Die Anbiederung beider Kandidaten widerte mich an

Peter war einer von 1,6 Millionen Menschen (zwei Drittel der Van der Bellen-Wähler_innen), die gegen Norbert Hofer gestimmt haben. Sende uns auch du Leserbriefe unter linkswende@linkswende.org.
21. Dezember 2016 |

Jetzt hat er also doch verloren der Kandidat von der FPÖ. Wir können wirklich froh darüber sein, dass die Meinungsforscher, wie schon so oft in letzter Zeit, wieder völlig danebenlagen.

Ich gehöre zur Mehrheit derer, die ihm ihre Stimme nicht gegeben haben. Dass vor allem die Frauen Hofer verhinderten, macht mich besonders glücklich. Obwohl mich, ehrlich gesagt, vor allem ab der zweiten Hälfte des Wahlkampfs, beide Kandidaten mit ihrer Anbiederung an alle möglichen Bevölkerungsschichten bereits anwiderten.
Aber speziell er hätte eine Katastrophe für diese Land bedeutet. Sowohl in der Innen- als auch in der Außenpolitik.

Ich kann keinen Mann wählen, der mit einer Kornblume bei einer Angelobung antritt, einem so offensichtlichen Zeichen der Nationalsozialisten. Der ein Buch herausgibt und darin ein Vorwort schreibt, dass neben völlig esoterischen Schwachsinnigkeiten nur so von antifeministischen, nationalistischen und auch rassistischen Aussagen strotzt, um dann zu behaupten, er hätte dieses Buch gar nicht gelesen. Einem Mann, der so oft an der Wahrheit vorbeimanövrierte, dass Münchhausen dagegen als Wahrheitsfanatiker dastehen würde. Einem Mann, der mit dem ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission vor laufender Kamera lauthals zu streiten beginnt und mit dem üblichen Totschlagargument der Rechten, „ob er denn zu Hause Flüchtlinge aufgenommen hätte“ den Vogel abschießt.

Ich war am Ende des Wahlkampfes froh, als er bei der letzten Fernsehdiskussion immer wieder für Momente sein wahres Ich der Öffentlichkeit präsentiert hat, dass er eigentlich keine Ideen und Argumente hat, sondern bloß Gemeinplätze von sich geben kann und eine gewisse Fertigkeit im Zerstören von Gesprächen besitzt.
Aber wie gesagt, er hat die Wahl verloren, und nun sollten wir uns anderen Dingen zuwenden:

  • Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich immer mehr und immer mehr Menschen geraten in die Armutsfalle.
  • Die immer größer werdende Automatisierung der Industrie mit den damit verbundenen Jobverlusten erfordert JETZT entsprechende vorausschauende Maßnahmen.
  • Die immer schlechter werdenden Beziehungen zwischen der EU und der Türkei könnten eine neue Flüchtlingswelle auslösen.
  • In den USA wird ein Typ von Mann Präsident, mit dem ich keine Sekunde alleine in einem Lift verbringen möchte.
  • Und schließlich stehen wir durch den beschleunigten Klimawandel und den damit verbundenen Katastrophen wohl vor der größten Völkerwanderung aller Zeiten.

Wir haben also genug wichtige Themen nach dieser im Nachhinein und im Vergleich betrachtet so unwichtigen, aber hoffentlich in die richtige Richtung weisenden Wahl.

Peter Heinz Trykar

Der Verfasser/die Verfasserin hat den Artikel mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.
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