Aktiv gegen Abschiebungen: „Wir sind nicht allein!“

Der Autor dieses Leserbriefs, Christian Volek, organisierte am 12. Mai eine Kundgebung mit dem Motto „Wir sind nicht allein“ vor dem Innenministerium. Geflüchteten Menschen und ehrenamtlichen Helfer_innen sollte die Gelegenheit gegeben werden, sich gegenseitig Mut zu machen und den täglichen Schreckensnachrichten etwas entgegenzuhalten.
22. Mai 2018 |

Wer kennt das nicht? Ein Blick in die sozialen Medien und schon wieder eine Abschiebung einer gut integrierten Familie, vorbildlichen Lehrlingen, einfach Menschen, die unter uns, mit uns leben.

Nicht nur das Zerstören der Leben von den Menschen die da herausgerissen und in Kriegsgebiete abgeschoben werden, sondern auch der Schlag ins Gesicht der viele Helferinnen.

Die Abschiebung von Ahmad Jan, der von Doro Blancke betreut wurde, und Nachrichten wie diese waren für mich der Anlass etwas zu tun.

Nachricht: Mir geht es die letzten Tage immer schlechter. Gestern bin ich total zusammengebrochen. Gestern hat mich mein ganzer Mut verlassen und ich dachte, ich kann nicht mehr.

Es war meine Absicht, den Menschen wieder Mut zu geben, sie wieder aufzurichten, ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Den Menschen die Möglichkeit geben, aufeinander zuzugehen und sich kennenzulernen, sich gegenseitig zu stützen, sich auszutauschen.

Doro begann sofort mit Mobilisieren und auch ich versuchte, meine Fühler auszustrecken. Nicht gerechnet hatte ich mit den vielen helfenden Händen, die sofort zur Stelle waren. Erst jetzt wurde mir klar, dass es sich hier um ein Fass handelte, das kurz vor dem Überlaufen stand.

Freundinnen, die die Brücken zu Vortragenden legten, die im Café aufspringen und binnen weniger Minuten steht mir eine Tonanlage zur Verfügung. Andere, die mir unter die Arme greifen, wo auch immer alles Neuland für mich ist (Anmeldung, Requisiten, Links zu Seiten usw.) Ideen die eingebracht werden

(z.B. ein Livestream damit auch Ahmad Jan und andere Abgeschobene aus Afghanistan mit dabei sind.)

Mir war klar, es muss jetzt passieren. Die Wunden sind offen und viele Helferinnen am Verzweifeln. Auch wenn das heißt, es gibt nur eine Woche Vorbereitungszeit, JETZT!

Rückwirkend betrachtet kann ich nur sagen, es hat sich gelohnt. Auch wenn wir viele Wunden neu aufgerissen haben, so hat es allen gezeigt „Wir sind nicht alleine“. Die Vernetzung hat begonnen und viele Menschen stehen jetzt miteinander in Kontakt. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist getan. Nur gemeinsam werden wir imstande sein, dem übermächtigen Gegner, diese menschenverachtende Regierung, eine starke Front entgegenzuhalten.

Diese Zeilen wurden nach der Veranstaltung an mich gerichtet und das sollte sich jeder vor Augen halten: „Ich war sehr berührt. Es war wirklich schön, das quasi elektronisch von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Durchführung beobachten zu können. Es war sehr bewegend gestern. Das Beste daran, es funktioniert einfach. Ein paar Leute tun sich zusammen und machen was, das ist sehr gut…“

Christian Volek
Aktivist

Leser_innenbriefe spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider