Zivilcourage gegen die Polizei

Nicolas und seine Freundin zeigen vor, wie Zivilcourage gegen rassistische Polizeikontrollen aussehen kann. Sie mahnen dazu die Augen offen zu halten und Minderheiten nicht im Stich zu lassen!
20. November 2018 |

Am Samstag, den 20.10.2018 waren meine Freundin und ich kurz nach Mitternacht bei der U-Bahn Station Schwedenplatz auf dem Weg zur U4. Vor uns liefen ein paar ausländisch aussehende Jungs, die vielleicht um die 20 waren und sich normal verhielten. Plötzlich kamen einige junge Polizisten in Einsatzmontur und drängten die Jungs Richtung Abseits an eine Wand und fingen an, sie zu kontrollieren. Währenddessen stellten sich ein paar von den anwesenden Polizisten um das Geschehen, mit großer Wahrscheinlichkeit, um Passanten nicht sehen zu lassen, was sie da tun.

Meine Freundin und ich wurden schnell auf diese offensichtlich komische Situation aufmerksam. Ohne etwas zu den Polizisten zu sagen, oder uns verbal in die Kontrolle einzumischen, stellten wir uns mit einigen Metern Abstand ganz offensichtlich vor das Geschehen und beobachteten dieses. Schon bald bemerkte der erste Polizist die Beobachter und machte seine Kollegen auf uns aufmerksam. Diese entgegneten unsere Blicke mit hämischem Lächeln.

Also setzten sie ihre Kontrolle fort. Als wir nun aber begannen unsere Handys zu zücken und wir zeigten, dass wir bereit sind das Geschehnis zu filmen, wurden die Polizisten etwas unruhig und unsicher. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sie die Kontrolle abbrachen und die Jungs gehen ließen. Wortlos gingen meine Freundin und ich weiter Richtung U4 und die Polizisten ihres Weges, bis einer von ihnen hinter uns stand und uns mit wiederholtem hämischen Grinsen noch einen Kommentar an den Kopf warf: „Habt ihr aber brav bewacht!“ Von den weiter entfernten Polizisten wurden die Worte mit einem Lächeln unterstützt. Wir antworteten nicht und gingen weiter zu unserer U-Bahn.

Mich macht dieses Verhalten dieser Polizisten wütend und traurig zugleich. Meiner Meinung nach zeigte das zunehmend unsichere Verhalten und vor allem der letzte Kommentar des Polizisten klar, dass sie wohl etwas falsch machten oder etwas taten, was absolut nicht in Ordnung ist.

Meiner Freundin und mir hat diese Situation gezeigt, dass in gewissen Situationen wortlose Courage genauso wirksam sein kann, wie verbale. Es ist sehr einfach präsent zu sein und vor allem den Polizisten zu zeigen, dass sie mit Menschen nicht tun und lassen können, was sie wollen.

Also haltet eure Augen offen und zeigt Polizisten, dass sie nicht zu allem befugt sind und vor allem, dass Minderheiten hier nicht alleine sind und sich auf unsere Unterstützung verlassen können.

Nicolas L.

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