Ute Bock (1942-2018): Ein Nachruf von Linkswende jetzt

Wir sind alle zutiefst erschüttert über den Tod dieser großartigen Persönlichkeit. Über Jahrzehnte war Ute Bock die personifizierte Güte und Zivilcourage in einem Land, wo hilfsbedürftige Flüchtlinge zunehmend zu einer Bedrohung und zu Kriminellen umgedeutet wurden.
21. Januar 2018 |

Ute Bock hat tausenden Flüchtlingen ihre helfende Hand entgegen gestreckt und abertausenden solidarischen Menschen die Hoffnung erhalten, dass am Ende doch die Menschlichkeit triumphieren wird. Sie war aber viel mehr als eine unheimlich effiziente Helferin: sie war auch eine sehr politische Person. Warum sie das Flüchtlingsprojekt ins Leben gerufen hat? „Ich kann eine Frau mit sechs Kindern, die nichts zu essen und keinen Platz zum schlafen haben, nicht einfach auf die Straße schicken. Und ich kann nicht sagen: Wärt’s nicht herkommen!“

Sie war eine gläubige und religiöse Person, aber auf eine sehr unorthodoxe Art und Weise: „Ich habe immer in der Zohmanngasse gesagt: Da oben, auf der Wolke Sieben, da sitzt unser lieber Gott, euer Allah, euer Jehova, euer Buddha. Die sitzen nebeneinander und schauen runter zu uns und sagen: Schau, wie die deppert sind, da unten!“

Österreichische Regierungen haben sie bekämpft. Sie haben einen eigenen „Ute-Bock-Paragraphen“ erfunden, der es unter Strafe stellt, Flüchtlinge ohne legalen Status, Unterschlupf zu gewähren. Und einen, der Asylwerberinnen nicht mehr erlaubt, ihre Post beim Flüchtlingshaus von Ute Bock abzuholen. Aber Ute Bock blieb für sie unantastbar. Kein Innenminister hat es gewagt, sie vors Gericht zu zerren. Sie hielt sich politisch aber nicht zurück: „Wenn sie den Strache interviewen, denk ich mir: Um Gottes Willen, dreht’s das ab!“

Unvergessen ist uns ihr Auftritt im besetzten Audimax der Universität Wien bei der Aufführung des Films „Bock for President“ von Houchang und Tom Allahyari, noch vor seiner Premiere auf der Viennale. Minutenlanger frenetischer Applaus, Standing Ovations und eine Stimmung, die Gänsehaut bereitete. Sie war die Starrednerin auf Demonstrationen gegen den Krieg, beim Festival „Rock the Bush“, bei „Marx is Muss“, bei „Wir zahlen nicht für eure Krise!“ und bei zahllosen Protesten gegen Abschiebungen, in den kleinsten Landgemeinden genauso wie in Wien.

Es ist unvorstellbar, dass eine so lebhafte Person, wie Ute Bock gestorben sein soll. Aber es ist wahr. Sie fehlt uns.

https://youtu.be/KlkTuXPnCMo

Am 2. Februar ist ein Lichtermeer des Vereins Flüchtlingsprojekt Ute Bock zum Gedenken geplant.