FPÖ im Tal der Tränen

Der rabiate FPÖ-Abgeordnete Johannes Hübner plauderte mit dem recht extremen Magazin Info-Direkt über den Richtungsstreit in der FPÖ und über Klubobmann Kickls Triumph über (Noch-)Bundesparteiobmann Norbert Hofer.
23. April 2021 |

Hofer twitterte über Kickl: Mandatare, die die Hausordnung des Parlaments zur Maskenpflicht ignorieren, würden sich in „Selbstüberhöhung über alle Menschen“ stellen. Alle FPÖ-Mandatare widersetzten sich und folgten Kickl. Hofer könne „nicht für die Abgeordneten sprechen und sie zu gar nichts zwingen“, schäumte Hübner. Eine „Trennung im Vernünftigen“ sei nötig, wenn Hofer nicht einlenke. Einen „fliegenden Wechsel“ in eine Koalition mit Kanzler Kurz schloss die FPÖ aus.

Der regierungsgeile Hofer wehrt sich: „Ich bin Parteichef geworden, weil ich die FPÖ aus dem Ibiza-Tief, das dem Größenwahn, der Selbstsucht und der Überheblichkeit einzelner Personen geschuldet war, herausführen wollte.“ Er werde nicht zulassen, „dass sich die FPÖ ohne Not mitten im Aufwind erneut ins Tal der Tränen stürzt.“ Der oberösterreichische FPÖ-Chef Haimbuchner unterstützt den unterlegenen Hofer: „Ich halte dieses Herumgesäge für absolut unanständig.“ Ebenso wie Hofer infizierte er sich und landete mit COVID-19 in der Intensivstation. Kickls zynische Reaktion: „Wenn ein FPÖ-Politiker mit dem Auto verunglückt, werde ich deshalb nicht das Autofahren verteufeln.“

Rechter Flügel immer siegreich

Schon der FPÖ-Obmann und Vizekanzler Norbert Steger versuchte die „Kellernazis“ aus der Partei zu drängen. Jörg Haider putschte ihn 1986 weg, und machte mit dem rechten Flügel die Partei zur erfolgreichsten unter den „Eurofaschisten“. Die FPÖ sei eine Partei für jene, die „ihrer Überzeugung treu geblieben waren“ sagte Haider vor Veteranen der Waffen-SS.

Die Regierungsbeteiligung unter dem ÖVP-Kanzler Schüssel endete in der Spaltung der FPÖ. Der rechte Burschenschafter-Flügel, angeführt von Strache und Kickl, siegte abermals, diesmal über Haider. Und wieder gelang, dank der Verharmlosung von Faschismus in Medien und Parlament, der Wiederaufstieg und gipfelte in einer Regierung mit Kanzler Kurz. Der Ibiza-Skandal setzte dem Höhenflug ein jähes Ende. Kickl und Hofer mussten unvorbereitet die Führung übernehmen.

Österreich nie entnazifiziert

Nach Auschwitz fanden Nationalsozialisten, die dem NS-Regime nachtrauerten, in der FPÖ und ihrer Vorläuferorganisation VDU eine politische Heimat. 1955 wurde der VDU aufgelöst und die FPÖ gegründet. VDU-Bundesobmann Herbert Kraus hatte in seiner Abschiedspressekonferenz von einer „lange vorbereiteten Machtübernahme durch einen kleinen Kreis von Rechtsextremisten und NS-Führern“ gesprochen.

Kickl und Küssel

Heute marschiert die Kickl-FPÖ mit dem Neonazi Küssel und den Identitären bei den Corona-Demos. Die FPÖ-affinen Organisatoren der Proteste überließen der FPÖ die Führung. Diese Querfront hilft der FPÖ gewaltig. Neben Wahlerfolgen wollen Faschisten ihre Anhänger so weit radikalisieren, dass diese zu Gewalt greifen, wenn die Zeit dafür reif scheint. Bisher scheiterten sie dabei einen relevanten Straßenflügel aufzubauen. Jetzt sehen sie ihre Chance.

„Großdeutsche“ können seit 1945 nicht offen sagen, was sie wollen. Wie der Wolf im Märchen „Die sieben Geißlein“ müssen sie Kreide schlucken. Hofer hat sich im Präsidentschaftswahlkampf eine ‚Kreideüberdosis‘ geholt. Damit ist seine Zeit vorbei und das ist gut so. Er wird nicht wieder Präsidentschaftskandidat. Kickl dagegen zeigt die Fratze der FPÖ deutlicher. Diese Partei weiter zu verharmlosen wäre der größte Fehlern den man machen könnte.