Flüchtlingsheim Fieberbrunn: Milde Strafen für Attentäter

Unverständnis und Empörung löste bei vielen das auffällig milde Urteil gegen die Attentäter auf das Flüchtlingsheim in Fieberbrunn bei Innsbruck. Helmut Muigg von den FreiheitskämpferInnen hat die Flüchtlinge nach dem Anschlag besucht und fragt nach den Motiven.
28. April 2015 |

Das Urteilt ist milde. Die jungen Männer, die in der Nacht vom 29. Oktober letzten Jahres in Fieberbrunn nahe Innsbruck ein Flüchtlingsheim attackierten, fassten lediglich Geldstrafen um die 300 Euro.

Feuerwerksraketen wurden gegen das Haus geschossen, ausländerfeindliche Parolen gebrüllt. Im Prozess waren aus fünf Angreifern plötzlich nur mehr drei geworden. Von einer Softgun (die einer echten Waffe täuschend ähnlich sieht) und einem Baseballschläger, die laut Zeugen im Spiel waren, war keine Rede mehr. Auf die konkreten Ereignisse der Nacht wurde kaum eingegangen. Konsequent hat das Gericht die politische Motivation ignoriert. Die sehr jungen und eher schmächtigen Angeklagten rechtfertigten die Tat als Racheaktion, weil ein Asylwerber einem von ihnen das Handy gestohlen hätte (das aber zwei Tage später wieder aufgetaucht ist).

Integration unerwünscht

Helmut Muigg, Vorsitzender des Tiroler Bunds sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, der den Ort gut kennt, hat die Flüchtlinge am Tag nach dem Anschlag besucht. Er erzählt, dass sie neben der akuten Angst, die der nächtliche Spuk ausgelöst hat, unter einem Gefühl der Isolation und des Informationsmangels leiden. Viele glauben, in einer Stadt wären sie sicherer und besser informiert, außerdem scheint die Heimleitung die Flüchtlinge an der kurzen Leine zu halten.

Derart abgelegene Unterkünfte sollen die Integration, die ständig gefordert wird, verhindern. Für Muigg spielte auf der Täterseite Perspektivlosigkeit, soziale Verwahrlosung und fehlende Bildung eine gewichtige Rolle. Die Angeklagten seien allesamt arbeitslos gewesen, einige hatten auch schon Vorstrafen wegen kleinerer Delikte.

Diese Situation führte, zusammen mit rassistischer Propaganda aus den Medien, zu der Tat. Für Muigg stehen diese Jugendlichen „vor dem Abgrund“ und es wäre eigentlich nötig, sie durch Bewährungshilfe und andere Maßnahmen davon abzuhalten, weiter abzudriften, sich womöglich rechten Organisationen anzuschließen. Natürlich hätten Gefängnisstrafen wohl kaum eine bessernde Wirkung auf die Jugendlichen gehabt, abgesehen von der Ungerechtigkeit, dass die Politiker, die mit ihrer Hetze zu solchen Taten animieren, nie bestraft werden.

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.