagency Fire Centre haben die Brände in den vergangenen Wochen insgesamt 4,5 Millionen Hektar verbrannt – eine Fläche, die etwas kleiner ist als Wales.
Neben den am schlimmsten betroffenen Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington sind neun weitere US-Bundesstaaten von Bränden heimgesucht worden. Beatriz entkam den Bränden mit ihren Kindern in Oregon, musste aber eine entsetzliche Fahrt erleben, bei der auf beiden Seiten ihres Autos Brände wüteten. „Alles ist weg. Wir müssen wieder bei null anfangen, aber wir sind am Leben“, sagte sie.

Evakuierung

Die Menschen zelten außerhalb der Evakuierungszentren in Wohnmobilen, Autos und Zelten. Doch durch sich schnell bewegende Brände sind die Infernos manchmal nicht weit weg. „Es ist schwer, ein Zelt zu kaufen, weil alle eins wollen“, sagte Sam, einer der Evakuierten. Er war gezwungen, an einen sichereren Ort umzuziehen, nachdem sein ursprüngliches Evakuierungszentrum in Gefahr war, von den Flammen verschlungen zu werden. „Ich hatte noch nie so viel Angst“, sagte Shyanne, die aus der Dickie-Prärie im Nordwesten von Oregon floh. „Jetzt wissen wir nicht, ob wir ein Haus haben, zu dem wir zurückkehren können.“Es handelt sich um eine direkt durch den Klimawandel verursachte Katastrophe. Ausgedehnte Dürre, zunehmend trockene Bedingungen und hohe Temperaturen machen Waldbrände wahrscheinlicher. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom sagte: „Was wir hier erleben, kommt zu allen Gemeinden in den ganzen Vereinigten Staaten von Amerika, es sei denn, wir können etwas gegen den Klimawandel unternehmen.“

„Die Debatte um den Klimawandel ist vorbei“, sagte Newsom gegenüber Reportern. „Dies ist ein verdammter Klimanotstand. Das ist real und es passiert.“ In Oregon drohten die Flammen die bevölkerungsreichsten Teile der Stadt Portland zu verschlingen, und 40.000 Menschen wurden evakuiert. Über dicht besiedelten Großstadtregionen von Seattle, Portland, San Francisco, Los Angeles und anderen Städten ist die Luft mit Asche und Rauch gefüllt. Sie sind in einen orangefarbenen Dunst gehüllt. Portland, Seattle und San Francisco haben jetzt die schlechteste Luftqualität der Welt, während Los Angeles an siebter Stelle liegt.

Die Notfalldienste sind bei dem Versuch, die Brände unter Kontrolle zu bringen, überfordert und kämpfen darum, Schritt zu halten, während verschiedene Brände miteinander verschmelzen. Gefangene bilden einen großen Teil der Feuerwehrleute an der vordersten Front bei der Bekämpfung der Waldbrände und verdienen mit ihrer Arbeit nur wenige Cents.

Rekordhitze

In Washington sagte der Gouverneur des Bundesstaates Washington, Jay Inslee: „Dies ist kein Akt Gottes. Dies ist geschehen, weil wir das Klima des Bundesstaates Washington auf dramatische Weise verändert haben.“ Diese Brände, ähnlich wie jene, die im Januar in Australien gebrannt haben, richten mehr Schaden an als alle anderen registrierten Brände zuvor.
Brände in Kalifornien haben dieses Jahr 3 Millionen Hektar – eine Rekordmenge – vernichtet und verbinden sich zu riesigen Flammenfronten, die schwer einzudämmen sind. In Oregon haben die Brände letzte Woche in nur sieben Tagen fast das Doppelte des jährlichen Durchschnitts abbrennender Fläche zerstört. Es gibt einen Grund dafür, dass die Flächenbrände immer heftiger werden. Neun der zehn verzeichneten wärmsten Jahre der Erde haben sich seit 2005 ereignet, mit verheerenden Auswirkungen für die Menschen und den Planeten. Dies ist die bereits eingetretene Klimakrise.

Es ist keine theoretische Debatte mehr, ob das Klimachaos jeden Kontinent verwüsten wird – die Frage ist, wie die Gesellschaft mit der enormen Bedrohung umgehen wird. Es ist der Kapitalismus, der die Wirtschaft der fossilen Brennstoffe entwickelt hat und dadurch die Klimakrise verursacht hat. Es ist dieses System, das die Interessen einer winzigen Minderheit schützt, das die Bedingungen geschaffen hat, die zu den Bränden geführt haben. Die Bewältigung der Klimakrise verlangt von uns, das System, das sie hervorgebracht hat, in Frage zu stellen.

Der Artikel ist zuerst in der englischen Zeitschrift Socialist Worker erschienen.
Übersetzt aus dem Englischen von David Reisinger