Die engen Netzwerke zwischen Identitären, Alt-Right und FPÖ

Das Fiasko der Mittelmeer-Mission „Defend Europe“ gegen Flüchtlinge legt die gefährlichen Verbindungen zwischen „identitären“ Sturmtruppen, freiheitlichen Politikern und der sogenannten „Alt-Right“-Bewegung in den USA offen.
12. September 2017 |

Der Kapitän des Nazi-Schiffs, das im Mittelmeer Jagd auf NGO-Schiffe machen wollte, war ein ehemaliger FPÖ-Angestellter im Parlament. Der „Identitäre“ Alexander Schleyer war bis Ende März 2017 Büromitarbeiter des blauen Abgeordneten Christian Höbart. Schleyer ist wie Höbart Mitglied einer deutschnationalen Burschenschaft („Corps Hansea Wien“). Auf Facebook hetzte Schleyer gegen „ungezogene Kanackenkinder“ und ihre „primitiven Eselfickerkulturen“. Homosexuelle Flüchtlinge bezeichnete er in NS-Diktion als „Zersetzer“. Er postete Bilder seiner Handfeuerwaffe mit den Worten „Das nächste Mal schreiten wir ein, meine Glock und ich“.

Eine der zentralen Figuren hinter der rechtextremen Mission „Defend Europe“ war Patrick Lenart, Leiter der „Identitären“ in der Steiermark, der ebenfalls bestens mit der FPÖ vernetzt ist. Am 4. November 2015 traf sich Lenart zum Gespräch mit der FPÖ-Spitze in der Biker-Bude „Las Legas“ in Spielfeld. Man posierte sogar für ein gemeinsames Foto: Lenart, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der steirische Parteiobmann Mario Kunasek und weitere FPÖ-Funktionäre.

Vilimsky bei Trump-Feier

Nach Trumps Wahlsieg schwärmte Lenart auf Youtube für die sogenannte „Alt-Right“-Bewegung (Alternative Rechte) in den USA und ihre „schillerndsten Leute“. Er resümierte: „Das gleiche brauchen wir hier in Österreich.“ Meint er damit Leute wie Richard Spencer, der die rechtsextreme Meute in Charlottesville anstachelte? Er dachte wohl auch an die Alt-Right-Bloggerinnen Brittany Pettibone und Laura Southern, die das Nazi-Schiff im Mittelmeer mit ihren grauslichen Beiträgen begleiteten.

Pettibone verbreitete im Internet Verschwörungstheorien vom „Genozid an den Weißen“, Southern twitterte Fotos mit Maschinengewehren zur Abwehr von „illegalen Immigranten“. Während beide Trump in der Wahlnacht auf Twitter zum Sieg gratulierten, feierte eine FPÖ-Delegation um den blauen Delegationsleiter im EU-Parlament Harald Vilimsky direkt im Trump-Tower in New York. Mit dabei (schon wieder) der steirische FPÖ-Chef Kunasek und die Salzburger FPÖ-Obfrau Marlene Svazek (bei der kommenden Wahl auf Listenplatz 4).

Ku-Klux-Klan

David Duke, der bekannteste militante Neonazi und Holocaustleugner in den USA, rief seine fast 50.000 Anhänger über Twitter dazu auf, das Nazi-Schiff finanziell zu unterstützen. Duke war „Großer Hexenmeister“ im Ku-Klux-Klan, die höchste Position, die man im Klan erreichen kann. In Österreich hat er zwei Wohnsitze – in Zell am See und in Salzburg. Die US-amerikanische Journalistin Sarah Kendzior, die in den 1990er-Jahren den Aufstieg der FPÖ in Österreich mitverfolgte, verglich Duke mit dem ehemaligen FPÖ-Chef Jörg Haider.

An Bord des Nazi-Schiffs war auch der „Regionalleiter“ der Berliner Identitären, Robert Timm. Am 14. Juni 2016 nahm er zusammen mit der Landstraßer FPÖ-Bezirksrätin, Katharina Walter, an einer Demonstration der „Identitären“ in Wien teil. Nur kurz zuvor wurde er gemeinsam mit einem Funktionär des FPÖ-Kooperationspartners AfD mitten in einer Gruppe rechter Fußballfans gesichtet, aus der heraus mehrfach der Hitlergruß gezeigt und „Arbeit macht frei“ und „Zecken, Zigeuner und Juden“ gerufen wurde.

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Von der besagten blauen Bezirksrätin Walter gibt es wiederum gemeinsame Fotos mit dem FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer und dem Identitären-Chef Martin Sellner. Sellner war der elitäre Wortführer am Nazi-Schiff. Am Rande der Proteste gegen FPÖ-Burschenschafterball schoss er mit einer Gaspistole auf Antifaschist_innen. Sellner demonstrierte in Gedenken an die Nazi-Ikone Walter Nowotny und stammt aus dem Umfeld des Neonazi und verurteilten Holocaustleugners Gottfried Küssel.