Besiegelt Trump die Klimakatastrophe?
Am 4. November, vier Tage vor der Wahl, trat das Paris-Abkommen in Kraft, das die etwa 200 unterzeichnenden Nationen verpflichtet, die globale Erwärmung unter 2°C zu halten. Donald Trump möchte das Abkommen so schnell wie möglich wieder verlassen und möglicherweise sogar aus der Klimarahmenkonvention von 1992, dem Dach-Abkommen von Paris, aussteigen. Das Team Trump diskutiert nicht ob, sondern wie schnell, internationale Verpflichtungen der USA zur Bekämpfung des Klimawandels negiert werden können.
Der prominente Klimaforscher Michael Mann warnte vor dem designierten Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten: „Trumps Präsidentschaft könnte das Game Over für das Klima bedeuten.“ Kevin Trenberth vom US-Zentrum für Atmosphärenforschung spricht sogar von „einer vollkommenen Katastrophe für den Planeten.“
Verheerende Pläne
Der unter Barack Obama zur Verringerung der CO2-Emissionen beschlossene Clean-Power-Plan soll abgeschafft werden, ebenso sämtliche staatlichen Förderungen in erneuerbare Energien, sowie finanzielle Hilfen für sogenannte Entwicklungsländer, die unter den Folgen des Klimawandels wie Fluten, Hitzewellen und Dürren leiden. Umstrittenen Öl- und Gas-Pipeline-Projekten, die bisher durch große Proteste verhindert wurden, soll nichts mehr im Wege stehen.
Zuerst sollte der Öl-Milliardär Harold Hamm Energieminister werden. Als dieser den Job ablehnte, nominierte Trump für den Posten den konservativen Klimawandel-Leugner Rick Perry, der noch 2011 das Energieministerium abschaffen wollte und behauptete, es gäbe keine gesicherten wissenschaftlichen Beweise für den Einfluss des Menschen auf die Erderwärmung. Die designierte Innenministerin Sarah Palin (bereits für ihren Rassismus bekannt) ist eine begeisterte Unterstützerin von Öl- und Gas-Bohrungen und bezeichnete fossile Brennstoffe als „Dinge, die Gott auf diesen Teil der Erde platziert habe, damit die Menschheit sie nutzen kann“.
Auch Trump selbst betonte, mehr Kohle, Öl und Gas fördern zu wollen, um die Energieversorgung der USA unabhängig zu machen. Dadurch würde auch das besonders umweltschädliche Fracking auf Teufel komm raus betrieben werden, um schwerer zugängliche Öl-Quellen zu erschließen. Vor Naturschutzgebieten wie dem Yellowstone-Park wird künftig kein Halt gemacht.
Betrug: Klima-Abkommen
Der Rückschritt, den Trumps Politik bedeutet, darf nicht als Ausrede für die anderen Regierungen der Welt durchgehen. Die Ignoranz des neu gewählten US-Präsidenten stellt zweifellos einen neuen, traurigen Tiefpunkt im Kampf gegen den Klimawandel dar, jedoch keinen Bruch mit der weltweit vorherrschenden Politik, die seit Jahrzehnten wissentlich auf eine Klimakatastrophe zusteuert.
Daran ändert auch das Paris-Abkommen nichts, das der Klimaforscher James Hansen treffend als Betrug bezeichnete. „Es wird nicht gehandelt, nur Versprechungen. Solange fossile Brennstoffe die günstigsten sind, werden sie weiter verbrannt werden“, so Hansen. Der derzeitige EU-Kommissar für Klimaschutz, Miguel Arias Cañete, ist ein ehemaliger Öl-Manager, der als Umweltminister in Spanien Fracking genehmigte, Öl-Bohrungen auf den Kanaren vorantrieb und erneuerbare Energien verhinderte. Im Kampf gegen den Klimawandel ist auf Regierungen kein Verlass.
Massenproteste können Klimazerstörung stoppen
Trump wird es nicht so leicht haben, wie er denkt. Selbst der Vertreter_innen des Klimasünders US-Militär warnen mittlerweile vor dem Klimawandel als „unmittelbares Risiko für die US-Sicherheit“. Der Pentagon-Bericht National Security Strategy 2015 listet bei größten Gefahren für die USA Klimawandel auf Platz 6 hinter militärischen Angriffen, globalen Wirtschaftskrisen, Massenvernichtungswaffen und globalen Epidemien.
Große Proteste können die Herrschenden, die keinen Klimaschutz betreiben wollen, in die Defensive drängen. In den USA gab es in den letzten Jahren riesige Demonstrationen gegen fossile Energien. Die Pipelines, die ursprünglich von Obama hätten genehmigt werden sollen, wurden durch Proteste verhindert. Michael Brune, Direktor von Sierra Club, der größten Naturschutzorganisation in den USA, kündigte Widerstand an. Dieser könne Trump mit seiner rückschrittlichen Klimapolitik in Gerichten, dem Kongress und auf der Straße bekämpfen.
David Heuser ist Erdwissenschafter und studierte an der Universität Wien. Redaktionelle Mitarbeit: Marilen Lorenz.