Emissions Gap Report: Verfünffachung der Ambitionen gefordert
Der Emissions Gap Report des UN-Umweltprogramms (UNEP) liefert erschreckende Erkenntnisse – auch wenn sie aufmerksame Verfolger der internationalen Klimakonferenzen nicht ganz verwundern werden. Eindringlich fordert die Studie einen „radikalen Wandel“ in der Klimapolitik und macht 2020 als das Schlüsseljahr aus, in dem es uns noch gelingen kann, das Ruder herumzureißen.
Wir stehen knapp davor, uns die Chance zu verbauen, die Erderwärmung noch auf 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken. Machen wir weiter wie bisher, ist dieser Pfad schon in wenigen Jahren versperrt – mit allen Konsequenzen: etwa wird der Grönländische Eisschild vollständig abschmelzen.
Staaten verpflichten sich auf den Klimagipfeln bekanntlich nicht, die Emissionen zu senken, sondern sie versprechen es lediglich in sogenannten „national festgelegten Beiträgen“ (engl. Nationally Determined Contributions, NDCs). Der Emissions Gap Report stellte nun fest, dass die Staaten ihre Beiträge zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens verfünffachen müssten. Wobei die tatsächlichen Emissionen bereits jetzt über den Versprechungen liegen. Kein Wunder, denn bei Nichteinhaltung gibt es keine Sanktionsmöglichkeiten.
Nach 2010 hätten die Emissionen noch um 3 Prozent jährlich reduziert werden müssen, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Inzwischen sind es 8 Prozent pro Jahr, weil nichts passiert ist. Aber Vorsicht, das ist noch zu konservativ gerechnet. Der Bericht geht (leider!) wie viele Szenarien davon aus, dass gegen Ende des Jahrhunderts aktiv CO2 aus der Luft gefiltert wird („net-negative emissions“), mit umstrittenen und noch gar nicht ausgereiften „Carbon Capture and Storage“-Methoden (CSS). Deswegen müssen die Einschnitte noch viel gravierender sein, sie liegen nicht bei 8 Prozent Emissionsreduktion jährlich, sondern laut CarbonBrief bei 15 Prozent.