Carlota Lucumí
Nicht nur in der Haitianischen Revolution erhoben sich Sklav_innen gegen ihre Unterdrücker, auch in Kuba kämpften sie um ihre Befreiung. Carlota Lucumí, auch bekannt als „La Negra Carlota“, war eine von ihnen, die im Triunvirato-Aufstand 1843 dieses tyrannische System stürzen wollte. Carlota stammte vermutlich aus der afrikanischen Volksgruppe der Yoruba, deren Heimat sich auf das heutige Nigeria, Ghana, Togo und Benin erstreckt, bevor sie entführt und versklavt wurde. Weit weg von ihrem alten Zuhause war sie nun gezwungen, auf einer Zuckerrohrplantage in der kubanischen Provinz Matanzas zu schuften. Denn zu ihren Lebzeiten war die Wirtschaft der Karibikinsel komplett auf die Ausbeutung afrikanischer Sklaven auf Zuckerrohr- und Tabakplantagen ausgelegt. Matanzas war im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts ein bedeutendes Handelszentrum und das Zuckergebiet schlechthin, weshalb dort unter den westlichen Gebieten der Insel die meisten Sklavinnen und Sklaven lebten. Wenig überraschend waren in dieser Provinz die Sklavenaufstände häufiger als in allen anderen Teilen Kubas.
Triunvirato-Rebellion
Einen Höhepunkt erreichten die Rebellionen 1843, der bedeutendste davon am 5. November auf der Zuckerrohrplantage Triunvirato, wo um die 200 Sklav_innen festgehalten und ausgebeutet wurden. Die Direktorin des Museums Palacio de Junco, Isabel Hernández Campos, welche mit im Forschungsteam war, das sich mit diesen Ereignissen beschäftigt, berichtet über die Plantagenbesitzer: „Sie waren stolz darauf, die Sklaven gut zu behandeln, aber als wir die Dokumente von damals durchsahen, entdeckten wir viele Beschwerden der Sklaven wegen Misshandlungen“. Die Peitsche diente als gängiges „Antriebsmittel“. Carlota hatte genug davon und so schmiedete sie mit verbündeten Sklav_innen, in der Zuckermühle versammelt, einen Plan. Zuckerrohrschneider, bewaffnet mit ihren Arbeitswerkzeugen, den Macheten, zogen angeführt von Carlota aus, um die anderen Sklav_innen zu befreien. Carlota organisierte ihre Verbündeten mittels Nachrichtentrommeln und verständigte benachbarte Plantagen, die sich den Aufständischen anschließen würden. Die Sklavenhalter „verstanden“ die Botschaften der Trommeln nicht und konnten so einfach überrascht und überwältigt werden.
Die Rebellierenden übernahmen die Kontrolle über die Triunvirato-Plantage, brannten ein Haus, in dem Sklav_innen gefoltert und gequält wurden, nieder und töteten ihre alten Herren, wenn sie nicht schnell genug fliehen konnten. Das bekam auch die Tochter eines Plantagenaufsehers, María de Regla, zu spüren, als Carlota sie mit ihrer Machete angriff. Wäre das nur eine Szene aus einem Film, in dem ehemals Unterdrückte gerechte Rache an ihre Peiniger üben können, es wäre ein Moment der Katharsis.
Niederschlagung des Aufstands
Im Laufe der nächsten zwei Tage zogen die flammenden Aufstände über fünf Zuckerrohrplantagen und einige Kaffeeplantagen hinweg. Doch als die Aufständischen Richtung Südosten zogen, kippte die Lage: Sie trafen auf spanische Truppen, die in einer Schlacht von zwei Stunden die Sklav_innen überwältigten. Eine nicht unbeträchtliche Zahl konnte fliehen, doch viele starben im Kampf oder wurden gefangen genommen und später hingerichtet. Unter denen, die ihr Leben im Kampf um die Freiheit lassen mussten, war auch Carlota. Als Reaktion auf die Rebellionen wurde die Unterdrückung umso brutaler und blutiger, um andere versklavte Menschen so einzuschüchtern, dass sie es nicht mal wagten, an eine neue Revolte zu denken. Sklav_innen von unzähligen Mühlen, Plantagen und Landgüter wurden ermordet. Ein komplettes Zurück zur Normalität sollte es dennoch nicht mehr geben. Die Ereignisse der Aufstände, die Geschichte von der erfolgreichen Revolution in Haiti, das alles konnte nicht verheimlicht werden. Die alte Ordnung der Sklavenhalter sollte nicht ewig aufrechterhalten werden.