Fat White Family: Songs for our mothers
Bei dieser Band ist große Vorsicht geboten: Was von Kritikerseite zuletzt beim Auftritt am SXSW-Festival in Austin, Texas als „Psychedelic Nightmare“ tituliert wurde, ist in Wahrheit Bürgerschreck-Kultur par Excellence. Hier wird aus Rock- und Garagenpunk-Versatzstücken – unterlegt mit sehr viel Hall und Prosa im Stile von William S. Burroughs – eine Satire auf den Rock’n’Roll gebraut, die live in hochpolitische Performancekunst mündet. Zugegebenermaßen schrammen sie dabei mit ihren explizit provokanten Texten immer wieder an der Geschmacksgrenze. Das war schon so beim Debut „Champagne Holocaust“ (2013), und so auch beim neuen Album „Songs for our mothers“. Da marschiert der „Duce“ zu martialischen Chorälen und klingt dabei wie ein Italo-Western, „Whitest Boy On The Beach“ erinnert musikalisch an Marc Bolan und T.Rex, im Video dazu wird Fascho-Ästhetik persifliert. Für eine Band, die sich selbst als „stramm links“ bezeichnet, klingt das alles ein wenig überdreht, doch Fat White Family wollen eher mit politischer Unkorrektheit empören als informieren. Immerhin zeigen sie sich als klare Unterstützer des Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn und hin und wieder tauchen in den Visuals der Band auch Socialist-Worker-Plakate auf.
Fazit: Kunst und insbesondere Punk muss provozieren dürfen, doch Fat White Family lassen mit ihrer Attitude eher an den Nihilismus der Sex Pistols denken denn an den Kampf für eine gerechtere Welt der Clash, und es bleibt abzuwarten, in wie weit es der Band gelingt, ihre sehr wohl vorhandene Gesellschaftskritik auf den Punkt zu bringen und in das Bewusstsein ihrer Zuhörerschaft zu transportieren.
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