Solidarität mit den Warnstreiks bei MAN
Um die 5.000 Menschen beteiligten sich an der Demonstration für den Erhalt des MAN-Werkes in Steyr. Im ganzen Ort war die Solidarität mit der Belegschaft spürbar. Aus vielen Häusern und Geschäften hingen Solidaritätsbanner und Passant_innen applaudierten den vorbeimarschierenden Arbeiter_innen. Christine, Arbeiterin in einem Bekleidungsgeschäft in der Innenstadt von Steyr, erklärte gegenüber Linkswende jetzt: „Viele Freunde von mir arbeiten bei MAN. Das Werk ist ein fester Bestandteil unserer Ortschaft. Wird es geschlossen, werden tausende Menschen arbeitslos, es geht ja nicht nur um die direkt bei MAN Beschäftigten, sondern an ihren Jobs hängen hunderte weitere. Ich fürchte, wenn das Werk wirklich schließt, dann wird die gesamte Stadt leerer werden. Darum hoffe ich, dass es der Belegschaft gelingt das Werk zu erhalten. Wenn ich heute nicht arbeiten müsste dann wäre ich auch auf der Demonstration. Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen.“
Auch der Pensionist Helmut, der sich an der Demonstration beteiligte, erklärte: „Ich habe selbst 20 Jahre bei MAN gearbeitet. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich vom Management respektiert werde. Aber was sich diese Leute jetzt leisten, das ist an Respektlosigkeit nicht zu überbieten. Niemand vom Management spricht mit den Arbeiter_innen, sie fahren einfach über sie drüber. Wenn sie alles so viel besser wissen, sollen sie sich doch selbst an die Maschinen stellen. Sie zerstören das Leben von Tausenden ehemaligen Kollegen von mir, nur weil sie irgendwo um ein paar Euro billiger produzieren können. Das gehört sich einfach nicht. Darum bin ich heute hier, um die Kollegen zu unterstützen, dass unser Werk erhalten bleibt.“
Höchste Zeit für Enteignung
Der VW-Konzern plant, die Produktion des Werkes nach Polen zu verlegen. Dies dient einzig und alleine dazu, die Profite des Unternehmens nochmals zu steigern. Die Aktionäre der Konzernmutter von MAN, Traton, zahlten sich am 23. September 2020 eine halbe Milliarde als Dividende aus. Der VW-Konzern ist mehrheitlich im Besitz der reichsten österreichischen Milliardärsfamilie Porsche-Piech. Ihr Vermögen wird auf rund 37 Milliarden Euro geschätzt. Milliardäre profitieren weltweit von der Coronakrise und werden reicher, während Millionen Menschen immer ärmer werden. Ausgelernte Arbeiter verdienen bei MAN in Steyr um die 3.800 EURO Brutto, die Milliardärsfamilie könnte das Gehalt aller Arbeiter_innen bei MAN über Jahrzehnte hinweg aus der Porto-Kasse bezahlen.
Berechtigte Wut
Harald erklärte gegenüber Linkswende jetzt: „Wir haben unsere Versprechungen eingehalten. Ich arbeite seit vielen Jahren für MAN und habe selbst wie all meine Kollegen auf Pausenzeit verzichtet, damit wir unseren Deal mit den Managern einhalten können. Und wir haben alle Deals eingehalten, jeder LKW, den wir produziert haben, hat einwandfrei funktioniert. Niemand von uns hat gepfuscht und es ist ja nicht so als ob niemand unsere LKWs brauchen würde. Wir haben Gewinne produziert. Die Fehler liegen eindeutig beim Management. Ob sie einfach inkompetent oder bösartig sind, das weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall werden wir uns nicht so einfach bescheißen lassen. Wir haben heute gestreikt und gesehen, wie stark die Solidarität mit uns ist. Ich finde es toll, wie viele Menschen außerhalb des Betriebs unseren Protest unterstützen. Darum werden wir weitermachen, es muss eine andere Lösung als die Schließung des Werks geben.“ Ein Kollege pflichtete ihm bei: „Es ist wirklich eine Sauerei was hier passiert. Von einem Tag auf den anderen wurde uns ausgerichtet, ihr werdet nichtmehr gebraucht. Ich habe mich noch nie so überfahren gefühlt und jetzt sollen wir einfach weitermachen wie bisher und abwarten, bis wir vor die Tür gesetzt werden? Wir werden das ganz sicher nicht so hinnehmen.“
Bereitschaft zur Eskalation
Der Belegschaft ist bewusst, dass es nicht bei einem eintägigen Warnstreik bleiben darf. Die Unterstützung durch breite Teile der Bevölkerung in Steyr und darüber hinaus ist der Belegschaft gewiss. Ein Kampf für den Erhalt aller Arbeitsplätze ist nicht nur nötig, sondern auch möglich. Gerade in der Coronakrise, die hunderttausenden Menschen bereits den Arbeitsplatz gekostet hat und die Jobs von hunderttausenden weiteren Arbeiter_innen gefährdet, kann ein erfolgreicher Kampf der MAN-Belegschaft zu einem Beispiel für alle Arbeiter_innen werden. Eine Eskalation bis hin zur Betriebsbesetzung muss jetzt geplant werden, denn das Management ist auf die Arbeiter_innen angewiesen, nicht umgekehrt.
Das Beispiel der Harland and Wolf Schiffswerft in Belfast zeigt, dass es mit einer eskalativen Strategie möglich ist, Betriebsschließungen zu verhindern. Arbeiter_innnen besetzten den Betrieb und weigerten sich, ihn zu räumen. Sie forderten eine Verstaatlichung und die Umstellung der Produktion auf klimafreundliche Energie wie Windräder. Auch Betriebsräte bei MAN fordern staatliche Hilfsprogramme, um die schon begonnen Entwicklung von klimafreundlichen Antrieben fortzusetzen. Im Falle einer Schließung des Werks würde das gesamte technische Know-How der Belegschaft für immer verloren gehen.Gerade diese technische Know-How ist aber notwendig, um die Entwicklung neuer umweltschonender Technologien voranzubringen.