Arbeiter:innenmacht im 21. Jahrhundert

„Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ mit diesem Aufruf schließen Marx und Engels das kommunistische Manifest. Aber wen meinen Sie mit „Proletariern“ und woher kommt ihre Macht das System zu sprengen? Die klassische, teils romantische Vorstellung einer frühindustriellen Arbeiterklasse, bestehend aus den Männern in Kohleminen, Stahlwerken und Massenmanufakturen, die mit roten Fahnen gemeinsam streiken ist nicht mehr als ein romantisiertes Bild. Aber wie ist es um die Moral und politischen Fähigkeiten der Arbeiter:innenklasse bestellt? Was ist mit Rassismus und Sexismus? Hat sie wirklich das Potenzial zum Totengräber von Kapitalismus zu werden.
3. Dezember 2025 |

Engels stellte 1888 in einem Kommentar zur englischen Ausgabe des Manifestes der Kommunistischen Partei nochmals klar, dass sich eine soziale Klasse über die Beziehung oder das Verhältnis zu den Produktionsmitteln definiert. Die Klasse, welche die Produktionsmittel besitzt und/oder kontrolliert, nennen wir die Kapitalistenklasse. Arbeiter sind dagegen jene, die die Produktionsmittel nicht besitzen, sie aber in Bewegung setzen, die damit etwas erschaffen – Produkte oder Dienstleistungen. Engels:
Unter Bourgeoisie wird die Klasse der modernen Kapitalisten verstanden, die Besitzer der gesellschaftlichen Produktionsmittel sind und Lohnarbeit ausnutzen.

Unter Proletariat die Klasse der modernen Lohnarbeiter, die, da sie keine eigenen Produktionsmittel besitzen, darauf angewiesen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um leben zu können.


Im Arbeitsleben, in Statistiken und bei öffentlichen Diskussionen wird heute oft zwischen Arbeiter:innen und Angestellten unterschieden auf der einen Seite sind vermeintlich jene, die vorwiegend körperliche Arbeit verbringen, auf der anderen jene, die eher geistig arbeiten. Diese Unterscheidung wird oft missbräuchlich verwendet, mit dem Effekt die Arbeiter:innenklasse zu spalten: industrielle oder Handarbeit versus die gehobene Büroarbeit, bei der man sich nicht „die Hände dreckig machen muss“.


Dabei gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen diesen Kategorien: der Alltag von beiden ist dadurch geprägt, dass sie von einem Kapitalisten (großzügig als „Arbeitgeber“ bezeichnet) ausgebeutet werden – ihre Arbeit erzeugt den Mehrwert, den sich die Klasse der Kapitalisten auszahlen lässt, abzüglich der Kosten für Rohstoffe, Maschinen und Arbeitskraft.

Mit der Industrialisierung wurde die Arbeitsaufteilung von Grund auf verändert. Statt Kooperationen zwischen Fachwerksbetrieben, gibt es heute meist riesige Betriebe, in denen der Arbeitsprozess stark fragmentiert, und in viele kleine Arbeitsschritte aufgeteilt ist (viel mehr als noch vor 200 Jahren). Dadurch sind die Jobs sowohl von Arbeiter:innen als auch von Angestellten heute zunehmend repetitiv und eintönig.

Wie Engels schreibt, ist also der Verkauf der eigenen Arbeitskraft der ausschlaggebende Faktor für die Klassenzugehörigkeit. Im restlichen Artikel wird „Arbeiter:innen“ also immer für Arbeiter:innen und Angestellte gleichermaßen gelten.

Chris Harman erklärt in „Revolution im 21. Jahrhundert“ (Kapitel 5), dass diese Klassenzugehörigkeit natürlich nicht immer durch eine harte Trennlinie definierbar ist. In den meisten Unternehmen hat sich „zwischen“ den Kapitalisten und den Arbeiter:innen ein Management gebildet, dessen Aufgabe die Überwachung der Arbeitstätigkeiten ist. Auch sie sind in einem Lohnarbeitsverhältnis, wenn auch viel besser bezahlt. Dadurch genießen sie vielleicht einen Bruchteil der Annehmlichkeiten der Kapitalisten, erfahren sich aber gleichzeitig oft nicht mehr als Arbeiter:innen, sondern als besser gestellt und erhaben. Zumindest jene des untersten Managements oder Vorarbeiter würden von Kürzungen öffentlicher Dienste oder Arbeitsplatzschließungen fast gleich hart getroffen werden. Diese derzeit oft verschwommenen Ränder der Klassengrenzen definieren sich umso stärker, je intensiver der Klassenkampf/Arbeitskampf wird. In diesen Situationen entscheidet sich, auf welcher Seite man steht.

Wo stehen Dienstleister:innen?

Diese Größe und das gemeinsame Interesse gegenüber der herrschenden Elite vereinen die Klasse und verleihen ihr politische Macht, wenn sie sich dieser bewusst wird.


Gehören Dienstleister:innen auch zur Arbeiter:innenklasse? Dass die Antwort auf diese Frage „Ja“ lautet, sollte nach der Definition keine Überraschung sein, denn auch hier arbeiten Menschen für einen Lohn und sind denselben Risiken ausgesetzt wie andere Arbeiter:innen. Abgesehen davon, dass die Dienstleistungsbranche in Zahlen gar nicht so groß ist, wie oft mit Begriffen wie „Serviceorientierte Wirtschaft“ suggeriert wird (siehe dazu Abschnitt „Größe“ und „Flexibilität“‘), sind zahlreiche Dienstleistungsberufe klassische Jobs. Menschen, die in Personalvermittlungsbetrieben arbeiten, gelten als Dienstleister:innen, sind aber in ihrem täglichen Arbeitsleben dann Programmierer:innen, Reinigungskräfte oder stehen sogar an Fertigungsstraßen.

Auch Menschen in Call-Centers oder Steuerberater und Consultants in Unternehmen wie PwC, die Dienstleistungen für andere Unternehmen anbieten, beziehen am Ende des Monats ein Gehalt, sind Leistungsdruck, Überwachung, monotoner Arbeit und Entfremdung ausgesetzt, sowie von Kündigungen bedroht. (Mit Begriffen wie Entfremdung beschäftigte sich Teil 1 unserer „ABC des Marxismus“-Reihe – zu finden im LW-Mag. 16, oder auf unserer Website).

Das wohl beste Beispiel dafür, dass Dienstleister:innen Arbeiter:innen sind, ist aber die Pflege-Branche: 24 Stunden Betreuer:innen, Pfleger:innen, Krankenhauspersonal. Sie alle verrichten anstrengende, manuelle Arbeit. Auch die schlechte Bezahlung und die miserablen Arbeitsbedingungen legte bereits Marx in seinen Schriften offen:
Der Preis einer Ware [der Pflegeleistung], also auch der Arbeit, ist aber gleich ihren Produktionskosten. In demselben Maße, in dem die Widerwärtigkeit der Arbeit wächst, nimmt daher der Lohn ab. (Manifest der Kommunistischen Partei)
Dienstleister:innen gehören also auch zur Arbeiter:innenklasse. Lehr-, Pflege und Reinigungspersonal insbesondere haben noch dazu ein enormes Potenzial den Kapitalismus zum Stillstand zu bringen. Sie bewegen zwar keine Produktionsmittel oder produzieren direkt handfeste Konsumwaren, aber Eltern können ohne Kinderbetreuung ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Lehrpersonal arbeitet an der „Reproduktion“ der Arbeiter:innenklasse – sie bilden die nächste Generation aus, ohne die der Kapitalismus nicht funktionieren kann. Pflegepersonal hingegen versorgt den Teil der Arbeiter:innenklasse, der vorübergehend oder auf Dauer aus dem Produktionsprozess ausgeschieden ist. Die Arbeiter:innenklasse hat ein Interesse daran, dass ihre Kinder, Kranken und Pensionist:innen so gut wie möglich leben können. Deshalb sollten alle – nicht nur Pflegepersonal und Kinderbetreuer:innen – für gute Arbeitsbedingungen in der Pflege und bessere Kindergärten streiken. Branchenübergreifende Arbeitsstreiks und politische Streiks steigern auf der einen Seite unser kollektives Klassenbewusstsein, andererseits sind sie direkter Ausdruck der Macht der Arbeiter:innenklasse. Wenn man aufgrund der vermüllten Straßen die Arbeitsplätze nicht mehr erreichen kann, weil die Müllabfuhr aus Solidarität mit dem Pflegepersonal ihre Arbeit niederlegt, oder wenn die Straßen aufgrund stehender Busse und Straßenbahnen blockiert werden, werden die Forderungen viel eher ernst genommen und umgesetzt. Viel wichtiger ist aber, dass branchenübergreifend Streiks die gesamte Arbeiter:innenklasse stärken – vor allem ihr Selbstbewusstsein. Das Erfahren dieser Macht ändert auch die Perspektive für neue Streiks und Aktionen.

Die Arbeiter:innenklasse ist mehr als der arbeitende Teil der Bevölkerung. Angehörige, Kranke, Kinder, Pensionist:innen und auch die Arbeitenden aus anderen Ländern gehören in einer so stark global vernetzten kapitalistischen Wirtschaft dazu. Diese Größe und das gemeinsame Interesse gegenüber der herrschenden Elite vereinen die Klasse und verleihen ihr politische Macht, wenn sie sich dieser bewusst wird.

„Größe“ und „Flexibilität“


Die Größe dieser Arbeiter:innenklasse ist nicht zu unterschätzen. Trotz reger Bemühungen (wie der Arbeiter-Angestellten Erzählung), die Zahlen kleinzureden und darauf zu pochen, dass es heutzutage (aufgrund multinational agierender Konzerne) eine viel geringere Jobsicherheit gibt, als noch vor ein paar Jahrzehnten (und diese Klasse deshalb nicht mehr relevant ist), bleibt die Arbeiter:innenklasse enorm groß, wenn man sie richtig beziffert.

Schon 2002 hat Chris Harman in „The Workers of the World“ das mit Zahlen untermauert. Er untersuchte eine detaillierte Studie von Deon Filmer, und kommt zu folgendem Schluss:
[Filmer] hat berechnet, dass sich die globale Arbeitskraft (außerhalb des Haushaltes) Mitte der 1990er auf 2.474 Millionen (also 2,5 Milliarden) beläuft. Davon sind rund ein Fünftel (379 Millionen) in der Industrie, 800 Millionen in Dienstleistungsberufen und 1.074 Millionen in der Landwirtschaft.

Er führt weiter aus, dass die Berufe im Dienstleistungssektor in der Studie sogar eher überschätzt und die der produzierenden Industrie unterschätzt werden, weil sich hier die Begrifflichkeiten verschoben haben.
Landwirtschaftliche Arbeiter:innen sind hier nicht nur mit Kleinbauern gleichzusetzen – es handelt sich dabei etwa um Erntehelfer:innen und andere angestellte Arbeiter:innen, die in der industrialisierten landwirtschaftlichen Produktion arbeiten. Auch Einpersonenunternehmen, die Werksvertragsarbeiten verrichten (wie beispielsweise Essenslieferant:innen) sind in diesen Zahlen enthalten, denn auch ihre Jobs sind der Marktentwicklung ähnlich ausgeliefert wie die anderer Arbeiter:innen. Oft sind sie sogar noch schlechter sozial abgesichert.

Konservativ, rassistisch und sexistisch?

„Mit denen willst du eine Revolution machen? So konservativ, rassistisch und sexistisch wie die meisten sind?“, ist wohl eine der meistgeübten Kritik, wenn man sich auf die Arbeiter:innenklasse als revolutionäres Subjekt bezieht. Der Wahlsieg der FPÖ bei den letzten Parlamentswahlen hat diese Kritiker noch in ihrer Sichtweise bestätigt. In „FPÖ Aufstieg: Die blaue Arbeiterklasse?“ (nachlesbar in LW-Mag. 16 oder auf unserer Website) haben wir analysiert, wie es dazu gekommen ist, dass relevante Teile der Arbeiter:innenklasse rechts wählen und sich ideologisch dadurch mehr und mehr vergiften. Kurz zusammengefasst: Der Anteil der FPÖ Wähler in der Arbeiter:innenklasse beträgt ca. 20 – 30 %, wobei relevante Teile kein Wahlrecht haben. Gewählt werden sie, weil die Linke mit liberalen Positionen enttäuscht und rechte Ideologie durch Nachahmung (bspw. strenge Migrationsrhetorik) immer weiter normalisiert.

Man darf sich keine Illusionen machen – die Arbeiter:innenklasse ist kein „von Natur aus“ progressives und revolutionäres Subjekt.

Jene, die nach einem solchen Subjekt suchen und denken, Revolution kann ausschließlich mit dieser Gruppe an handverlesenen Menschen gemacht werden, tendieren dazu, sich autonom zu organisieren, sich einzumauern, andere auszuschließen und dadurch die Gräben der Linken noch zu vertiefen. Diese Strategie bringt uns aber nicht weiter.

Man kann eine passive Arbeiter:innenklasse nicht mit einer aktiven vergleichen. Der politische Kampf verändert ihren Charakter komplett. In Kapitel 6 von „Revolution im 21. Jahrhundert“ beschreibt Chris Harman das so:
Die meisten Menschen, die in einer kapitalistischen Gesellschaft aufgewachsen sind, akzeptieren die Grundzüge des Systems zu einem größeren oder kleineren Grad – seinen Rassismus, Sexismus, die Konkurrenz, die Gier und den Glauben daran, dass es keinen anderen Weg zum Leben gibt. Das hat Karl Marx gemeint, als er geschrieben hat: „Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse.“ Wichtig ist aber, wie er fortfährt:
Erst wenn diejenigen, deren Arbeit den Kapitalismus am Laufen hält, sich gegen Aspekte des Systems wehren, entdecken sie, dass sie die Macht haben, es lahmzulegen. Erst dann beginnen viele Menschen klar zu erkennen, dass ihre Interessen denen der Kapitalisten entgegengesetzt sind. Durch den Kampf entdecken sie, dass sie das System herausfordern können und dass sie als Klasse ein Interesse daran haben, sich zusammenzuschließen, um Profitstreben und Wettbewerb durch eine Gesellschaft demokratischer Selbstorganisation zu ersetzen. Durch den Kampf entdecken die Menschen, dass sie die kollektive Fähigkeit haben, die Gesellschaft zu verändern.

Menschen verändern sich im Kampf um die gemeinsame Sache. Das Erfahren der eigenen Macht, die Gesellschaft zu verändern, gemeinsame Streikerfahrungen und Erfolge – zusammen mit anderen Arbeiter:innen, mit queeren Menschen und geflüchteten Personen, etc. – verdrängen den geschürten Hass langsam. Wie Lenin mehrfach ausführt, braucht es dazu eine politische Führung, die sozialistische Ideen auch wirksam aufzeigt, vertritt und die Menschen politisiert – das ist kein Automatismus, sondern Arbeit an Organisation.

Revolutionäres Potenzial

Durch den Kampf entdecken die Menschen, dass sie die kollektive Fähigkeit haben, die Gesellschaft zu verändern.


Die wesentliche Bedingung für die Existenz und für die Herrschaft der Bourgeoisklasse ist die Anhäufung des Reichtums in den Händen von Privaten, die Bildung und Vermehrung des Kapitals; die Bedingung des Kapitals ist die Lohnarbeit. (Manifest der Kommunistischen Partei)
Das revolutionäre Potenzial der Arbeiter:innenklasse steckt im Kern dieses Zitates: die Arbeiter:innenklasse selbst ist es nämlich, die diesen Reichtum anhäuft. Die Kapitalisten entreißen uns die „Früchte unserer Arbeit“ und beuten uns um den Mehrwert, den wir produzieren aus. Damit ziehen sie „ihren eigenen Totengräber“ heran, wie Marx es formuliert.

Während die Unterdrückung (Rassismus, Sexismus, LGBTIQ+-Hass oder auch einfach nur die Befehlsgewalt des Managements und der Bürokratie) für Menschen direkt erfahrbar und täglich spürbar ist, geschieht die Ausbeutung „versteckt vor aller Augen“ hinter dem Mythos der „Normalarbeitszeit“. Judy Cox schreibt dazu:
Die falsche Dichotomie zwischen dem Fokus auf Klassen-Fragen während Fragen von Unterdrückung heruntergespielt werden versus dem Fokus auf den Kampf gegen Unterdrückung, während man Klassen-Fragen ignoriert, muss abgelehnt werden. Die Thematiken sind verbunden. Unterdrückung schwächt die gesamte Arbeiter:innenklasse und schwächt ihre Kapazität, sich gegen Milliardäre zu wehren, die sich als Aufständler inszenieren und von Verzweiflung profitieren.

Im Marxismus wird auch „Identität“ selbst als ein Resultat der Ausbeutung gesehen: Im Neolithikum hat sich vielleicht niemand die Frage nach dem Geschlecht eines Kindes gestellt – nicht weil es „nur zwei Geschlechter gab“, sondern weil die Frage an sich irrelevant war; Menschen waren Menschen. Eine „post-marxistische“ Modeerscheinung – die liberale Identitätspolitik – bricht mit genau dieser Logik. Hier wird die direkte, persönliche Unterdrückungserfahrung zum Kern der Ideologie, womit der Fokus des Kampfes nur mehr auf der Unterdrückung liegt. Wie wir bei Judy Cox aber sehen können: Es reicht nicht, nur eine Seite zu bekämpfen. (In „What White People Can Do Next: From Allayship to Coalition“ von Emma Dabiri gibt es eine gute Aufarbeitung dieses Themas. Siehe Buch-Tipp S. 22).

Für Marxist:innen stehen deshalb Arbeitskämpfe im Zentrum von erfolgreichen Revolutionen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Arbeiter:innenklasse während dieser durch Streiks und Erfolge genug Selbstbewusstsein bekommt, um die Macht über das System zu übernehmen – den Spieß umzukehren. Während dieser Bewusstseinsbildung, also dem Wandel von einer „Klasse an sich“ zu einer „Klasse für sich“, baut sich auch die notwendige Solidarität auf, um Rassismus, Sexismus, etc. zu überwinden (vgl. Klassenkampf und Identitätspolitik in der Era Trump, Judy Cox). Das wird nicht von heute auf morgen, überall gleich schnell, ausnahmslos und automatisch passieren, aber die Politisierung der Arbeiter:innenklasse und die politische Avantgarde (wie Lenin sie nennt) kann und muss dieses Momentum nutzen, um im Klassenkampf erfolgreich zu sein.

Was tun?


Die moderne Arbeiter:innenklasse, die Lohnarbeitende aller Länder inkludiert, ist die Mehrheit der Gesellschaft, die diese auch nach ihren Interessen umbauen kann. Diese Interessen werden aber auch erst im Kampf um diese Zukunft wirklich bewusst. Als Marxist:innen müssen wir also Organisation vorantreiben, sozialistische Positionen hörbar machen, und reformistischen und reaktionären Kräften Solidarität entgegensetzen, um ihre rassistische, sexistische und kriegstreiberische Politik als das zu entlarven, was sie ist: die gezielte Spaltung und Kleinhaltung der Arbeiter:innenklasse, die der Etablierung einer gerechten internationalen Gesellschaft entgegensteht. Politik spielt sich nicht nur im Parlament ab. Im Gegenteil: Politik findet überall da statt, wo Menschen zusammenkommen. Wo du arbeitest, sollst du auch Politik machen: Stimmung für Flüchtlinge machen, für Umweltschutz und gegen Nazis argumentieren, Spaltung entlarven, Rassismus gegenübertreten. Dort wo wir Menschen in ihrem Alltag erreichen, können wir ihre Meinung beeinflussen und ihnen aufzeigen, dass eine geeinte, sich selbst bewusste Arbeiter:innenklasse Macht hat.

Für eine sozialistische Gruppe ist die Antwort auf „Was tun?“ also: Wir müssen Menschen politisieren und die Gewerkschaften in unsere Kämpfe hineinziehen – unseren Mitmenschen klarmachen, dass sie nicht nur „eine einfache Hakler:innen“ sind, sondern Teil eines mächtigen Kollektivs, das politische Forderungen stellen und diese auch umsetzen kann – oder wenn nicht, alles blockieren kann, was Kapitalismus und Krieg am Laufen hält.