Dem Kindergartenpersonal reichts!

Über 5.000 Elementarpädagoginnen und -pädagogen strömten heute aus ganz Wien in den Votivpark, um an der öffentlichen Betriebsversammlung der privaten Kindergärten und Horte teilzunehmen. Die Forderungen waren klar: mehr Geld, mehr Personal und kleinere Gruppen. Linkswende war vor Ort und hat mit den Protestierenden gesprochen.
12. Oktober 2021 |

Für Barbara ist es wichtig, auf die Bedürfnisse einzelner Kinder eingehen zu können: „Es ist mir ein ganz großes Anliegen, dass die Kinderzahl in den Kindergarten gesenkt wird, um eine qualitativ hochwertige Arbeit leisten zu können. Mit 25 Kindern in einer Gruppe, 20 Stunden ist die Assistentin in der Woche in der Gruppe. Was soll da gehen? Eine individuelle Förderung kann leider nicht so stattfinden, wie wir’s gerne machen täten.”

Auch Jessi findet: „Es sind für diesen Job auf jeden Fall zu viele Stunden. Zu viel Verantwortung für eine einzelne Person und so viele Kinder. Der Betreuungsschlüssel passt überhaupt nicht.” Ihre Kollegin Janine bemängelt, „dass Kinder in die Kindergärten nur reingesteckt werden und es kein Geld für die Kinder gibt.”

David sieht das ähnlich: „Wir werden nicht als eine Bildungsinstitution wahrgenommen, es geht nur um die Betreuung, das wird auch von den Politikern immer gesagt. Aber wir sind keine reine Betreuungsstätte, es geht um eine Wertevermittlung für die Gesellschaft.” Ein weiterer Grund, für ihn, am Protest teilzunehmen: „Natürlich auch die Entlohnung für die Arbeit, die wir da eigentlich leisten, auch für unsere Gesellschaft.”

Stephanie findet es ungerecht, dass sie als Privatangestellte schlechter bezahlt wird, als das Personal in den öffentlichen Kindergärten: „Es geht darum, dass die Privaten genau das gleiche Geld wie die Stadtkindergärten kriegen. Wenn das Geld bei beiden in die Höhe geht, wär’s natürlich noch besser.”

„Die Arbeitsbedingungen in unserem Bereich sind einfach brutal hart”, sagt Christoph. Er arbeitet in einem Kindergarten mit zwei Kindergartengruppen und einem Hort. Auch er sieht großen Aufholbedarf beim Betreuungsschlüssel: „In meiner Gruppe gibt’s 22 Kinder, der empfohlene Schlüssel wäre sieben Kinder auf eine Pädagogin oder einen Pädagogen. Wenn man sieben hat, kann man tatsächlich mal eine Stunde auf eins eingehen, bei 22 ist das komplett unmöglich.”

Er sieht die Betriebsversammlung als einen politischen Protest: „Dass wir, die so wichtige Arbeit leisten, so schlecht bezahlt werden, das ist ja nur ein Spiegelbild für die Geringschätzung, die wir durch die Politik erfahren.” Sichtlich erfreut, ist er über das Zusammenrücken der Pädagog_innen: „Ich bin froh, dass wir uns jetzt stärker und enger organisieren, denn nur so werden wir was weiterbringen.”

Margret arbeitet seit 27 Jahren als Pädagogin im Kindergarten. Sie sieht die Politiker in der Pflicht: „Versprochen wurde uns schon sehr viel. Die Corona-Krise hat gezeigt, auf einmal gab’s eine Menge Geld für alles mögliche, aber für die Bildung wieder keinen Cent. Durch die Corona-Krise sind die Probleme an die Oberfläche gekommen, aber es hatsie schon immer gegeben. Das ist kein Problem im Bildungssystem, das es erst seit zwei oder fünf Jahren entstanden ist.”

Margret ist zuversichtlich für den Erfolg des Protests: „Ich hoffe natürlich, dass es heute etwas bringt, es nicht meine erste Betriebsversammlung. Ich bin jederzeit bereit, wieder auf die Straße zu gehen. Ich zerreiße meine Jean, wenn es notwendig ist.”