Vernetzung für den lauten Widerstand!

Am 1. und 2. März trafen sich über 100 Aktivist_innen zur Say it loud!-Widerstandskonferenz 2019 im Albert-Schweitzer-Haus in Wien. Sie entwickelten Strategien im Kampf gegen Rassismus, Ausbeutung und Diskriminierung.
11. März 2019 |

Wie wichtig die Vernetzung von linken und zivilgesellschaftlichen Bewegungen in Zeiten von Schwarzblau ist, zeigten Aktivist_innen auf der ersten Say it loud!-Widerstandskonferenz, die von der Grünen Bildungswerkstatt Wien und der Plattform für eine menschliche Asylpolitik organisiert wurde. Über 100 Menschen aus verschiedenen Bundesländern kamen zusammen, um sich auszutauschen, sich zu solidarisieren, für die Großdemonstration #aufstehn gegen Rassismus am 16. März zu mobilisieren und um ihre Erfahrungen mit der Arbeit in NGOs, Zivilgesellschaften und politischen Organisationen zu teilen.

Bei der Eröffnungsveranstaltung „Gemeinsam widerständig – #aufstehn für eine solidarische Welt!“ diskutierten Vertreter_innen von Protestbewegungen aus Österreich, Ungarn, Deutschland und dem Sudan. Erich Fenninger (Volkshilfe Österreich), Sprecher der Plattform für eine menschliche Asylpolitik, machte viel Mut: „Wirklich große revolutionäre Umbrüche in der Geschichte waren immer nicht nur gegen etwas, sondern auch für etwas. Wir müssen darüber reden, was unsere Erzählung ist.“

Die Journalistin und Autorin Ishraga Mustafa Hamid von der Solidaritätsgruppe Sudan kritisierte die Brutalität der sudanesischen Regierung gegen die Protestbewegung und fordert Solidarität aus Europa. Der Soziologe und Aktivist Misetics Bálint gab einen Einblick in die Widerstandsbewegung gegen den autoritären Kurs in Ungarn. Die Diskutierenden waren sich einig über die Notwendigkeit, ökonomische und antirassistische Kämpfe zusammenzuführen. Abgerundet wurde die Veranstaltung von einem Auftritt des antifaschistischen Rappers Kid Pex.

Solidarität sichtbar machen

Am zweiten Tagungstag gab die Autorin Susanne Scholl von Omas gegen Rechts einen großartigen Input darüber, dass Zivilgesellschaften nicht nur aus Organisationen, sondern auch aus unorganisierten Menschen bestehen, wie etwa: Leute, die in Dörfern Geflüchteten helfen: „Überall gibt es Menschen in den Dörfern und kleineren Städten, die das machen, was notwendig ist. Sie versuchen ein humanistisches, tolerantes, nicht gebundenes Leben zu führen und sich gegenseitig zu helfen.“

Danach konnten die Teilnehmer_innen an Workshops teilnehmen, wie z.B. zum Thema „Widerstand mobilisieren – im Netz und auf der Straße“, der von Johanna Morandell von der österreichischen Initiative #aufstehn und Nora Berneis von #unteilbar aus Deutschland organisiert wurde. Faika El-Nagashi von Die Grünen Wien und Faris Cuchi Gezahegn von Afro Rainbow Austria sind beide aktiv bei #nichtmituns und diskutierten in ihrem Workshop mit den Teilnehmern über antirassistische Solidarität und politische Sichtbarkeit.

Nadine Versell und Emilia Linton-Kubelka von System Change, not Climate Change! argumentierten im dritten Workshop, dass echte Klimagerechtigkeit offene Grenzen voraussetzt und im vierten Workshop der Plattform für eine menschliche Asylpolitik wurden über unterschiedliche verschieden Widerstandsformen und Strategien diskutiert.

Aufstehen gegen Rassismus

Darauf folgte die Schlussveranstaltung, in der viele verschiedene Redner_innen nochmal aufriefen, am kommenden Protest gegen Rassismus am 16. März mit zu demonstrieren. Johanna Morandell rief auf: „Gerade in einer Zeit, in der nationalistische Parteien und autoritäre Politiker ihren Hass schüren und versuchen die Gesellschaft zu spalten, wollen wir zeigen, dass wir für ein vereintes und solidarisches Europa stehen.“

Faris Cuchi Gezahegn erklärte, dass man um Probleme wie das „Racial profiling“ der Polizei zu bekämpfen, müsse man intersektionell vorgehen. Er motivierte die Teilnehmer_innen mit einem afrikanischen Sprichwort: „Wenn du schnell sein möchtest, gehe alleine. Wenn du weit kommen möchtest, gehe gemeinsam.“

Klimaaktivistin Nadine Versell forderte einen radikalen Systemwandel angesichts der Klimakrise mit dem Argument, dass ein System, das auf einer unlogischen Wachstumslogik und Konkurrenzkampf um Ressourcen basiert, auf einem endlichen Planeten nicht möglich ist. Mit ihrer Forderung „Ein gutes Leben für alle bedeutet auch offene Grenzen. Wir müssen Verhältnisse schaffen, in denen ein solidarisches und demokratisches Miteinander zur Normalität wird“ verknüpft sich die Klimaschutzbewegung mit der antirassistischen Bewegung.

Nasir Ahmad Ahmadi vom Afghanischen Sport- und Kulturverein Neuer Start kritisierte die Regierung und die Massenmedien für ihre gezielte Hetze gegen Geflüchtete: „Wenn etwas Schlechtes passiert ist, wird das im Internet und den Medien auf und ab gespielt. Aber wenn ein Afghane etwas Gutes tut, hört man nichts.“ Er fragt, wie es denn sein könne, dass in der Menschenrechtsstadt Wien ständig die Rechte von Afghan_innen verletzt werden, und hofft darauf, dass Österreicher_innen und Afghan_innen zusammenarbeiten, um diese Gesellschaft zu verändern.

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